James Schultz aus New York hat seine Großtante nie kennengelernt. Aber seine Tante hat immer wieder von den schönen Besuchen in Iserlohn erzählt. Das war vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals durfte die Tante hier immer ins Kino - kostenlos.
Das Kino - die Schauburg - gehörte nämlich Martha Griebe und ihrem Mann Willy, der auch als "Kinokönig des Sauerlands" bekannt war. Martha war Jüdin. Zuerst verstecke Willy seine Frau in Einbeck in Niedersachsen. Doch sie wurde verraten, von den Nazis ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht und dort ermordet.
Sie war nicht die Einzige in der Familie. Auch in Berlin und Bremen lebten Verwandte, die Opfer der Nazis wurden. Dort sind schon länger Stolpersteine für sie verlegt. Also die kleinen, messingfarbenen "Pflastersteine" im Boden, die an dem letzten freiwillig gewählten Wohnort an die Vertriebenen und Ermordeten erinnern.
James Schultz fragte über die Stolperstein-Initiative schließlich auch in Iserlohn nach, was dort über seine Großtante bekannt ist und warum es noch keinen Stolperstein gibt. Im Stadtarchiv begann eine aufwändige Recherche. Dabei kamen auch die Schicksale von acht weiteren Nazi-Opfern aus Iserlohn ans Licht. 2016 gab es hier die letzte Stolperstein-Verlegung. Nun kommen zu den bisher 20 Steinen noch einmal zehn hinzu.
Patenschaft für die Stolpersteine
Zwei davon erzählen vom Schicksal zweier Jugendlicher, erst 12 und 16 Jahre alt. Mit diesem Thema beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler in Iserlohn. Sie haben die Patenschaft für diese Stolpersteine übernommen.
Und wollen mit dem "Zweit"-zeugen James Schultz ins Gespräch kommen. Und erfahren, wie die Vernichtungs-Maschinerie der Nazis bis heute Auswirkungen auf das Leben der Hinterbliebenen hat.
Über dieses Thema berichten wir am 27.10. auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Südwestfalen und im Radio auf WDR 2.