Überraschende Wende in der Diskussion um eine Arnsberger Flüchtlingsunterkunft: Noch während einer Bürgerversammlung am Abend gerät der Eigentümer des ehemaligen Klosters so sehr unter Druck, dass er hinwirft und sein Angebot, das Gebäude ans Land zu vermieten, spontan zurückzieht.
Anfrage für Eigentümer zunächst ein Glücksgriff
Dabei schien für den Eigentümer des ehemaligen Klosters im Arnsberger Ortsteil Oeventrop die Anfrage der Landesregierung zunächst ein Glücksgriff zu sein. Die hatte ihn gefragt, ob sie das renovierungsbedürftige Gebäude nicht mieten könne, um 450 Flüchtlinge unterzubringen. Als "Lottogewinn" bezeichnete der Eigentümer das Angebot gegenüber dem WDR. Mehrere Millionen Euro Miete für das bisher nicht bewohnbare Gebäude sollten fließen – pro Jahr.
Buh-Rufe aus Bürgerreihen
Auf einer Info-Veranstaltung im Ort hat nun die Bezirksregierung Arnsberg die Pläne öffentlich vorgestellt. Das Interesse war riesig. Schon eine Stunde vor Beginn der Versammlung strömten Menschen aus allen Richtungen zur Turnhalle. 750 durften rein, etwa 150 weitere mussten die Infoveranstaltung draußen über einen Bildschirm verfolgen.
Auf dem Podium der Turnhalle saß neben Vertretern und Vertreterinnen der Bezirksregierung Arnsberg auch der Eigentümer des alten Klosters. Schon in der kurzen Vorstellungsrunde gab es für ihn viele Buh-Rufe. Die Befürchtung einiger: Es könnte zu mehr Unruhe und Kriminalität im Ort kommen. Wie zuletzt auch an der Zentralen Unterbringungseinrichtung in Soest. Hier gab es zuletzt viele Polizeieinsätze.
Viel Kritik an den Plänen
Gerade bei Integrationsinitiativen war Oeventrop eigentlich ein Vorzeigedorf. 2015 und auch in der Ukrainekrise, gab es dort viele Ehrenamtliche, die sich engagiert haben. "Ich erinnere mich noch an 2015, da sind die gleichen Diskussionen gewesen, und in diesem Ort ist nicht mehr passiert wie vorher auch", sagt Michael Müller-Lenser. Er gehört zu den Ehrenamtlichen, die von Anfang an geflüchtete Menschen willkommen hießen und ihnen halfen, sich im Ort wohlzufühlen, ihren Platz zu finden. Etwa 150 dieser Menschen, um die sich damals gekümmert wurde, sind geblieben.
Flüchtlingshelfer und Dorfbewohner überfordert
Jetzt aber geht es um andere Menschen. Um solche, über deren Asylantrag noch nicht entschieden ist und die dann nach mehreren Wochen weiter verteilt werden. Die Kinder sind während dieser Zeit noch nicht schulpflichtig - es gibt kaum Anknüpfungspunkte. Selbst die geübten, ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer wissen nicht, wo und wie sie sich hier einbringen könnten. Die Dorfbewohner fühlen sich mit der Einrichtung schlicht überfordert. Daher gibt es viel Kritik an den Plänen des Eigentümers. Er, der selbst in Oeventrop lebt, kontert: "Ich mache das nicht ohne euch." Aus dem Publikum rufen mehrere Menschen gleichzeitig: "Dann lass uns doch jetzt abstimmen". Die Bezirksregierung macht klar: Es gibt nichts abzustimmen. Das Land entscheidet, mit wem es Mietverträge macht – nicht etwa die Bürgerinnen und Bürger.
Besitzer beugt sich Willen der Nachbarn
Für den Eigentümer stand jedoch vorher schon fest: Entweder vermietet er das Kloster als Flüchtlingsunterkunft – und zieht weg aus Oeventrop. Oder er bleibt hier – und beugt sich der Mehrheit seiner Nachbarinnen und Nachbarn. Und weil so viele klargemacht haben, dass sie keine Zentrale Unterbringungseinrichtung wollen, greift er schließlich zum Mikrofon und verkündet, dass er das alte Kloster nicht als Flüchtlingsunterkunft vermieten wird. Jubel brandet auf, dann ist die Versammlung beendet. Jetzt muss das Land weiter suchen.