Wohnungsmangel: Viele Studierende in NRW wohnen bei ihren Eltern

Stand: 04.12.2024, 17:48 Uhr

In vielen Städten sind Wohnungen und WG-Zimmer für Studierende nach wie vor schwierig zu finden oder kaum bezahlbar. Rund 44 Prozent der Studierenden in Nordrhein-Westfalen haben laut Erhebung des Statistischen Landesamts 2022 bei ihren Eltern gewohnt.

Zum Zensus-Stichtag Mitte Mai 2022 lebten demnach insgesamt knapp 616.000 Studierende in NRW. Über 267.000 von ihnen hatten ihren alleinigen Wohnsitz zu Hause.

Vor allem junge Männer bleiben im Elternhaus

Dabei lag der Anteil bei Männern mit 45,9 Prozent etwas höher als der bei Frauen, von denen 41 Prozent ihren alleinigen Wohnsitz im elterlichen Haushalt hatten. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl derer, die das in Anspruch nehmen, ab: Von den Studierenden unter 20 Jahren, lebten mehr als Dreiviertel (75,5 Prozent) im elterlichen Haushalt - in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen waren es lediglich 27,1 Prozent.

Die meisten Studierenden wohnten an großen Hochschulstandorten wie Münster, Bonn, Bochum, Köln, Düsseldorf, Bielefeld, Dortmund, Essen, Wuppertal sowie in den Kreisen Siegen-Wittgenstein, Paderborn und der Städteregion Aachen. Die höchsten Studierendenanteile an der Gesamtbevölkerung verzeichneten die Städte Aachen (14,9 Prozent) und Münster (10,8 Prozent). 

Gesamte Grafik anzeigen

Viele Studierende aus NRW leben bei ihren Eltern WDR Studios NRW 04.12.2024 00:46 Min. Verfügbar bis 04.12.2026 WDR Online

Große Uni-Städte bieten mehr Wohnraum

An den großen Hochschulstandorten ist der Anteil ausschließlich zu Hause wohnender Studierender vergleichsweise niedrig. Landesweit verzeichnete Münster mit rund zehn Prozent den geringsten Anteil. Auch Bonn, Köln, Bochum liegen unter dem landesweiten Durchschnitt. 

Demgegenüber fanden sich die höchsten Anteile im Kreis Heinsberg: Fast Dreiviertel aller dort wohnender Studierender (74,0 Prozent) lebten hier 2022 im elterlichen Haushalt. Auch der Kreis Unna sowie der Kreis Olpe wiesen mit 72,5 Prozent bzw. 70,4 Prozent ähnlich hohe Quoten auf.

Ähnliche Ergebnisse hatte 2023 das Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) hervorgebracht. Damals wurden in den Wintersemestern 2020/21 bis 2022/23 mehr als 82.000 Studierende in NRW befragt.

Bezahlbare Wohnungen schwer zu finden

In vielen Städten sind Wohnungen für Studierende schwierig zu finden oder kaum bezahlbar. Zu Beginn des laufenden Wintersemesters waren noch Tausende Studierende auf der Suche nach einer Wohnung. In Aachen etwa standen laut Studierendenwerk knapp 7.000 junge Menschen auf der Warteliste für einen der insgesamt nur 5.000 Wohnheimplätze.

In ganz Deutschland ist Wohnraum für Studierende knapp. "Ein Zustand, der sich vor allem in Hochschulstädten und für Menschen mit einem vergleichsweise geringen Einkommen als hochproblematisch erweist", sagte Johannes Wessels, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz (LRK) der Universitäten in NRW sowie Rektor der Uni Münster, im Oktober.

Köln besonders teuer, Siegen günstig

Einer aktuellen Statistik zufolge verfügt die Hälfte der Studierenden mit eigener Haushaltsführung über weniger als 870 Euro im Monat. Der mittlere Preis für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft liegt in Köln laut einer Auswertung des Moses Mendelssohn Instituts in Kooperation mit der Vermittlungsplattform wg-gesucht.de aktuell bei 600 Euro - das sind 30 Euro mehr als im Wintersemester 2023/24.

Köln liegt damit nach München (790 Euro), Frankfurt (680 Euro), Berlin (650 Euro) und Hamburg (620 Euro) bundesweit auf Platz fünf der teuersten Standorte für WG-Zimmer. Günstiger kommen Studierende in Nordrhein-Westfalen etwa in Siegen weg. Die Stadt gehört der Auswertung zufolge mit einem mittleren WG-Zimmerpreis von 330 Euro zu den fünf günstigsten Hochschulstandorten bundesweit.

Wohnheimplätze bleiben knapp

Die Zahl der Wohnheimplätze für Studierende ist nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Studierendenwerke NRW zuletzt nur gering gestiegen. Zum Stichtag am Jahresbeginn gab es 46.610 öffentlich geförderte Wohnplätze für Studierende in NRW. Das entspreche in Relation zur Gesamtzahl der Studierenden, das 8,37 Prozent untergebracht werden könnten.

Im Erhebungszeitraum 2023 wurden von den Studierendenwerken in NRW lediglich 201 Plätze mehr als im Vorjahr gezählt. Außerdem befanden sich zum Stichtag 1. Januar 2024 rund 945 Wohnplätze der Studierendenwerke in Bau oder in der Planung.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Statistisches Landesamt

Über dieses Thema berichten wir im WDR-Hörfunk am 04.12.2024 auch in den Radionachrichten um 13.30 Uhr.