Ludwig van Beethoven
Als "Titan" wird Ludwig van Beethoven ja gemeinhin apostrophiert. Ein Held im Kampf mit der Welt und sich selbst, der mit seiner dritten Sinfonie die Musikgeschichte erobert wie Napoleon, in der Fünften dem Schicksal in den Rachen greift und in der Neunten die Menschheit verbrüdert. Dabei vergisst man leicht: Beethoven hatte Humor! Musikalisch zeigt er sich ganz besonders in seiner achten Sinfonie.
Von Anfang an geht Beethoven munter zur Sache. Ganz ohne Einleitung stürmt er mit einer gut gelaunten Geste voran und lässt sogar die Pauke die übermütigen Achtelläufe der Violinen mitspielen. Dafür endet der Satz kokett im Pianissimo. Lange Zeit glaubte man, die charmante Melodie des zweiten Satzes stamme von einem Kanon, den Beethoven spontan für den befreundeten Ingenieur Johann Nepomuk Mälzel komponierte, als Dank für die Erfindung des Metronoms. Inzwischen weiß man: Der Kanon entstand später, und ob ihn Beethovens Biograf Anton Schindler, auf den diese Anekdote zurückgeht, nicht gleich selbst schrieb, lässt sich heute kaum nachvollziehen. Tatsächlich aber erinnert die Musik an ein tickendes Uhrwerk. Es folgt ein geradezu archaisches Menuett, dessen pompöser Gestus hörbar durch die Tatsache getrübt wird, dass die Holzbläser gleich ihren ersten Einsatz zu verpassen scheinen. Der Finalsatz beginnt im verheißungsvollen Flüsterton, nur um den Hörer*innen unvermittelt einen äußerst unanständigen Ton entgegenzuschleudern – "als ob jemand mitten im Gespräch die Zunge herausstreckt", empfand es Beethovens Kollege Louis Spohr.
Der entspannte Grundton mutet umso merkwürdiger an, wenn man sich Beethovens damalige Lebensumstände vergegenwärtigt. Sowohl sein Gehör als auch sein Magen hatten sich so sehr verschlechtert, dass er den gesamten Sommer 1812 in böhmischen Kurorten verbrachte. Andererseits schrieb er einen langen Liebesbrief an eine Frau, deren Identität bis heute nicht geklärt ist: "Schon im Bette drängen sich die Ideen zu Dir, meine unsterbliche Geliebte. Ja, ich habe beschlossen, so lange in der Ferne herumzuirren, bis ich in deine Arme fliegen kann." Die Fröhlichkeit der Sinfonie könnte also auch diesen Grund haben: Beethoven war verliebt!