Machbarkeitsstudie: Bahnstrecke durch Kreis Gütersloh hat Potenzial

Stand: 28.01.2025, 16:49 Uhr

Der Ausbau der Güterverkehrsstrecke Teutoburger Wald-Eisenbahn könnte sich volkswirtschaftlich lohnen. Das zeigt eine neue Machbarkeitsstudie.

Von Steven Hartig

Mehr als 3.000 Autofahrten pro Tag würden sich auf die Schiene verlagern, wenn Versmold und Harsewinkel sowie Verl und Hövelhof verbunden wären. Das zeigt eine jüngste Machbarkeitsstudie des Verkehrsverbands NWL.

Eine Stadtkarte auf der die geplante Eisenbahnstrecke sieht | Bildquelle: NWL/openstreetmap.org

Der Ausbau kostet laut Studie zwar 90 Millionen Euro, könnte aber mehr als das Dreifache wieder einbringen. Einige Gründe dafür: Ticketerlöse, weniger Verkehrsunfälle und weniger Staus. Dazu kommen positive Effekte für die Wirtschaft zum Beispiel durch eine Direktverbindung Paderborn-Gütersloh.

Die Zugstrecke zwischen Verl, Gütersloh und Harsewinkel - also eine Teilstrecke - soll schon bis Ende 2027 für den Personenverkehr ausgebaut werden. Für den Ausbau Richtung Versmold im Westen und Hövelhof im Osten fehlen aber noch Geld und politische Beschlüsse.

SPD will alle TWE-Akteure an einen Tisch bringen

Die SPD im Kreis Gütersloh forderte anlässlich der neuen Studie eine große Konferenz zur TWE-Strecke. Kommunen, Abgeordnete, Behörden, Nahverkehrsverbände und das Aktionsbündnis pro TWE sollten sich demnach zusammensetzen, um Fragen und Probleme zwischen allen Akteuren frühzeitig zu klären.

Es sei "gerade in schwierigen Zeiten notwendig, wegweisende Schritte für die Zukunft vorzubereiten", heißt es in einem SPD-Antrag an den Mobilitätsausschuss des Kreises, der am Dienstagabend tagte. "Die Umsetzung dauert in der Regel - gerade im SPNV - noch lange genug."

Ausschuss für Mobilität: CDU lehnt Streckenkonferenz ab

Eine solche Streckenkonferenz hatte der Gütersloher Kreistag schon vor einem Jahr beschlossen – auch mit Stimmen der CDU. Die hält das jetzt aber für eine "Verschwendung von Verwaltungsressourcen" und stimmte am Dienstagabend nicht für den SPD-Antrag, der daraufhin nicht mehrheitsfähig war.

Laut Peter Wiese, Sprecher der CDU-Fraktion im Kreistag, habe man sich jetzt auf einen Kompromiss im Ausschuss verständigt: Demnach soll es zwar eine Streckenkonferenz geben, aber erst dann wenn die "finanziellen und planerischen Voraussetzungen hierfür besser sind", so Wiese. Über passenden Zeitpunkt soll die Verwaltung entscheiden.

"Realistisch betrachtet wird da in den nächsten zehn Jahren nichts passieren", sagt Peter Wiese von der CDU-Kreistagsfraktion. Er möchte die gute Bewertung des TWE-Ausbaus in die Gremien der Nahverkehrsverbände tragen - und dort darauf drängen, dass die Strecke prioritär ausgebaut wird.

Personenverkehr auf Teilstrecke soll in knapp drei Jahren starten

Die bereits finanzierte Linie zwischen Harsewinkel und Verl soll Ende 2027 starten. Sie sieht neun Halte vor und könnte insbesondere für Beschäftigte von großen, anliegenden Unternehmen attraktiv sein - wie Bertelsmann, Miele oder Claas.

Bis diese Strecke für den Personenverkehr mit 80 km/h nutzbar ist, muss sie aber noch umfassend modernisiert werden. Es fehlen barrierefreie Haltestellen und Schallschutzwände, manche Brücken müssen repariert werden.

Machbarkeitsstudie: Bahnstrecke durch Kreis Gütersloh hat Potenzial WDR Studios NRW 28.01.2025 00:50 Min. Verfügbar bis 28.01.2027 WDR Online

Teutoburger Wald-Eisenbahn hat lange Historie in OWL

Teutoburger Wald-Eisenbahn bezeichnet umgangssprachlich die 93 Kilometer lange Strecke zwischen dem niedersächsischen Ibbenbüren und dem ostwestfälischen Hövelhof. TWE ist eine Aktiengesellschaft und aktuell im Besitz eines US-amerikanischen Bahnunternehmens.

Die Strecke wurde Anfang des 20. Jahrhunderts für die TWE erbaut, der Personenverkehr wurde aber Ende der 70er Jahre wegen steigender Kosten und fehlender politischer Unterstützung eingestellt.

Unsere Quellen:

  • NWL-Machbarkeitsstudie
  • SPD-Fraktion Kreistag Gütersloh
  • CDU-Fraktion Kreistag Gütersloh
  • Aktionsbündnis pro TWE
  • Teutoburger Wald-Eisenbahn