Kommt der Regen, kommt er nicht, gibt es Gewitter oder nicht? Wer in diesen Tagen auf eine exakte Vorhersage angewiesen ist, darf die Apps der Wetterdienste keine Minute aus den Augen lassen. Am Himmel über NRW ist viel in Bewegung, die Prognosen können sich praktisch alle paar Minuten in ihr Gegenteil verkehren.
Aktuell sei die Vorhersage von Gewittern und Starkregen ein sehr schwieriges Geschäft, meint WDR-Meteorologe Jürgen Vogt. "Wenn es um eine großräumige Wetterlage mit einer Warmfront geht, dann kann ich gewöhnlich 24 Stunden vorher sagen, wo die wann sein wird." Im Augenblick stehe NRW aber unter dem Einfluss von eher kleinräumigen meteorologischen Prozessen, die durch die gängigen Wettermodelle nicht genau oder nicht schnell genug erfasst werden können.
Kleine Gewitterzellen fallen durchs Raster
"Anfangs kann eine Gewitterzelle nur ein paar hundert Meter Durchmesser haben", erklärt Vogt, "das ist weder auf dem Radar noch auf Satellitenbildern zu sehen". Die Entwicklung von einem "Schönwetterwölkchen" zu einer Schauer- oder Gewitterwolke könne sich dann in wenigen Minuten vollziehen. "Für uns Meteorologen heißt das, dass wir manchmal erst eine Viertelstunde im Voraus Bescheid wissen, dass gleich was runterkommt."
Das Problem: Die Computermodelle vieler Wetterdienste können lokale Ereignisse oft nicht abbilden. Denn diese unterteilen das beobachtete Gebiet teilweise in ein sehr grobes Raster. "Inzwischen sind auch Rastergrößen von einem bis zwei Quadratkilometer möglich, aber viele Ereignisse sind so klein, dass sie selbst durch dieses engmaschige Netz fallen", erklärt Vogt.
Auch bei der Intensität eines Gewitters oder starker Regenfälle sei eine Vorhersage oft nur kurzfristig möglich. "Es kann sein, dass ein Gewitter zwar sehr stark ausfällt, aber auch sehr schnell weiterzieht." In solchen Fällen hätten die Betroffenen gute Chancen, dass ihr Keller trocken bleibt. "Es gibt aber auch weniger intensive Gewitter, die nur sehr langsam abziehen." Dann falle soviel Regen pro Quadratmeter, dass die Kanalisation überlastet sei und es örtlich zu Überschwemmungen kommen könne.
Große Fortschritte in der Meteorologie
Doch auch wenn viele Menschen in diesen Tagen über die scheinbar unzuverlässige Wettervorhersage meckern: "Wir haben in den vergangenen zehn Jahren bei den Prognosen unglaubliche Fortschritte gemacht. Und diese Entwicklung wird sich weiter beschleunigen."
Über dieses Thema berichtet das WDR-Fernsehen auch am 14.08.2024 ab 18.45 Uhr in der "Aktuellen Stunde".
Unsere Quellen
- Interview mit Jürgen Vogt