Was war Ihr erstes prägendes Musikerlebnis?
Ich stamme zwar nicht aus einer Musikerfamilie, aber soweit ich mich zurück erinnern kann, wurde bei uns zuhause bei jeder Gelegenheit irgend etwas gesungen. Ganz besonders erinnere ich mich an die Stimmen meines Opa`s und meiner Mutter.
Was bedeutet Ihnen Musik?
Musik ist in irgend einer Form immer in mir. Musik kann ich "einsetzen", um mich zu stabilisieren, wenn ich traurig bin; sie gibt mir Kraft, sie macht mich fröhlich, entspannt mich, oder sie läßt mich meditieren. Sie ist zuverlässig und variabel. Ein Leben ohne Geige kann ich mir vorstellen- aber ein Leben ohne Musik nicht.
Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?
Mich fasziniert, daß ich mich über mein Instrument und über das Orchester ausdrücken kann- auch wenn der Rahmen vorgegeben ist. Es ist ein tolles Gefühl, sich mitteilen zu können und gehört zu werden. Auf einer Bühne in einem wunderbaren Konzertsaal zu sitzen erfordert lange und gewissenhafte Vorbereitung, kostet manchmal Nerven und ist oft auch physisch anstrengend. Aber die Begeisterung - oder gar der "Flow"- während des Spielens, und der Beifall danach entlohnen für alles.
An welches faszinierende Musikerlebnis als Zuhörer erinnern Sie sich?
Ich bin ein DDR-Kind und nahm während meines Studiums mehrfach an Internationalen Musikwettbewerben teil- auch im westlichen Ausland. Als ich von einem solchen zurückkehrte und kurz Aufenthalt in West-Berlin hatte, wollte ich mir unbedingt die Berliner Philharmonie anschauen. Ich hatte ein Riesenglück: Das Orchester probte gerade Mahler unter Bernard Haitink, und ein netter Pförtner ließ mich heimlich in den großen Saal. Da saß ich nun, ganz oben in der letzten Reihe, mit Tränen in den Augen, und hörte dieses wundervolle Orchester- in dem Bewußtsein, daß es vielleicht nur dieses eine Mal gab. Es war nur eine Probe- aber für mich damals das schönste Konzert der Welt.
Wobei können Sie sich entspannen?
Ich bin gern mit Familie und Freunden zusammen- das erdet mich. Ansonsten mag ich alles, was mit Kultur zu tun hat: Bücher, Theater, Malerei, Filme. Wenn ich in Köln Ruhe brauche, entspanne ich mich am liebsten bei langen Spaziergängen am Rhein. Und im Urlaub liebe ich es zu verreisen, auch in entferntere Länder. Der Blick von außen, und auch die Auszeit von der Geige, lassen mich vieles reflektieren- danach freue ich mich immer wieder auf das Leben zuhause.
und noch mehr:
Carola Nasdala stammt aus Magdeburg. Ihren ersten Geigenunterricht erhielt sie im Alter von 5 Jahren bei Karl-Georg Deutsch. Sie studierte an der Musikhochschule "Franz Liszt" in Weimar (bei Fritz Ehlers, Jörg Hofmann, Jost Witter) und absolvierte ein Zusatzstudium in Prag beim Smetana-Quartett. Meisterkurse und Fortbildungen besuchte sie unter anderem beim Amadeus-Quartett, bei Thomas Brandis, Andre Gertler und Wolfgang Marschner.
Sie ist Preisträgerin mehrerer internationaler Violin-und Kammermusik-Wettbewerbe (u.a. Streichquartett-Wettbewerb Evian, Spohr-Violinwettbewerb Freiburg, Jeunesses Musicales Belgrad), erhielt mehrere Förderpreise und Stipendien. Es folgten zahlreiche Auftritte als Solistin, mit dem Nasdala-Quartett und dem Trio Triton (unter anderemMozarteum Salzburg, Leipziger Gewandhaus, Konzerthaus Berlin, Musikhalle Hamburg).
Lehrtätigkeit an der Franz-Liszt-Hochschule Weimar, am Konservatorium Osnabrück, beim Landesjugendorchester NRW. Carola Nasdala ist seit 1994 Mitglied und nunmehr stellvertretende Stimmführerin des WDR Sinfonieorchesters Köln. Neben der Orchestertätigkeit spielt sie Kammermusik.