Es war ein reiner Indizienprozess. 13 Verhandlungstage dauerte die Beweisaufnahme. Am Ende sind die Richter von der Schuld des Angeklagten überzeugt.
Sie verurteilten den 38-Jährigen Familienvater aus Enger im Kreis Herford wegen Mordes. Das Motiv: Habgier. Der Angeklagte habe sich die Firmengebäude des Unternehmers ohne dessen Zustimmung aneignen wollen.
Verteidiger wollten Freispruch
Die Verteidiger des Angeklagten kündigten direkt nach der Urteilsverkündung an, in Revision zu gehen. Aus ihrer Sicht lebt der Unternehmer Jörg D. noch. Er könnte sich ins Ausland abgesetzt haben, um ein neues anonymes Leben zu beginnen, so ihre These.
Diese Möglichkeit sei nicht ausreichend vom Gericht untersucht worden, sagte Rechtsanwalt Holger Rostek im Interview mit dem WDR. In der Urteilsbegründung ging der Vorsitzende Richter darauf ein. Seine eigene Firma, sein Vermögen und Ausweispapiere einfach so zurücklassen, ergebe keinen Sinn.
Seit Oktober spurlos verschwunden
Im Oktober 2023 verschwand der Unternehmer Jörg D. aus Hüllhorst im Kreis Minden-Lübbecke spurlos. Die Polizei ermittelte und fand Hinweise, dass er Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Die Staatsanwaltschaft klagte einen tatverdächtigen Mann aus Enger im Kreis Herford wegen Mordes an. Obwohl die Leiche des 62-Jährigen bis heute nicht gefunden wurde.
Angeklagter in finanzieller Not
Während der Beweisaufnahme vor Gericht wurde schnell klar, dass der Angeklagte im vergangenen Herbst ein finanzielles Problem hatte. Zu diesem Zeitpunkt lebte er mit seiner Familie in Enger. Wohl illegal in einer Halle, in der er Boote, Autos und Möbel lagerte, um sie zu verkaufen.
Der Eigentümer der Halle erwirkte eine Zwangsräumung, der Gerichtsvollzieher war schon bestellt. Der Angeklagte brauchte eine Lagermöglichkeit. Da stieß er auf eine Anzeige von Jörg D.. Der wollte seine Firmengebäude verkaufen, um nach Bulgarien auszuwandern.
Jörg D. und der Angeklagte trafen sich. Ein Foto mit Zeitstempel belegt das. Ab diesem Zeitpunkt fehlt jedes Lebenszeichen von dem 62-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass er von dem Angeklagten getötet wurde, damit der an dessen Firma kommen konnte. Somit wäre es ein Mord aus Habgier.
Umstände der möglichen Tötung unbekannt
Der Angeklagte gab sich nach dem Treffen als neuer Mieter der Firmengebäude in Hüllhorst aus. Im Prozess stellte sich heraus, dass die Unterschrift von Jörg D. auf dem Mietvertrag gefälscht ist. Auch eine Quittung über die Vorauszahlung der Jahresmiete in Höhe von 60.000 Euro ist nicht echt.
Im Laufe der Ermittlungen untersuchte eine Mordkommission auch die Firmengebäude. Leichenspürhunde schlugen an, Blutspuren wurden gesichert. Doch eine Leiche wurde bisher nicht gefunden. Auch nicht in einem Teich neben der Firma. Den hatte die Polizei abpumpen lassen.
Nur das Auto von Jörg D. wurde entdeckt. Und zwar im niederländischen Hengelo. Wie der Porsche dahin kam, blieb zunächst rätselhaft. Beim Angeklagten fanden sich später die Autoschlüssel und zudem persönliche Dokumente des Vermissten.
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