Die Fans halten es natürlich für das spektakulärste Stadion der Welt, ein "Hexenkessel", der immerzu Gänsehaut macht. In Deutschland ist es immer noch das größte Fußballstadion. Nirgendwo passen so viele Zuschauer rein.
Als die neue Spielstätte vor 50 Jahren eröffnet wird, ist es das erste reine Fußballstadion in Deutschland. Das heißt: Keine Laufbahn trennt die Zuschauer vom Spielfeld. Die Fans sind ganz dicht dran am Spiel. Außerdem sorgt die Dachkonstruktion für eine besondere Akustik.
Ein riesiger Plattenbau
32 Millionen Mark kostetet der Vorzeigebau damals - dank günstiger Bauweise. Sportdezernent Erich Rüttel hat nämlich die Idee, das Stadion als Fertigbausystem in Plattenbauweise - nach dem Vorbild der kanadischen Olympiastadt Montreal - zu errichten.
50.000 Menschen kommen zur Einweihung
Als das Stadion am 2. April 1974 feierlich mit einem Volksfest eröffnet wird, dümpelt die Mannschaft vom BVB 09 allerdings gerade in der zweiten Liga herum. Das erste Tor auf dem neuen Rasen fällt übrigens schon im Vorprogramm - geschossen von einer Frau. Bei der Begegnung der Frauenteams des TBV Mengede und des VfB Waltrop landet die Dortmunderin Margarethe Schäferhoff einen Treffer.
Zur Einweihung des ersten Spiels kommt dann tatsächlich der Erzrivale zum Ruhrgebietsschlager Borussia Dortmund gegen Schalke 04. Viele, die an diesem Tag den Weg ins neue Stadion nehmen, wollen gar nicht unbedingt die Spieler der ersten Partie sehen. Sie wollen sich den Neubau angucken. Die Zuschauerzahlen des BVB schießen damit schlagartig in die Höhe.
1974 wird in Dortmund das neue Westfalenstadion eröffnet. Für Bundestrainer Helmut Schön wird das Westfalenstadion "auf der ganzen Welt nur vom Aztekenstadion in Mexiko übertroffen."
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Sportjournalisten aus aller Welt schwärmen fortan von einem "deutschen Wembley-Stadion" und Wolfgang Overath, damals Mittelfeldstar des 1. FC Köln, stellte neidisch fest: "Diese Anlage hat nur einen Nachteil - sie steht nicht in Köln…"
Außergewöhnliche Architektur und Stimmung
In den 90er-Jahren wird das Stadion immer weiter ausgebaut. 80.000 Zuschauer fasst es heute. "Wir hatten nicht die Möglichkeit in die Breite zu arbeiten, wir mussten uns in die Höhe entwickeln", erklärt Architekt Ulrich Drahtler. Das Dach des Stadions ist geneigt, somit hält sich der Schall länger. "Hier ist es lauter und intensiver als in jedem anderen Stadion", begeistert sich auch der ehemalige Spieler und Stadionsprecher Norbert Dickel. Es sei das schönste Bauwerk Dortmunds, ist sich Dickel sicher.
2005 wird das legendäre Stadion schließlich umbenannt. Seitdem heißt es offiziell Signal Iduna Park. Die Fans sprechen meist weiter von ihrem Westfalenstadion und zeigen das auch noch 2023 unübersehbar in der Fankuve mit einem riesigen Banner: "Für immer Westfalenstadion" ist da zu lesen - und der Sponsor ärgert sich.
Die gelbe Fankultur
Und überhaupt - diese Fans. "Aufe Süd", sagt der BVB-Anhänger kurz und meint damit die Stehplätze auf der Südtribüne. 25.000 Zuschauer bilden hier die legendäre gelbe Wand. Mehr Fankultur geht nicht. Der WDR widmet dieser besonderen Tribüne schon vor Jahren einen Dokumentarfilm. "Wir die Wand" zeigt, was während eines Heimspiels auf Europas größter Stehplatztribüne so abgeht. Herausgekommen ist eine Liebeserklärung und eine Art moderner Heimatfilm - die Kamera ist ganz dicht bei den Menschen.
Wahrzeichen der Stadt
Das Stadion lässt sich auch bei Führungen besichtigen. Dann geht es hinter die Kulissen des Fußballtempels in Dortmund. Besucher erleben hautnah den engsten Spielertunnel der Bundesliga, dürfen kurz auf der Trainerbank Platz nehmen oder einen Blick in die Spielerkabine werfen. Teil der Tour ist auch der Besuch des Borusseums - das Vereinsmuseum von Borussia Dortmund. In der Schatzkammer stehen auch die fünf großen Trophäen: Meisterschale, DFB-Pokal, Champions-League-Pokal, Weltpokal und Europapokal der Pokalsieger.
Massen mobilisiert das Stadion übrigens nicht nur mit Fußball. Beim großen Weihnachtssingen werden die Besucher zum XXL-Chor. Allein 2019 werden im Vorfeld 65.000 Karten für das Sing-Spektakel verkauft.
Jetzt also der 50. Geburtstag. "Nur ein Stück Plastik, Rasen oder Stahl? Nur eine Tribüne oder ein Stadion? Nein, es ist viel mehr als das", schreibt der BVB auf seiner Seite und feiert "Wahrzeichen, Zweitwohnsitz und Legende".
Unsere Quellen:
- WDR-Interview mit Gerd Kolbe
- WDR-Stichtag
- BVB
- Landschaftsverband Westfalen-Lippe
- Internetportal "Westfälische Geschichte"