Wenn Betriebsleiter Malte Fislake in Münster sein Büro verlässt, dann steht er vor einer ganzen Landschaft von Solarmüll. Berge von hellen und dunklen Solarmodulen. Viele sind verbeult, zerkratzt, die Glasoberflächen zersplittert.
"Wir beziehen unsere Module von Wertstoffhöfen in ganz Deutschland. Die PV-Module kommen dann meist von Privatleuten", erzählt der 26-Jährige und ergänzt: "Installationsbetriebe erneuern aber auch immer häufiger ganze Solarparks und bringen die alten Module dann zu uns."
Der PV-Müllberg wächst
Die durchschnittliche Lebensdauer von Photovoltaik-Modulen beträgt normalerweise 30 Jahre. Die Leistungsfähigkeit der Solarstrom-Erzeuger hat sich aber in den vergangenen zehn Jahren vervielfacht. Gleichzeitig sind die Herstellerpreise um die Hälfte gesunken.
Deshalb werden große Solarparks aus den Anfang 2000er-Jahren oft schon jetzt erneuert. Alles neu für halbes Geld bei vielfacher Stromausbeute. Und der PV-Müllberg wächst. Malte Fislake sagt: "Wir gehen davon aus, dass bis 2050 alleine in Deutschland über 4 Mio. Tonnen ältere PV-Module anfallen."
PV-Müll aus ganz Deutschland in Münster
Die nach Angabe des Bundesverbandes der Entsorger größte deutsche PV-Recycling-Anlage in Münster wurde zusammen mit Forschern des Fraunhofer-Silizium-Centers in Halle (Saale) entwickelt.
Die Anlage startete im vergangenen Jahr mit einer Kapazität von 50.000 Tonnen Solarmodulen pro Jahr. Das reicht bisher für den PV-Müll aus ganz Deutschland. Die Entwicklung der Anlage läuft weiter.
Kupfer und Aluminium besonders begehrt
Dabei gewinnt sie schon jetzt alles zurück, was im PV- Modul verbaut ist: Aluminium, Silizium, Kupfer und Silber. Glas hat mit 76 Prozent den größten Anteil.
"Im besten Fall wird daraus zum Beispiel eine neue Windschutzscheibe, ein neues Fensterglas", so der junge Betriebsleiter. Dabei rieselt das feine Glas-Granulat durch seine Hände. Kupfer und Aluminium sind besonders begehrt, da die Rohstoffpreise hier immer weiter steigen.
Prognose: Weitere Recyclingwerke
Betriebsleiter Malte Fislake vom Entsorger "Reiling" rechnet damit, dass neben der Pilotanlage in Münster bald weitere PV-Recyclingwerke an anderen Standorten gebaut werden. Er glaubt, dass dies erst der Anfang ist.
Unsere Quellen:
- Entsorgungsunternehmen Reiling
- Bundesverband der Entsorgungsunternehmen
- Eigentümer defekter Solaranlagen
- Installationsbetriebe für Solar
- WDR-Reporter vor Ort