Susanne hat Glück gehabt. Sie ist vor einigen Tagen in der Übernachtungsstelle des Sozialdienstes Katholischer Frauen in Münster untergekommen. In Wiesbaden hat sie die vergangenen Jahre verbracht. Nun ist sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, hofft auf einen Neuanfang.
Ein Schlafplatz. Ein paar neue Kleidungsstücke aus dem Fundus des Sozialdienstes, denn viel besitzt die junge Frau nicht. Ein erster Schritt immerhin.
Teufelskreis Wohnungslosigkeit
Alles andere, ein Teufelskreis… Susanne ist seit Jahren arbeitslos, rutschte in die Obdachlosigkeit. Ohne Job kann sie sich keine Wohnung leisten. Ohne sesshaft zu sein, ist es aber auch schwierig, neue Arbeit zu finden. Nun hofft sie, in Münster mit Unterstützung des SKF wieder Fuß zu fassen.
Sie muss im Frauenwohnheim wohnen, um überhaupt erstmal Arbeitslosengeld II zu erhalten, sagt sie. Susanne ist dankbar für den Platz. Auch die Frauen, die hier arbeiten und ihr helfen, seien sehr nett, aber eine Obdachlosenunterkunft kann natürlich nur eine Notlösung sein. Und das soll sie auch. Eigentlich.
Übernachtungsplätze werden immer knapper
Maximal sechs Wochen können wohnungslose Frauen normalerweise hier unterkommen. Weil bezahlbarer Wohnraum aber allgemein knapp ist, werde der Absprung in einer Stadt wie Münster erschwert, sagt Marion Böing vom SKF. Die Frauen blieben länger, die Übernachtungsstelle werde immer voller.
Das beobachtet auch ihre Kollegin Jasmin Künnen. Sie betreut als Sozialarbeiterin beim SKF seit neun Jahren wohnungslose Frauen. "Als ich hier angefangen bin in der Übernachtungsstelle, hatten wir fünf Plätze, die bis heute auf 32 Plätze angestiegen sind. Die Zahl der obdachlosen Frauen steigt stetig und auch die Probleme der Menschen, die zu uns kommen werden größer und vielfältiger."
Stetig wachsender Bedarf
Neue zusätzliche Räume wären dringend nötig, um die hilfesuchenden Frauen unterbringen zu können. Viele kommen aus Gewaltbeziehungen, haben psychische Probleme oder eine Suchtgeschichte.
Mehr als ein Viertel aller Wohnungslosen in Münster sind mittlerweile Frauen. Und es werden mehr, glaubt auch Thomas Mühlbauer vom Haus der Wohnungslosenhilfe in Münster. Und zwar Frauen UND Männer, denn die Folgen von Pandemie und Inflation, seien noch gar nicht auf der Straße angekommen.