Am Samstag war die zwölfjährige Luise aus Freudenberg im Siegerland mit zahlreichen Messerstichen getötet worden. Bei einer großangelegten Suche nach dem vermissten Kind fanden Polizeibeamte am Sonntagmittag in einem abgelegenen Tal die Leiche. Mittlerweile haben zwei 12- und 13-jährige Mädchen aus dem Bekanntenkreis des Opfers die Tat gestanden. Sie sind aus Altersgründen nicht schuldfähig und können nicht angeklagt werden.
An der Schule der getöteten Zwölfjährigen hat am Donnerstag erstmals wieder regulärer Unterricht stattgefunden. "Der Unterrichtsbetrieb läuft planmäßig", sagte ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg. Es gebe aber keinen Zwang für die Klassen, jetzt den Unterrichtsstoff nach Lehrplan durchzuziehen.
Polizei und Staatsanwaltschaft warnen vor Falschmeldungen
Insbesondere in den sozialen Medien gebe es Spekulationen über die Hintergründe der Tötung der zwölfjährigen Luise, die sich nicht mit dem aktuellen Ermittlungsstand decken, heißt es von Polizei und Staatsanwaltschaft. Seit Tagen werden dort angeblich private Details und Fotos des Opfers und herablassende Kommentare über die mutmaßlichen Täterinnen verbreitet.
Die Polizei hat angekündigt, gegen strafrechtlich relevante Posts vorzugehen und bittet die Öffentlichkeit, sich zum Schutz der Angehörigen nicht an Spekulationen zu beteiligen.
Auch der evangelische Superintendent Peter-Thomas Stuberg ist betrübt über die Ausmaße in den sozialen Medien. "Die sozialen Medien entwickeln in solchen Situationen eine Dynamik, die fassungslos macht. Dass Menschen sich anonym äußern und übelsten Fantasien, sozusagen ihrem innersten, freien Lauf lassen."
Bekannte Social-Media-Kanäle der Mädchen, die die Tat begangen haben sollen, wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft geschlossen, so die Polizei.
Psychologen weiter an der Schule im Einsatz
Wo Schülerinnen und Schüler noch den Wunsch nach Gesprächen hätten, stehe der reguläre Unterricht hinten an, sagte der Sprecher. Drei Tage lang hatten sich Schüler und Lehrer nach der Tat Zeit für Gespräche und die Trauerarbeit genommen. Psychologen und Fachleute der Bezirksregierung sind weiter an der Schule im Einsatz.
Eltern der Mädchen haben den Ort verlassen
Die Eltern der beiden mutmaßlichen Täterinnen haben Freudenberg zunächst verlassen, ihr aktueller Aufenthaltsort bleibt geheim. Wie der Kreis Siegen-Wittgenstein mitteilte, besteht Kontakt zu den Mädchen, allerdings seien die "außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht" worden und werden ihre bisherige Schule nicht besuchen. Im nächsten Schritt würden die Geschehnisse mit den Beteiligten aufgearbeitet.
Angaben zum Tathergang sowie zum Verhalten davor und danach machten die Ermittler bislang nicht - "aus Gründen des Jugendschutzes", hieß es von der Oberstaatsanwalschaft. Auch zum Motiv der beiden Mädchen schwiegen die Ermittler, die weiterhin keine konkrete Spur zur Tatwaffe haben. Zuletzt hatten gut 30 Beamte am Dienstag das Gebiet rund um den Tatort in einem abgelegenen Wald an der Grenze von Rheinland-Pfalz und NRW durchsucht - ohne Erfolg.
"Derzeit ist keine weitere Suchmaßnahme beabsichtigt", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Siegen am Donnerstag. Dabei wäre die Tatwaffe trotz des Geständnisses der 12- und 13-Jährigen wichtig. "Alles, was eine geständige Einlassung objektiv untermauert, ist von Relevanz", sagte der Sprecher. Nach früheren Angaben der Ermittlungsbehörden wird nach einem haushaltsüblichen Messer gesucht.
Polizei beobachtet Hass-Postings
Zudem beobachtet die Polizei in den sozialen Netzwerken die Debatten zu dem Fall: "Wir haben ein Monitoring dazu und prüfen laufend, ob strafrechtlich Relevantes gepostet wird", sagte ein Sprecher der Polizei Siegen-Wittgenstein am Donnerstag. In sozialen Netzwerken wurden von teils anonymen Nutzern zahlreiche Spekulationen und auch Drohungen und Hass gegen die mutmaßlichen Täterinnen veröffentlicht.
Die Polizei appellierte an die Nutzer, keine Mutmaßungen und Drohungen zu verbreiten. "Es gehen sehr, sehr zügig auch Falschinformationen durchs Internet - und vieles deckt sich einfach nicht mit unseren Ermittlungen", sagte der Sprecher. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hatte bereits davor gewarnt Bilder, Namen oder angebliche Social-Media-Profile der mutmaßlichen Täterinnen im Internet zu teilen.