Der 45-jährige Macron ist bereits der zweite französische Staatspräsident, der geehrt wird, aber er ist der erste, der bei seiner Auszeichnung noch im Amt ist.
2006, als Valéry Giscard d’Estaing den Preis erhielt, ging es auch um den Blick zurück - auf einen überzeugten "Baumeister Europas", den es zu ehren galt. Mit Macron als Preisträger schauen die Stifter der Auszeichnung nun auf die Zukunft Europas.
Macron ist ein "Diener der europäischen Idee"
"Emmanuel Macron stiftet mit seiner pro-europäischen Politik Frieden in Zeiten des Krieges. So gelingt es ihm trotz schwerer Verwerfungen mit der russischen Führung den Gesprächsdialog aufrecht zu erhalten und damit im Sinne des westfälischen Friedensschlusses von 1648 zu handeln", heißt es in der Begründung der Jury.
So hatte er sich kürzlich erst gegen einen kompletten Kollaps Russlands im Ukrainekrieg ausgesprochen und dafür auch Kritik erhalten. Doch Macron stellte klar, das Ziel des Westens könne es nicht sein, Russland zu vernichten.
"Signal der Einigkeit" ist wichtig
Macron vertrete fest verankerte Werte Europas und sei ein "Kämpfer für Freiheit, Frieden und Europa", so die Jury weiter. Er setzt auf Zusammenhalt. Das zeigt auch die von ihm vorangetriebene "Europäische Politische Gemeinschaft". Die Idee dahinter ist es, zum Beispiel auch EU-Beitrittskandidaten, -Bewerber und Ehemalige wie Großbritannien wieder enger an die europäische Idee zu binden.
Beim Gründungstreffen im Oktober 2022 sagte Macron: "Zunächst einmal geht es darum, dass unser Europa ein Signal der Einigkeit sendet. Und dann geht es darum, egal, ob EU-Mitgliedsland oder nicht, dass eine gemeinsame Strategie ausgearbeitet wird."
Auch Deutsch-Polnisches Jugendwerk wird ausgezeichnet
Der mit 100.000 Euro dotierte Internationale Preis des Westfälischen Friedens wird traditionell geteilt. Die zweite Hälfte der Auszeichnung geht dabei immer an eine Jugendorganisation: diesmal ist es das Deutsch-Polnische Jugendwerk.
Die Organisation, die von den Regierungen beider Länder getragen wird, ermöglicht seit 1991 Begegnungen von deutschen und polnischen Jugendlichen in ganz unterschiedlichen Bereichen. So gibt es etwa Kultur-, Sport- oder Umweltprojekte. Aber auch die gemeinsame Geschichte beider Länder steht im Mittelpunkt.
Blick über den Tellerrand
Mehr als drei Millionen junge Menschen haben bislang an gut 80.000 Projekten teilgenommen. Dabei wird schon lange auch ein Blick über den Tellerrand geworfen. Das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen schließt auch Jugendliche anderer Länder ein.
Seit mehr als zehn Jahren finden viele solcher Begegnungen auch mit jungen Menschen aus der Ukraine statt. Ein Netzwerk, das sich in Kriegszeiten als starker Schutzraum etwa für geflüchtete Jugendliche erwiesen hat.
Jubiläum des Westfälischen Friedens
Die aktuelle Auszeichnung stellt eine Besonderheit in der Geschichte des Preises dar - nicht nur weil Europa aktuell wieder einen Krieg erlebt. Der Westfälische Friedensschluss von 1648, der in Münster und Osnabrück den 30-jährigen Krieg beendet, jährt sich zum 375. Mal.
Die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe, ein Zusammenschluss von Unternehmern aus der Region, hat den Preis zum 350. Jahrestag ins Leben gerufen. Seitdem wurden Persönlichkeiten wie die Altkanzler Helmut Schmidt und Helmut Kohl und der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan geehrt.
Friedenskonferenz in Münster
In diesem Jahr wollen die Preisstifter auch die Bühne für einen internationalen Friedensdialog bieten. Am 9. September 2023 sollen führende Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Münster zu einer Konferenz zusammenkommen. So wie die Gesandten vor 375 Jahren.
Die Verleihung des Internationalen Preises des Westfälischen Friedens an Emmanuel Macron und das Deutsch-Polnische Jugendwerk folgt dann Anfang 2024 - ebenfalls im Historischen Rathaus in Münster.
Über dieses Thema berichten wir am 03.03. im WDR Hörfunk und im Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland um 19.30 Uhr.
Der erste Preisträger: der Schriftsteller und ehemalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel. Gemeinsam mit der Jugendorganisation Gesto por la Paz erhielt er 1998 den Preis des Westfälischen Friedens.
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