Sauerstoff gegen Fischsterben im Möhnesee

Stand: 10.10.2024, 06:00 Uhr

Nur wer genau hinguckt, kann die kleinen Sauerstoffbläschen erkennen, die rund 20 Meter vor der Sperrmauer an der Möhnetalsperre aufsteigen. Und das ist gut so. Denn dann hat sich der Sauerstoff mit dem Seewasser vermischt.

Von Matthias Heise

Markus Kühlmann vom Ruhrverband guckt konzentriert auf die Wasseroberfläche. Ab und zu entdeckt er kleine Perlenschnüre aus Sauerstoffbläschen. Der Leiter des Fischereibetriebs am Möhnesee ist zufrieden. Die Dosierung des eingepumpten Sauerstoffs passt.

"Wenn an der Oberfläche eine Fontäne sprudeln würde, hätten wir unseren Job schlecht gemacht." Markus Kühlmann, Leiter Fischereibetrieb Ruhrverband

Von außen kaum sichtbar brodelt es derzeit heftig unter der Wasseroberfläche in der Möhnetalsperre. Im buchstäblichen Sinn wird mit Hochdruck Sauerstoff in die tieferen Schichten eingeblasen. Denn es droht ein Fischsterben.

Ohne Sauerstoff droht ein Fischsterben

Jetzt im Herbst spielt sich unter Wasser ein bedrohliches Szenario ab. An der Wasseroberfläche haben sich im Sommer Algen durch Photosynthese gebildet. Die sterben nun ab und sinken. Auf dem Weg nach unten werden sie von Bakterien zersetzt. Das verbraucht den für die Fische so lebensnotwendigen Sauerstoff.

Fische im tieferen Wasser sind gefährdet

Und über ihnen schließt sich wie ein Deckel eine sauerstofffreie Zone. Die kälteliebenden Fischarten bleiben lieber im kalten Tiefenwasser der Talsperre, als durch diese Barriere in Richtung Wasseroberfläche zu schwimmen. Aber in der Tiefe wird der Sauerstoff knapp.

"Der Sauerstoff der im tiefen Wasser ist, wird von den Fischen veratmet. Deswegen belüften wir mit technischem Sauerstoff" Markus Kühlmann, Leiter Fischereibetrieb Ruhrverband
Der Lkw kommt alle vier Tage mit neuem Sauerstoff. | Bildquelle: WDR

Rund 25 Kilo Sauerstoff werden pro Stunde als Gas eingeleitet. Dafür kommt der Tankwagen etwa alle vier Tage und füllt die Tanks kurz unterhalb der Sperrmauer. Über perforierte Schläuche gelangt der Sauerstoff ins Tiefenwasser. Mehrere hundert Meter haben Markus Kühlmann und Kollegen vor der Staumauer versenkt.

Mehrere hundert Meter perforierte Schläuche

Zu sehen ist ein Mann auf einem Boot auf dem Moehnesee. | Bildquelle: WDR

Markus Kühlmann sieht bei seiner Kontrollfahrt auf dem Boots-Sonar genau was vor der Sperrmauer unter ihm passiert. Wie der Sauerstoff aufsteigt und wo die Fischschwärme stehen. Für Angler ist der Belüftungsbereich verboten. Wann ausreichend Sauerstoff da ist, meldet Markus Kühlmann eine auffällige gelbe Profiler-Boje.

Selbst entwickelte Profiler-Boje als Datensammler

Die Profiler-Boje misst täglich die Sauerstoff-Belüftung. | Bildquelle: WDR

Sie wurde von Experten des Ruhrverbands selbst entwickelt und von einem Start-Up-Unternehmen gebaut. Tägliche Messungen zeigen dem Ruhrverband genau, wie viel noch belüftet werden muss. Neben der Möhne- wird auch die Hennetalsperre voraussichtlich noch bis Ende Oktober belüftet.

Unsere Quellen:

  • Ruhrverband
  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichten wir auch im Hörfunk und Fernsehen: Lokalzeit Siegerland.