Abwechslung und frische Luft: Ausbildung zum Straßenwärter

Stand: 30.09.2023, 06:00 Uhr

Schlaglöcher flicken, Grünstreifen mähen, Winterdienst - all das sind Aufgaben eines Straßenwärters. Tizian Behler ist mitten in der Ausbildung und könnte sich keinen anderen Beruf vorstellen.

Von Christina Joswig

Morgennebel liegt über Warburg, die Sonne hängt noch hinter den Hügeln. Für die Straßenwärter am Kreisbauhof beginnt der Tag. Der 16-jährige Tizian Behler kommt mit einer Fahrgemeinschaft aus dem 15 Kilometer entfernten Peckelsheim im Kreis Höxter.

Warburg am Morgen, Dienstbeginn für Tizian und seine Kollegen | Bildquelle: WDR/Christina Joswig

Die 18 Straßenwärter ziehen ihre orangefarbene Arbeitskleidung an und dann versammeln sie sich an einem langen Tisch in einem schlichten Raum. Dort verteilt der Bauhofleiter Reinhard Bobbert die Aufgaben des Tages: "Tizian fährt heute mit Lukas und Rudolf, Fahrbahnmarkierung an der K33 und dann Baumschnitt."

Danach verlieren sie keine Zeit - einstempeln, Autos packen und raus auf die Straßen. "Das ist hier jeden Morgen ein Überraschungspaket", sagt Tizian. Er ist jetzt im zweiten Lehrjahr. An den Arbeitsbeginn um 7 Uhr hat er sich inzwischen gewöhnt. Wenn er zur Berufsschule nach Bielefeld muss, muss er sogar um 5:30 Uhr los.

Zu wenig Wertschätzung in der Bevölkerung

Tizian auf dem Weg zum nächsten Einsatz | Bildquelle: Christina Joswig/WDR

Die Warburger Straßenwärter kümmern sich um 200 Kilometer Straßen. Dabei sind ihre Aufgaben vielseitig und unterscheiden sich je nach Jahreszeit. Sie bessern Straßenbeläge aus, machen neue Fahrbahnmarkierungen, säubern Verkehrsschilder und im Winter schieben sie Schnee. Und das alles für die Sicherheit auf den Straßen.

"Unser Beruf wird nur teilweise wertgeschätzt. Es gibt die einen Bürger, die gut finden, was wir machen. Andere haben kein Verständnis und sind der Meinung, dass wir den Verkehr blockieren." Tizian Behler

Um zu arbeiten, müssen sie - logisch - an der Straße parken. Oft erleben es die Straßenwärter, dass Autofahrer nicht abbremsen oder gar hupen.

Arbeitssicherheit geht vor

Auf dem Weg zum ersten Einsatzort stellt Tizians Kolonne fest, dass es zu nebelig ist für die Fahrbahnmarkierung. "Die Sicht ist nicht weit genug, wir müssen mindestens 150 Meter in beide Richtungen haben, damit wir sicher arbeiten können", erklärt Teamleiter Rudolf Seifert. Die Kolonne dreht um und fährt einen Einsatzort an, der höher liegt. Das Wetter bestimmt den Arbeitstag der Straßenwärter, das hat Tizian schnell gelernt. Statt Straßenmarkierung machen sie jetzt Baumschnitt.

Konzentriert geht es an den Baumschnitt | Bildquelle: Christina Joswig/WDR

Noch darf Tizian nur den kleinen Hochentaster benutzen und noch nicht die Motorsäge. Darauf freut er sich aber sehr. Bald beginnt er mit dem Kettensägenführerschein, dem Lkw-Führerschein und vielem mehr. "Wir haben hier eine Mischung aus Handwerk und Arbeit mit Maschinen, also wir machen nicht nur eins von beidem und das gefällt mir gut", sagt Tizian.

Er ist bei der Feuerwehr, liebt Maschinen und die Arbeit an der frischen Luft. Bevor er die Ausbildung begonnen hat, hat er ein Praktikum bei den Straßenwärtern gemacht. "Ich habe auch andere Praktika gemacht, aber es hat nirgendswo so viel Spaß gemacht."

Ein Beruf mit Zukunftssicherheit

Der Bauhof in Warburg kann sich glücklich schätzen - dort haben sie zur Zeit gleich drei Auszubildende. Trotzdem wird die Nachfrage immer weniger. Vor etwa 15 Jahren haben sich noch 10 junge Leute im Jahr beworben, jetzt sind es ein bis zwei.

Tizian uns seine Kollegen bringe eine neue Fahrbahnmarkierung an. | Bildquelle: WDR/Christina Joswig

Tizian ist sich sicher, dass er den richtigen Beruf gewählt hat. "Ich bin ganz ehrlich, im Büro würde ich abdrehen. Immer in den gleichen vier Wänden, ne. Dann lieber hier draußen auf den Straßen und viel sehen." Und in einem Punkt sind sich er und seine Kollegen einig: Solange Autos rollen, muss es auch sichere Straßen geben und jemanden, der sich darum kümmert.

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit OWL am 06.10.23 im WDR Fernsehen.