Maggi weiß, was es bedeutet, wenn die Hitze unerträglich wird. Die 67Jährige ist wohnungslos, hat keine Meldeadresse und ist hochverschuldet. Für die Nächte hat sie aber zum Glück einen Schlafplatz gefunden, so dass sie nicht draußen schlafen muss.
Tagsüber sitzt sie mit ihren Freunden an diesen Tagen unter einem Baum auf einem kleinen Kirchvorplatz mitten in Münster. Das Thermometer zeigt 29 Grad. Eine Wasserquelle, wo sie sich mal eben etwas erfrischen könnte, gibt es hier nicht.
Sozialarbeiter versuchen Kontakt zu Obdachlosen aufzubauen
Um so mehr freut Maggi sich über den Besuch von Ann Christine Schrey und Fabian Lickes. Die beiden Sozialarbeiter der Stadt Münster sind mit ihrem Lastenfahrrad vorbeigekommen und haben Kartons voller Trinkwasser und Sonnencreme mitgebracht.
"Das ist aber nett, dass ihr uns besucht", sagt Maggi und strahlt die beiden an. Ihr Kumpel Olaf nimmt sich eins der Tetrapacks und schüttet sich erstmal eine Ladung Wasser über den Kopf. "Das ist wirklich super, dass ihr uns das bringt", sagt er und lacht: "Man kann ja auch nicht erwarten, dass ihr uns eine Kiste Bier hierher bringt".
Dabei geht es den Sozialarbeitern nicht nur um das Wasser: "Das Projekt ist auch ein guter Baustein in der Beziehungsarbeit, weil man darüber einen guten Zugang zu den Leuten bekommt", sagt Fabian Lickes. Er und seine Kollegin wollen wissen, wer wo auf der Straße lebt und wer möglicherweise Hilfe braucht.
Sonnensegel, aber kein Wasser
Ihre nächste Station ist die sogenannte "Platte", der Treff der Wohnungslosen, Drogenabhängigen und Gestrandeten vor dem Bahnhof von Münster. Der Platz wird derzeit umgebaut, die Stadt hat für die Szene ein Provisorium eingerichtet und ein großes Sonnensegel gespannt. Trotzdem gibt es noch zu wenig Schatten auf dem Platz. "Die Hitze ist schrecklich, der Horror, hier ist alles voller Staub", sagt eine sehr krank aussehende Frau mit blutigen Stellen im Gesicht. Tatsächlich ist der ungepflasterte Boden völlig ausgetrocknet. Ein Trinkwasserzugang ist zwar geplant, aber noch gibt es ihn nicht.
Wenige Trinkbrunnen in Münster
"Die Leute hier vergessen, Wasser zu trinken und brauchen ihr Geld für Drogen, Wasser ist teuer geworden", sagt ein älterer Mann, "manche sind schon zusammengeknickt". "Warum hat die Stadt Münster so viele Brunnen trockengelegt und warum gibt es nicht überall Trinkbrunnen?" fragt ein anderer. Dass Wasser fehlt, das wird hier klar.
Die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, KFD, hat jetzt einen Brief an Münsters Bischof Felix Genn geschrieben. Darin bitten sie ihn, auf dem Domplatz in Münster eine Dusche bauen zu lassen. So wie es der Papst vor einigen Jahren für Obdachlose gemacht habe.
Die Menschen ohne eigene Wohnung in Münster würden sich darüber freuen. Einen Schwimmbadbesuch können sie sich nicht leisten, "wer baden will, geht zum Kanal", sagt Maggi.
Land NRW sagt Hitzehilfe zu
Auch die Landesregierung verspricht obdachlosen Menschen Hitzehilfen. Wie im Vorjahr stehen dafür laut Sozial- und Gesundheitsministerium 250.000 Euro zur Verfügung. Freie Träger und Initiativen der Wohnungslosenhilfe sollen "schnellstmöglich" über die Details zur Beantragung der Landesgelder informiert werden. Konkret geht es um Sonnensegel, Sommerschlafsäcke, Trinkflaschen und Sonnenschutzmittel, die Sozialarbeiter dann an Obdachlose auf der Straße verteilen können.