Zu Beginn mussten die Fänger die aus rund 400 Tieren bestehende Herde in die Freiluft-Arena treiben. Anschließend haben sie unter den anfeuernden Rufen der rund 15.000 Zuschauer knapp 30 einjährige Hengste eingefangen - und damit alle männlichen Tiere außer den Fohlen.
Der Grund für die jährliche Aktion, die in der ganzen Gegend Tradition ist: Der Lebensraum der Wildpferde im Merfelder Bruch ist auf 360 Hektar begrenzt. Und weil junge Hengste Revierkämpfe untereinander austragen und sich stark vermehren können, müssen sie im Frühjahr ihre Heimat, den Merfelder Bruch, verlassen. Lediglich zum Decken kommen jährlich zwei Tiere für ein bis zwei Wochen zurück.
Wildpferdefang nicht ungefährlich
Fänger und Fängerinnen ergreifen die jungen Hengste traditionell per Hand. Für die Hengste wie für die Fänger ist das aufregend und nicht ganz ungefährlich. Es kommt regelmäßig zu blauen Flecken. Doch die Dülmener Wildpferde sind recht klein und zierlich.
Wilde Hengste werden zahme Ponys
So wild die Hengste in ihrem ersten Jahr auch leben, so zutraulich und zahm können sie später werden. Julia Klabes hat nur gute Erfahrungen mit den Tieren gemacht. Sie hat vier Dülmener Wildpferde. Die leben in Kattenvenne auf einem Hof mit großen Wiesen. Alle vier sind zuverlässige und durchweg freundliche Reitponys geworden.
Dressur und Zirkuslektionen
Mit dem 14-jährigen Starlight Dancer macht sie sogar Dressur und Zirkuslektionen. "Er ist mein kleiner Show-Hase", sagt Julia Klabes. Denn das Pony scheint an öffentlichen Auftritten Gefallen gefunden zu haben. Mit Starlight Dancer tritt sie auch regelmäßig beim Rahmenprogramm des Wildpferdefangs auf.
Neugierig, aber mit eigenem Willen
Zwingen lässt sich ein Dülmener Wildpferd allerdings nicht. "Die denken viel, viel eigenständiger," sagt Julia Klabes durchaus stolz. "Man muss häufig Mittelwege finden, wo seine Meinung eine Rolle spielt und meine Meinung." Aber gerade das Miteinander mache ja so viel Spaß und schaffe Vertrauen.
Die Herde lebt seit über 180 Jahren unter dem Schutz der Familie von Croÿ. Sie ist eine der letzten Herden frei lebender Wildpferde in Europa.
In den vergangenen Jahren kam es auch immer mal zu Protesten gegen den Wildpferdefang in Dülmen. Tierschützer kritisierten, dass die Pferde dabei großem Stress ausgesetzt seien.
Unsere Quellen:
- Herzog von Croÿ'sche Verwaltung
- Julia Klabes
- WDR-Reporterin vor Ort