Lokalzeit live: Wildpferdefang in Dülmen Lokalzeit Münsterland 25.05.2024 28:58 Min. Verfügbar bis 25.05.2025 WDR

Warum in Dülmen 30 Wildpferde gefangen wurden

Stand: 25.05.2024, 17:44 Uhr

Beim traditionellen Wildpferdefang wurden am Samstag in Dülmen über 30 einjährige Hengste gefangen - per Hand. Der Fang soll verhindern, dass die Herde zu groß wird.

Von Katja Bothe

Zu Beginn mussten die Fänger die aus rund 400 Tieren bestehende Herde in die Freiluft-Arena treiben. Anschließend haben sie unter den anfeuernden Rufen der rund 15.000 Zuschauer knapp 30 einjährige Hengste eingefangen - und damit alle männlichen Tiere außer den Fohlen.

Eines der ersten Tiere, die gefangen werden konnten | Bildquelle: Katja Bothe/WDR

Der Grund für die jährliche Aktion, die in der ganzen Gegend Tradition ist: Der Lebensraum der Wildpferde im Merfelder Bruch ist auf 360 Hektar begrenzt. Und weil junge Hengste Revierkämpfe untereinander austragen und sich stark vermehren können, müssen sie im Frühjahr ihre Heimat, den Merfelder Bruch, verlassen. Lediglich zum Decken kommen jährlich zwei Tiere für ein bis zwei Wochen zurück.

Wildpferdefang nicht ungefährlich

Fänger und Fängerinnen ergreifen die jungen Hengste traditionell per Hand. Für die Hengste wie für die Fänger ist das aufregend und nicht ganz ungefährlich. Es kommt regelmäßig zu blauen Flecken. Doch die Dülmener Wildpferde sind recht klein und zierlich.

Wilde Hengste werden zahme Ponys

Julia Klabes mit ihrem Scamaro, mit dem sie gern ins Gelände reitet | Bildquelle: WDR

So wild die Hengste in ihrem ersten Jahr auch leben, so zutraulich und zahm können sie später werden. Julia Klabes hat nur gute Erfahrungen mit den Tieren gemacht. Sie hat vier Dülmener Wildpferde. Die leben in Kattenvenne auf einem Hof mit großen Wiesen. Alle vier sind zuverlässige und durchweg freundliche Reitponys geworden.

Dressur und Zirkuslektionen

Starlight Dancer tritt sogar auf Shows auf | Bildquelle: WDR

Mit dem 14-jährigen Starlight Dancer macht sie sogar Dressur und Zirkuslektionen. "Er ist mein kleiner Show-Hase", sagt Julia Klabes. Denn das Pony scheint an öffentlichen Auftritten Gefallen gefunden zu haben. Mit Starlight Dancer tritt sie auch regelmäßig beim Rahmenprogramm des Wildpferdefangs auf.

Neugierig, aber mit eigenem Willen

Zwingen lässt sich ein Dülmener Wildpferd allerdings nicht. "Die denken viel, viel eigenständiger," sagt Julia Klabes durchaus stolz. "Man muss häufig Mittelwege finden, wo seine Meinung eine Rolle spielt und meine Meinung." Aber gerade das Miteinander mache ja so viel Spaß und schaffe Vertrauen.

Die Herde lebt seit über 180 Jahren unter dem Schutz der Familie von Croÿ. Sie ist eine der letzten Herden frei lebender Wildpferde in Europa.

In den vergangenen Jahren kam es auch immer mal zu Protesten gegen den Wildpferdefang in Dülmen. Tierschützer kritisierten, dass die Pferde dabei großem Stress ausgesetzt seien.

Unsere Quellen:

  • Herzog von Croÿ'sche Verwaltung
  • Julia Klabes
  • WDR-Reporterin vor Ort