Dazugehören – neues Einbürgerungsgesetz tritt in Kraft

Stand: 27.06.2024, 06:00 Uhr

Von Donnerstag an gelten neue Regeln für Zugewanderte, die die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen. Unter anderem wurde die dafür nötige Mindestaufenthaltsdauer von acht auf fünf Jahre gesenkt. Die Behörden erwarten, dass die Zahl der Anträge deutlich steigt.

George Al Bitar ist Deutscher, allerdings erst seit gestern. Nach 18 Monaten Wartezeit hat er seine Einbürgerungsurkunde im Stadthaus von Münster bekommen. Eigentlich nur ein Stück Papier, das seinen Status ändert. Aber für ihn ist diese Urkunde extrem wichtig.

Die deutsche Staatsbürgerschaft bedeutet ihm viel

George ist 2016, mit damals 17 Jahren von Syrien nach Deutschland gekommen, seine Eltern waren schon hierher geflohen. George lernte schnell Deutsch, und weil er beim syrischen Abitur einen Notenschnitt von 1,0 hatte,  bekam er einen Studienplatz für Medizin.

"Ich habe mich schon lange dazugehörig gefühlt", sagt der heute 26-Jährige, "aber die deutsche Staatsbürgerschaft ändert dieses Gefühl noch einmal sehr".

Um die zu bekommen, musste er unter anderem einen Sprachtest nachweisen. Ab heute gilt außerdem: Wer von Sozialleistungen, z.B. Bürgergeld lebt und nicht seinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten kann, wird nicht eingebürgert.

Ritual künftig als festliches Ereignis

Diana Burgmann von der Stadt Münster fragt George bei seinem Einbürgerungstermin noch einmal zum Grundgesetz ab, George beantwortet alles mit Bravour. Dann legt er das sogenannte "feierliche Bekenntnis" ab:

"Ich erkläre feierlich, dass ich das Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland achten und alles unterlassen werde, was ihr schaden könnte."

Dieses Ritual bleibt erhalten, soll aber laut neuem Gesetz künftig nicht mehr in Einzelterminen, sondern als festliche Veranstaltung mit mehreren Einzubürgernden stattfinden. Anders als bisher dürfen die Neubürger auch ihre alte Staatsangehörigkeit behalten. George ist also jetzt Deutscher und Syrer. Das erspart den Antragstellern viel Bürokratie und Kosten.

Neues Einbürgerungsgesetz: Warten auf den deutschen Pass WDR Studios NRW 27.06.2024 00:50 Min. Verfügbar bis 27.06.2026 WDR Online

Viele Anträge erwartet

Bei der Einbürgerungsstelle in Münster warten derzeit mehr als 3.200 Menschen auf einen Einbürgerungstermin, im gesamten Münsterland sind es mehr als 8.000. Für diese Flut an Anträgen fehlt Personal. Das ist aber derzeit kaum zu finden, heißt es nicht nur in Münster. Jetzt sind alle gespannt, wie sich das neue Staatsangehörigkeitsrecht in der Praxis bewähren wird.

George verlässt das Stadthaus in Münster mit seiner Einbürgerungsurkunde und einem Strahlen im Gesicht: "Ich habe lange dafür gearbeitet und eine harte Zeit gehabt", sagt er. Jetzt als Deutscher werde er ein neues Kapitel aufschlagen:"Ich freu mich darauf."

Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin

Über dieses Thema berichtet der WDR am 27.06. auch in der Lokalzeit Münsterland im WDR Fernsehen.