Nach der Gewalttat beim CSD in Münster: Angeklagter gesteht

Stand: 13.02.2023, 20:00 Uhr

Am Landgericht Münster hat am Montag der Prozess gegen einen 20-Jährigen begonnen. Er soll im August 2022 in Münster den Transmann Malte C. so brutal niedergeschlagen haben, dass der kurze Zeit später starb.

Von Petra Brönstrup

Großes Medieninteresse am ersten Prozesstag im Landgericht in Münster. Geschützt von einer blauen Mappe vor dem Gesicht betritt der 20-jährige Angeklagte den Verhandlungssaal. Er wirkt nervös, hört aber aufmerksam der Anklageverlesung zu.

Öffentlichkeit im Prozess zeitweise ausgeschlossen

Der Verteidiger beantragt gleich zu Beginn der Verhandlung, die Öffentlichkeit zumindest zeitweise vom Prozess auszuschließen. Nur dann würde sich sein Mandant offen und ausführlich äußern. Etwa darüber, ob der Beschuldigte vielleicht selbst homosexuell sei, dieses aber nicht wahrhaben wolle. In seinem Herkunftsland Tschetschenien sei Homosexualität geächtet, seine Mutter hätte hier in Deutschland bereits Drohungen erhalten.

Am Montag hat Prozess in Münster begonnen | Bildquelle: WDR/Vollmari

Der 20-Jährige gesteht die Tat. Er habe den Transmann Malte geschlagen, es aber nie für möglich gehalten, dass Malte in der Folge sterben könnte. Das berichtete sein Verteidiger in der Verhandlungspause. Dem Angeklagten tue alles wahnsinnig leid.

Malte C. stirbt nach brutalem Angriff

Es passiert am 27. August 2022: Tausende queere Menschen sind in Münster auf den Straßen unterwegs. Sie feiern ausgelassen den Christopher Street Day. Die Party verläuft zunächst friedlich. Dann kommt es plötzlich doch zu einer Auseinandersetzung. Zeugen sehen, wie ein Mann lesbische Frauen aufs Übelste beschimpft und bedroht.

Auch der Transmann Malte wird aufmerksam, geht hin, versucht zu schlichten, erfolglos. Der Störenfried geht auf Malte los, schlägt ihm mit der Faust ins Gesicht. Malte geht zu Boden und prallt mit dem Hinterkopf aufs Pflaster. Rettungssanitäter eilen herbei, bringen Malte ins Krankenhaus, wo er wenige Tage später an den Folgen eines schweren Schädel-Hirn-Traumas stirbt. Der mutmaßliche Täter ist auf der Flucht.

Trauer, Wut und Entsetzen

Maltes Tod sorgt bundesweit für Trauer und Entsetzen. In Münster demonstrieren tausende Menschen gegen Hass und Homophobie. Bundesinnenministerin Nancy Faeser verurteilt die Tat als Hassverbrechen. Der Bischof von Münster, Felix Genn spricht von einer barbarischen Tat. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe ordnet Trauerbeflaggung an allen städtischen Gebäuden an.

"Wir trauern gemeinsam, wir sind wütend, wir sind unendlich entsetzt, über das, was geschehen ist." Markus Lewe, Oberbürgermeister Münster

Tatverdächtiger ist der Polizei bekannt

Nach der Tat: Auf der Rathaustreppe Blumen und Kerzen für das Opfer | Bildquelle: WDR / picture alliance / Ralf Ibing/Snowfield Photography

Fünf Tage nach der Gewalttat Anfang September 2022 wird der mutmaßliche Täter, ein 20-Jähriger, am Hauptbahnhof in Münster erkannt und festgenommen. In der Vergangenheit ist er mehrfach wegen Gewalt- und Drogendelikten aufgefallen, und auch, dass er möglicherweise homosexuell ist, dieses aber nicht wahrhaben will. Die queere Community ist entsetzt. Es sei wichtig, die Tat als das zu sehen, was sie im Kern ist, queerfeindlich und homophob, ein Hassverbrechen.

Das Landgericht Münster hat für den Prozess insgesamt zehn Verhandlungstage eingeplant. Der Prozess geht übernächste Woche weiter. Spätestens Mitte April soll das Urteil verkündet werden.