Billerbeck: Ukrainische Kinder kehren heim

Stand: 16.08.2024, 17:15 Uhr

Für rund 20 Jungen und Mädchen aus Malyn geht eine zweiwöchige Auszeit vom Kriegsalltag zu Ende. Am Sonntag starten die Ferienkinder Richtung Heimat, ins Ungewisse.

Von Markus Holtrichter

"Es war ein großer Wunsch von mir, hierher kommen zu dürfen", erzählt die 10-jährige Tatjana, "diese Wochen sind einfach viel zu schnell verflogen." Für sie und die anderen Kinder aus der Ukraine steht die Fereinfreizeit in Billerbeck vor dem Abschluss.

Das Fest der Kulturen in Billerbeck ist der letzte, offizielle Programmpunkt für die Kinder aus Malyn. Sie kommen grade erschöpft, aber gut gelaunt von einem Kletterpark im Münsterland zurück. Zur Stärkung gibt’s Bratwurst im Brötchen. Das Deutsche Schnellgericht vom Holzkohle-Grill schmeckt allen.

Natürlich hatte ich Heimweh, aber mir ging es hier so gut, dass das gar nicht so stark war. Tatjana, 10 Jahre alt

Kinder gehen in ungewisse Zukunft

"Ich sehe den Einsatz unserer Gruppe als kleinen Beitrag im Kampf gegen Putin", sagt Margret. Sie hat schon zum dritten Mal Ferienkinder aus der Ukraine aufgenommen. Auch die anderen Gasteltern sind nun traurig, sagt Margret. Man wisse nicht, welche Zukunft die Kinder haben, was ihnen durch den Krieg vielleicht geschehe.

Das Lachen kehrte zurück

Die Gastfamilien stehen in engem Kontakt zu den Eltern in der Ukraine – sofern beide noch leben. Viele Väter sind an der Front, einige sind bereits im Krieg gefallen. Bei den täglichen Video-Telefonaten sagte eine Mutter dankbar, sie habe ihren Jungen seit einem Jahr erstmals wieder lachen sehen.

Für die Kinder aus Malyn stand Ablenkung auf dem Programm, z.B. beim Go-Kart. | Bildquelle: WDR/Markus Holtrichter

Der 10-jährige Dima sagt, er habe sich in Billerbeck entspannen können. Ob Freizeitpark, Kletterwald, Zoo oder das Spielen mit neuen Freunden – Dima hat die Auszeit von der stets angespannten Situation daheim sehr genossen. Viel Zeit für ein Interview hat er nicht. Das Go-Kart nebenan lockt.

Täglich Luftalarm

Auch eine Betreuerin aus Malyn ist mit nach Deutschland gekommen. Valentina schildert die schwierige Situation daheim: "Jeden Tag hören wir Alarm und die Kinder haben viele emotionale Probleme." Umso mehr hätten sie sich darauf gefreut, Ferien im sicheren Deutschland zu verbringen.

Hilfe soll weitergehen

Die Kinder aus Malyn, einer Stadt unweit Kiews, verbringen nun noch Zeit mit ihren Gastfamilien und neuen Freunden in Billerbeck. Am Sonntag werde sie dann in den Bus Richtung Heimat starten. Mit im Gepäck: Medizinische Hilfsgüter und andere Spenden. Zwei Wochen Auszeit vom Krieg enden.

Doch die aktive Hilfe soll weitergehen, kündigt Billerbecks Bürgermeisterin Marion Dirks an. Sie sucht bereits Betreuer und Gastfamilien für die nächste Kinderferienfreizeit aus Malyn. Außerdem planen Menschen aus ihrer Stadt einen weiteren Hilfstransport. Er soll im Herbst starten.

Bürgermeisterin ist stolz

Marion Dirks ist sehr stolz auf die Menschen in ihrer Stadt. Viele waren zunächst zurückhaltend, Kinder aus einem Kriegsgebiet zu betreuen. Doch die Angst, etwas falsch machen zu können, ist großer Überzeugung und beispielhaftem Engagement gewichen. Den Kindern eine unbeschwerte Zeit schenken – es ist ihnen gelungen.

Unsere Quellen:

  • Kinder und Betreuer aus Malyn
  • Billerbecks Bürgermeisterin Marion Dirks
  • WDR-Reporter vor Ort

Darüber berichtet der WDR auch am 19. August 2024 im Radio auf WDR2.