Der Motor heult auf, das Auto beschleunigt aus dem Stand schnell und unaufhaltsam auf Tempo 90. Rund 200 Konferenzteilnehmer starren jetzt gebannt auf das Testgelände. Gleich zeigt sich, ob die Abwehr funktioniert.
Das Auto steuert auf mehrere mit Wasser gefüllte Behälter zu. Sie stehen so eng und versetzt, dass der Fahrer vom Gas muss, um sie in Schlangenlinien zu umfahren und nicht in sie hinein zu krachen. Ein erster Erfolg: Am Ende der Hindernisse ist das Auto nur noch mit Tempo 50 unterwegs.
Dummys gegen Terror
Weil aber das bei einer Kollision mit Menschen immer noch fatale Folgen haben würde, kommt jetzt der zweite Versuchsaufbau ins Spiel. Ein Auto, besetzt mit einem Dummy, wird mit einem Seil auf Tempo 50 beschleunigt. Es fährt auf einen etwa 75 Zentimeter tiefen Graben zu, hinter dem noch ein kleiner Erdwall aufgeschüttet ist.
Noch wenige Meter, dann endet die Fahrt ganz plötzlich mit einem lauten Knall in diesem Graben. Die Airbags haben ausgelöst, das Auto ist kaputt, aber gestoppt. Die Wasserbehälter und der Graben haben das ursprünglich 90 km/h schnell fahrende Auto unschädlich gemacht.
Reaktion auf Weihnachtsmarkt-Anschlag in Berlin
Ausgedacht hat sich dieses Konzept Detlev Schürmann von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). Nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin hatte er mit weiteren Entwicklern das Konzept erstellt, um Veranstaltungen und Gebäude gegen Terror- oder Amokangriffe mit Fahrzeugen zu schützen.
Auf der Konferenz am Dienstag und Mittwoch in Münster zeigt er gemeinsam mit weiteren Ausstellern, was in Sachen Veranstaltungsschutz derzeit möglich ist. Zu den Besuchern der Konferenz gehören auch Vertreter von Städten und Gemeinden.
Sicherheit als "Herausforderung für alle Städte"
Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU), gleichzeitig Präsident des Deutschen Städtetags, hatte zuvor in seiner Begrüßung betont, dass die Sicherheit von Großveranstaltungen eine Herausforderung für alle europäischen Städte sei.
Neben dem technischen Schutz, der heute und morgen in Münster vorgestellt wird, müsse aber auch präventiv geschaut werden, welche weiteren Bedrohung in Zukunft auf uns zukommen könnten. Allerdings könne man eine absolute Sicherheit nicht versprechen, so Lewe.
"Die größte Sorge ist, dass Menschen sich so stark dadurch verunsichern lassen, dass unsere offene Demokratie, die offene Gesellschaft darunter leidet", sagt Markus Lewe.
Absolute Sicherheit "kann es nicht geben"
Dass es trotz aller Entwicklungen eine absolute Sicherheit nicht geben könne, war auch die Einschätzung von Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf in ihrer Begrüßungsrede. Denn auch die Polizei können trotz aller Anstrengungen keine hundertprozentige Sicherheit versprechen.
Man könne den Menschen nicht in die Köpfe gucken und nicht neben jeden Bundesbürger einen Polizisten stellen, so Dorndorf.
Doch der heute in Münster gezeigte Versuch wie ein angreifendes Auto unschädlich gemacht werden kann, zeigt, dass Amok und Terror zumindest etwas entgegengesetzt werden kann.
Förderprogramm für möglichst viel Schutz
Konferenz-Initiator Detlev Schürmann ist mit der heutigen Vorführung zufrieden, plant aber schon die nächsten Schritte. Sein Ziel ist es, beim Bund ein Förderprogramm zu initiieren, damit sich möglichst viele Städte und Gemeinden den Schutz ihrer Volksfeste auch leisten können.
Unsere Quellen:
- Detlev Schürmann, Konferenz-Initiator
- Ralf Bührmann, Versuchsleiter
- Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe
- Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf
- WDR-Reporter vor Ort