Sturmtief “Zoltan“ zieht über NRW | sv 00:27 Min. Verfügbar bis 22.12.2025

Schäden durch Sturmtief "Zoltan" - Probleme auch im Bahnverkehr

Stand: 22.12.2023, 08:52 Uhr

Tief "Zoltan" ist über NRW gezogen und hat für für Zerstörung gesorgt. Auf einigen Zugstrecken kommt es auch am Freitag zu Ausfällen und Verspätungen. In Köln soll es eine Windhose gegeben haben.

In vielen Orten von NRW war es alles andere als eine stille Nacht. Viele Einsatzkräfte waren im Dauereinsatz - nach ersten Erkenntnissen ist niemand schwer verletzt worden. Laut Wettervorhersage kann es in einigen Landesteilen auch in den nächsten Tagen ungemütlich werden. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Unwetterwarnung für Teile NRWs ausgesprochen - weil es so viel regnen soll. Auch Weihnachten wird es nass.

Wetterbedingt werden heute Weihnachtsmärkte wieder früher schließen oder zu bleiben. Der Dortmunder Westfalenpark macht nun wegen des Wetters einen Tag Pause mit dem Winterleuchten.

Auf den Straßen gibt es vereinzelt Vollsperrungen, etwa wegen umgestürzter Bäume oder Wasser auf den Straßen. Das teilt der Landesbetriebs Straßen.NRW mit.

Teils noch Probleme im Zugverkehr

Auch die Bahn in Nordrhein-Westfalen kämpft noch mit den Auswirkungen von Tief "Zoltan". Am Donnerstag kam es besonders in Norddeutschland zu Ausfällen und Verspätungen bei Eurocity-, Intercity- und ICE-Verbindungen in Richtung NRW. Im Westen waren am Freitag die Hauptstrecken laut DB frei.

Vereinzelt seien zum Betriebsstart in der Nacht noch Teams unterwegs gewesen, um Strecken auf Schäden zu prüfen, wie ein Bahnsprecher sagte. Im Münster- und Siegerland sowie in Ostwestfalen und im Raum Aachen gab es vereinzelte umgestürzte Bäume, die den Schienenverkehr blockierten.

Mit Störungen im Fernverkehr in und aus Richtung Norden müsse weiterhin gerechnet werden, so die Bahn. Wichtige Nordsüd-Verbindungen führen durch Nordrhein-Westfalen entlang der Rheinschiene, das Ruhrgebiet und über Münster in Richtung Nordsee, Hamburg und Ostsee.

Die DB empfiehlt Fahrgästen, sich vor Antritt ihrer Reise in der Fahrplanauskunft zu informieren.

DB: Zugbindung aufgehoben

Fahrgäste, die ihre für heute geplante Reise wegen des Sturms verschieben möchten, können ihr Ticket laut DB zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung sei aufgehoben. Das Ticket gelte dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen könnten kostenfrei storniert werden.

Die Bahn weist außerdem darauf hin, dass die Fernverkehrszüge für den 22. und 23. Dezember bereits sehr stark ausgelastet seien.

Zug mit 200 Reisenden geräumt

Gestern und in der Nacht war es auch im Regionalverkehr und in NRW zu Problemen gekommen. Zwischen Warburg und Willebadessen war ein Baum auf einen Regionalzug gestürzt, die Oberleitung wurde beschädigt. Laut Polizei konnte der Zug mit seinen 200 Reisenden nicht weiterfahren und musste geräumt werden. Die Strecke musste stundenlang gesperrt werden.

Zudem gab es auf weiteren Zugstrecken Probleme. Wegen mehrerer Bäume auf den Gleisen im Sauerland mussten zwischen Neuenrade und Fröndenberg Bahnreisende auf Busse umsteigen. Auch auf der Strecke zwischen Hagen und Witten musste ein umgestürzter Baum entfernt werden.

Aktuelle Infos zur Bahn gibt es hier:

Viele Autos und Häuser durch Sturm beschädigt

Schon in der Nacht zeigte sich: Die Schäden durch Tief "Zoltan" sind erheblich. Anwohner im südlichen Kölner Stadtteil Poll berichten, dass eine Windhose durch das Viertel gezogen sei. Innerhalb von Minuten wurden gemauerte Schornsteine von Häusern gerissen.

Das THW räumt mit schwerem Gerät Bäume und Dachteile von der Straße im Kölner Süden. | Bildquelle: WDR/Oliver Köhler

Dächer von Industriehallen hat der Wind angehoben und zum Teil mehrere hundert Meter weit in Straßen, Gärten und gegen einen Güterzug geschleudert. Dutzende Bäume stürzten um. Die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk mussten hier Straßen mit Bulldozern frei räumen.

Die Einsätze waren sehr punktuell. An einer Straßenbahn-Haltestelle in Köln krachte ein Baum auf mehrere Autos. Mindestens zehn Fahrzeuge sind allein hier Schrott, berichtet eine WDR-Reporterin. In Leverkusen fiel ein Baum auf die Autobahn A1 und blockierte zwei Fahrspuren in Fahrtrichtung Dortmund. Autos konnten frühzeitig ausweichen.

Häuser beschädigt

Im Bonner Raum sicherte die Feuerwehr lose Dach-, Fassaden- und Gerüstteile. In Menden löste der Wind eine Photovoltaikanlage aus der Dachverankerung und stürzte auf Parkplätze vor dem Gebäude. Auch in Sankt Augustin wurde eine Solaranlage aus der Verankerung gerissen.

Der Sturm hat eine Solaranlage aus der Verankerung auf dem Dach eines Ärztehauses in Sankt Augustin gerissen. | Bildquelle: WDR/Tobias Al Shomer

In Bonn wurden auch zwei Häuser beschädigt. Wie die Feuerwehr mitteilte, stürzten in einem Fall Dach- und Fassadenteile eines Hauses auf die Straße und beschädigten unter anderem mehrere Autos. Im Ortsteil Pennenfeld stürzte ein rund 20 Meter hoher Baum auf mehrere Reihenhäuser und beschädigte Dach und Fassade.

Stromausfall: Mensch aus Fahrstuhl befreit

In Düsseldorf stürzte ein Baum auf eine Straße. Ein Autofahrer wurde leicht verletzt, als sein Wagen vor den Baum fuhr, im Stadtteil Golzheim löste sich das Dach eines Mehrfamilienhauses. Auch im Ruhrgebiet stürzten Bäume auf Autos und Häuser, liefen Keller voll. In Kleve fiel teilweise der Strom aus. Ein Mensch musste deshalb aus einem Fahrstuhl befreit werden.

In Bochum krachte ein Baum auf ein Firmenfahrzeug. In Lotte im Kreis Steinfurt stürzte ein Baum auf die Straße, mehrere weitere drohten aufgrund des aufgeweichten Bodens um zu fallen.

Stadtalarm, Stromausfälle und viele Einsätze

Unter anderem auch aus den Kreisen Kleve und Wesel wurden viele Einsätze gemeldet. Bei Rees kam ein junges Pärchen im Sturm mit dem Auto vom Deich ab und landete im Altrhein - wie das genau passierte, ist noch unklar. Die beiden konnten sich aber selbst aus dem Auto retten und an Land kommen.

Im Münsterland waren es bis zum frühen Abend mehr als 200. Aufgrund des Sturms gibt es dort offenbar auch mehrere Stromausfälle.

Beschädigtes Auto in Castrop-Rauxel | Bildquelle: Markus Wüllner

In Lüdenscheid wurde Stadtalarm ausgelöst. Nach Rücksprache mit der Kreisleitstelle hielten sich alle verfügbaren Einsatzkräfte für den Fall bereit, dass Sturmböen und Starkregen erneut über die Stadt hinweg fegen würden. In Castrop-Rauxel soll ein Baum auf ein Auto gestürzt sein, in dem sich auch drei Kinder befanden. Sie wurden offenbar nur leicht verletzt.

Baum in Köln-Neuehrenfeld ist durch den Sturm umgekippt | Bildquelle: WDR / Sabine Büttner

Von Einsätzen wegen umgestürzter Bäume berichteten unter anderem auch die Feuerwehren in Düsseldorf, Gladbeck, Dinslaken und Hattingen.

Schäden des Sturmtiefs noch nicht absehbar

In Bielefeld rückten wegen des Dauerregens 60 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk zu einem Pferdehof aus. Weil das Abwassernetz und die Felder rund um den Hof das viele Regenwasser nicht mehr aufnehmen konnten, ist dort der Keller vollgelaufen und drohte laut Feuerwehr zeitweise weitere Flächen zu überschwemmen.

Sturmschaden im Dortmunder Kreuzviertel | Bildquelle: Wickern / news 4 Video-Line TV

Im Dortmunder Kreuzviertel hat eine Böe einen rund zehn Meter langen Windfang eines Restaurants um geweht. Wie groß das gesamte Ausmaß der Schäden ist, die Tief "Zoltan" angerichtet hat, ist noch nicht absehbar.

Stark betroffen waren auch der Norden und Nordwesten Deutschlands, wo Sturmflutgefahr herrscht. Viele Fähren, wie etwa zwischen Föhr und Amrum oder den Halligen und dem Festland, waren ausgefallen.

Viele Weihnachtsmärkte geschlossen

Weihnachtsmarkt in Essen für heute abgesagt. | Bildquelle: WDR

Viele Weihnachtsmärkte wurden am Donnerstag vorsorglich geschlossen, zum Beispiel in Essen, Duisburger und Bottrop. In Düsseldorf machte der Weihnachtsmarkt am Nachmittag zu. Alle Weihnachtsmärkte auf öffentlichen Plätzen in Köln müssten für heute schließen, hieß es am späten Nachmittag. Auch Recklinghausen, Bochum und Aachen waren betroffen.

Ebenfalls einen Tag Pause machte das Winterleuchten im Dortmunder Westfalenpark. Und auch das Rudelsingen in Wesel muss aufgrund des Wetters ausfallen. Auf dem Bielefelder Weihnachtsmarkt blieb die große Pyramide geschlossen, ebenso einige andere Buden.

Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Deutsche Bahn
  • Nachrichtenagentur dpa