Österreich erhöht Bier-Flaschenpfand auf 20 Cent - Vorbild für NRW?

Stand: 27.01.2025, 17:39 Uhr

In Österreich müssen Bierkäufer künftig 20 Cent Pfand pro Bierflasche bezahlen. Brauereien wollen ihre Kunden so motivieren, mehr Flaschen zurückzugeben. In Deutschland wird der Schritt von der heimischen Branche aufmerksam beobachtet.

Von Katja Scherer

Alle Gäste sind gegangen, alle Bierflaschen leer. Aber anstatt die leeren Kisten direkt am nächsten Tag zum Getränkemarkt zurückzubringen, lagern sie viele erst einmal auf dem Balkon oder in Garage. Dort stehen sie dann, bis die Kunden sich irgendwann doch einmal zur Rückgabe aufraffen - oder die Mehrwegflaschen fälschlicherweise im Hausmüll entsorgen.

In Österreich werden zu wenig Bierflaschen wieder zurückgegeben | Bildquelle: picture alliance / Westend61, Westend61 / Sten Schunke

So scheint es in Österreich häufiger zu laufen. Zumindest lässt das eine Maßnahme des dortigen Brauereiverbandes vermuten. Der erhöht Anfang Februar den Flaschenpfand auf Bierflaschen von neun auf 20 Cent. Es ist die erste Erhöhung nach 40 Jahren.

Höhere Wiederverwendungsquoten als Ziel

Durch den höheren Pfand wollen die Brauereien ihren Kunden einen Anreiz bieten, leere Flaschen häufiger und zügiger zurückzubringen. Denn die Unternehmen müssen sonst mehr neue Flaschen anschaffen als eigentlich nötig. Das ist teuer und wenig nachhaltig. Grundsätzlich können Glas-Mehrwegflaschen bis zu 50 Mal wiederverwendet werden, schreibt das deutsche Umweltbundesamt. Wenn Flaschen zügiger zurück kommen, können sie häufiger wiederverwendet werden, so der Gedanke hinter der Maßnahme.

Kurzfristige Bekanntmachung - Sorge vor Hamsterkäufen

Die Pfanderhöhung scheint langfristig ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll zu sein. Die Maßnahme hielt der österreichische Brauereiverband aber lange geheim, machte die Erhöhung erst wenige Tage vor Beginn bekannt. Der Verband hatte Sorge vor Hamsterkäufen: Verbraucher in Österreich könnten den Pfandanstieg ausnutzen, indem sie in der letzten Januarwoche viele Flaschen für neun Cent Pfand einkaufen und sich im Februar den höheren Pfand zurückerstatten lassen.

20 Cent mehr Pfand in Österreich WDR Studios NRW 27.01.2025 04:59 Min. Verfügbar bis 27.01.2027 WDR Online

Umstellung für Brauereien teuer

In einem gewissen Ausmaß werden diese Pfandunterschiede auf jeden Fall für Mehrkosten bei den Brauereien sorgen. Allein durch die im Januar gekauften Flaschen, die dann mit höherer Pfandrückgabe im Februar zurückgegeben werden.

Würde man in Deutschland eine Erhöhung des Flaschenpfandes zum Beispiel von acht auf 15 Cent durchsetzen, würde das Brauereien 280 Millionen Euro kosten, schreibt der Deutsche Brauerei-Bund, bei einer hypothetischen Erhöhung auf 25 Cent gebe es Mehrkosten aufgrund der Umstellung von 680 Millionen Euro.

Aus Sicht des Branchenbündnisses gibt es daher für eine Erhöhung des Flaschenpfandes in Deutschland derzeit keine Mehrheit unter Brauereien. Auch weil die Rücklaufquote bei Bierflaschen relativ hoch sei. Sie liegt nach Einschätzung des Brauereiverbands NRW im Branchenschnitt bei knapp 80 Prozent.

Pfand-Geschäfte in Grenzregionen?

Ob die Pfandflaschen-Erhöhung auch dazu führt, dass Kunden das System regional ausnutzen können, bleibt abzuwarten, da erst seit diesem Jahr in Österreich ein allgemeines neues Pfandsystem gilt. Denkbar wäre, dass Kunden versuchen, Bierflaschen in Süddeutschland nahe der österreichischen Grenze zu kaufen und dann in Österreich zurückzugeben, um mehr Pfand zurückzubekommen.

Händler und Brauereien dürften aber versuchen, das zu verhindern. In der Grenzregion NRW-Niederlande zum Beispiel gebe es derartige Probleme nicht, obwohl auch in den Niederlanden der Flaschenpfand mit zehn Cent etwas höher liegt als in Deutschland. Das teilte der Brauereiverband NRW auf WDR-Nachfrage mit. In den Niederlanden gebe es ein geschlossenes Pfandsystem, das verhindere, dass Flaschen aus Deutschland dort abgegeben werden könne, so der Verband zur Erklärung.

Quellen:

  • Deutscher Brauer-Bund
  • Brauereiverband NRW
  • Verband der Brauereien Österreich
  • Deutsches Umweltamt