Stadt Köln will Kosten sparen
Planungsstopp beim Kölner Archivneubau
Stand: 12.04.2013, 12:45 Uhr
Im Juni 2011 wurde der Neubau des Kölner Stadtarchivs beschlossen: Knapp 100 Millionen Euro teuer, bis Ende 2017 bezugsfertig. Doch nun werden die damaligen Beschlüsse offenbar im Stadtrat in Frage gestellt, die Planung liegt auf Eis. Der Grund: die Kosten.
Von Ingo Neumayer
Als am 19. Juni 2011 die Entscheidung bekannt gegeben wurde, wie das neue Kölner Stadtarchiv aussehen sollte, waren sich die Beteiligten einig: Das "sicherste" und "modernste" Archiv Europas wolle man errichten, so Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD): einen Treffpunkt für Wissenschaftler, Studenten und Bürger. Die Stadtoberen sprachen vom angeschlagenen Selbstwertgefühl der Stadt und möglichst schneller Wiedergutmachung für den Verlust des "bedeutendsten kommunalen Archivs nördlich der Alpen". Doch die "möglichst schnelle Wiedergutmachung" dauerte immer länger: Der Eröffnungstermin wurde von 2015 auf Ende 2017 verschoben, die geschätzten Kosten wuchsen von 86 auf über 100 Millionen Euro.
Beteiligt sich die Kölner Universität?
Das ist zu viel, finden die Fraktionen im Kölner Stadtrat, und denken angesichts einer angespannten Haushaltslage nun offenbar über eine Alternative zum geplanten Bau am Eifelwall nach. Martin Börschel, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, äußerte gegenüber mehreren Kölner Zeitungen Zweifel an der Finanzierbarkeit des aktuellen Konzepts. Besonders die Integration der Kunst- und Museumsbibliothek in das neue Stadtarchiv gilt als Streitpunkt. Das Museum, so der Wunsch der Stadtverwaltung, soll von der Universität Köln betrieben oder zumindest in größerem Rahmen mitfinanziert werden. Diese Unterstützung sei aber eher unwahrscheinlich, ließ Börschel nach einem Treffen mit Kanzler und Rektor der Uni durchblicken. Dadurch würde ein wichtiger Pfeiler im Konzept wegbrechen, was Börschel zu der Forderung nach einem "Plan B" veranlasste.
"Keine Denkverbote angesichts angespannter Finanzlage"
Konzipiert als Treffpunkt für Forscher und Bürger
Merle Hettesheimer, Sprecherin der Kölner Universität, bezeichnete die Berichte, dass die Universität sich nicht an dem Museum beteiligen werde, gegenüber WDR.de allerdings als "reine Spekulation". "Wir befinden uns derzeit in ersten Gesprächen mit der Stadt, wie und in welcher Form eine Zusammenarbeit aussehen könnte. Diese Gespräche laufen absolut ergebnisoffen, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen." Wann das der Fall sein könnte, stünde bislang noch nicht fest, so Hettesheimer.
Dennoch hat es zuletzt einen Planungsstopp für das neue Stadtarchiv gegeben. Das bestätigte Inge Schürmann, Sprecherin der Stadt Köln, WDR.de. "Die Planer und Architekten hätten jetzt mit dem Entwurf beauftragt werden müssen. Da aber noch nicht alle Überlegungen zur endgültigen Gestaltung des neuen Stadtarchivs abgeschlossen sind, wurde die Planung vorerst auf Eis gelegt. Wir wollen ja schließlich kein Geld zum Fenster rauswerfen und einen Plan vorantreiben, der so dann doch nicht realisiert werden kann." Wer diesen Stopp mit welcher Begründung veranlasst hat? Darüber hält sich die Stadtverwaltung bislang bedeckt. Fest steht nur: "Angesichts der Finanzsituation unserer Stadt darf es auch beim neuen Stadtarchiv keine Denkverbote geben. Fachleute müssen genau prüfen, wo man sparen und welche Optimierung es geben kann", so Stadtsprecherin Schürmann.
Zusatzkosten in Millionenhöhe durch Bauverzögerung
Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaia
Das Problem dabei: Das Geld, das man auf der einen Seite unter Umständen spart, wird auf der anderen zusätzlich ausgegeben werden müssen. Denn eine neue Planung, ein neuer Entwurf oder sogar ein neuer Standort müssen erst einmal finanziert werden. Und selbst wenn sich eine abgespeckte Lösung finden ließe: Eine neue Planung würde mit großer Sicherheit dafür sorgen, dass der angepeilte Eröffnungstermin Ende 2017 nicht zu halten sein wird. Das wiederum verursacht zusätzliche Kosten für die Lagerung der 23 Regalkilometer Archivgut, das momentan in 14 Asylarchiven untergebracht ist. Die Verträge mit den Asylarchiven enden spätestens 2016, danach würde eine Lagerung nach aktuellen Schätzungen des Stadtarchivs sechs Millionen Euro jährlich kosten. "Und das ist wahrscheinlich noch zu niedrig gegriffen", so Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaia zu WDR.de.
Schließlich müsse man auch Personal- und Reisekosten einplanen, die bei einer auswärtigen Unterbringung entstünden. Für sie steht fest: "Ein verzögerter Bezugstermin würde eine erhebliche Belastung des Wiederaufbaus bedeuten." So kann die Restaurierung der beschädigten Archivalien erst erfolgen, wenn die Güter wieder zurück in Köln sind. Schmidt-Czaias fordert deshalb, die aktuelle Diskussion "mit Ruhe und Sachlichkeit" zu führen. Ob das gelingt, ist offen: Am 30. April soll der Doppelhaushalt 2013/14 im Stadtrat verabschiedet werden.