Im vergangenen Jahr sind 446 Radfahrer in Deutschland tödlich verunglückt, fast die Hälfte davon außerhalb geschlossener Ortschaften. Wo liegen die Gründe und wie kann es sicherer werden für die Radfahrer? Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat zusammen mit der Uni Wuppertal fast 10.000 schwere Radunfälle auf Landstraßen analysiert und knapp 400 Unfallhergänge im Detail untersucht.
Kreuzungen sind gefährlich
Die Ergebnisse wurden am Donnerstag in Münster vorgestellt. Rund zwei Drittel der Unfälle finden demnach an Kreuzungen statt. "Unsere Analyse ausgewählter Unfallstellen zeigt, dass oft ein eigener Radweg fehlt, es an zwei von drei Stellen Sichthindernisse gibt und Autos an jeder zweiten Unfallkreuzung mehr als 70 km/h fahren dürfen", sagte Kirstin Zeidler, Leiterin des UDV.
Laut Polizei-Statistik liegt die Schuld in diesen Situationen häufig bei Fahrradfahrern, weil sie zum Beispiel die Vorfahrt missachten. In der Studie steht, dass es zwischen Pedelec-Unfällen und Unfällen mit klassischen Fahrrädern keine strukturellen Unterschiede gebe.
Mehr Radwege gefordert
Gefährlich sind für Fahrradfahrer auch Radwege, die in beiden Richtungen zu befahren sind. Dort werden sie zum Beispiel beim Abbiegen leicht übersehen. Deswegen ist auch hier eine zentrale Forderung der Unfallforscher, dass mehr und bessere Radwege gebaut werden. "Schnelle Autos und ungeschützter Radverkehr gehören wegen der großen Geschwindigkeitsunterschiede nicht auf eine Fahrbahn", kritisiert Zeidler.
Mehr Rücksicht kann Leben retten
Um Unfälle zu vermeiden, sei gegenseitige Rücksichtnahme ein Schlüssel. Radfahrer sollten unsichere Landstraßen im Zweifel besser meiden. Ein Umweg, mit mehr Sicherheit, kann die bessere Alternative sein. Dazu wird zu gut sichtbarer Kleidung und ausreichend Licht am Rad geraten. Die Autofahrer hingegen sollten auf Landstraßen stärker auf Radfahrer achten und gerade bei höheren Geschwindigkeiten aufmerksamer sein. Häufig fahren Autos bei Radunfällen auf Landstraßen schnell von hinten auf.
Die Autoren der Studie haben die Forderung an die Politik und Verkehrssicherheitsorganisationen geben, Kampagnen ins Leben zu rufen, die für mehr Sicherheit beim Radfahren außerhalb der Städte sorgen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Pressemitteilung UDV
Über dieses Thema berichtet der WDR am 11.07.2024 unter anderem im Hörfunk.