Bündnis fordert: Werbeverbot für Snacks und Süßigkeiten

Stand: 07.11.2022, 12:02 Uhr

Ein Bündnis fordert, Werbung für ungesunde Lebensmittel einzuschränken: in Fernsehen und Radio und rund um Kitas und Schulen. Dadurch soll die Gesundheit von Kindern geschützt werden. Der Appell von Kinderschutz- und Ernährungsorganisationenen richtet sich an die Ampelparteien.

Von Christina Höwelhans

Foodwatch, das Deutsche Kinderhilfswerk, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und andere Verbände und Organisationen wollen Kinder besser von ungesunden Lebensmitteln fernhalten. Sie fordern in einem Appell unter anderem ein Werbeverbot für Süßigkeiten, Snacks und Fast Food in Fernsehen, Radio und bei Streamingdiensten zwischen 6 und 23 Uhr. Damit würde Werbung ins Nachtprogramm verlegt werden. Der Appell richtet sich an die Parteien der Bundesregierung.

Das Bündnis, zu dem auch die Krankenkassen AOK und Techniker und die Deutsche Adipositas-Gesellschaft gehören, fordert von den Ampelparteien SPD, Grünen und FDP eine umfassendes Werbeverbot. Im Koalitionsvertrag haben die Parteien bisher nur festgelegt, "an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt" dürfe es künftig bei Kindersendungen nicht mehr geben. Das zuständige Ernährungsministerium hat am Montag in einer Pressekonferenz bestätigt, an einem entsprechenden Gesetz zu arbeiten. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland darüber berichtet.

Eine solche Regel geht dem Bündnis aber nicht weit genug. Schließlich würden Kinder nicht nur Zeichentrickfilme gucken, sondern auch Castingshows und Fußballspiele. Laut einer Studie der Universität Hamburg sehen Drei- bis Dreizehnjährige im Fernsehen täglich knapp zwölf Werbespots für Lebensmittel. Bei fast allen gehe es um Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten.

Bannmeile für Werbeplakate rund um Schulen und Kitas

Eine zweite Forderung betrifft Werbeplakate für ungesunde Lebensmittel: Sie sollen im Umkreis von 100 Metern um Schulen, Kitas und Spielplätze nicht aufgestellt werden dürfen. Außerdem sollen Influencer in sozialen Netzwerken wie Instagram nur Werbung für gesunde Lebensmittel machen dürfen.

Was genau wird als "ungesund" definiert?

Ein Junge isst Pommes Frites mit Ketchup | Bildquelle: picture alliance / Westend61

Aber was sind gesunde Lebensmittel und welche Snacks und Süßigkeiten würden unter ein Werbeverbot fallen? Dafür schlägt das Bündnis die Nährwertempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO vor. Es geht grundsätzlich um Grenzwerte bei Zucker, Salz und Fett. Das Bündnis beklagt, dass Kinder etwa doppelt so viele Süßwaren wie empfohlen essen würden - und nur halb so viel Obst und Gemüse. Aktuell hätten etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen Übergewicht. Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzkreislauferkrankungen könnten die Folge sein.

Ab 2024 Werbeverbot in Großbritannien

Den Appell an die Ampelparteien haben 37 Kinderschutzorganisationen, Ärzteverbände, Krankenkassen und weitere Organisationen unterzeichnet. Und sie haben einen prominenten Unterstützer: Den britischen Starkoch Jamie Oliver.

Oliver setzt sich seit Jahren für die richtige Ernährung von Kindern und gesundes Essen in Schulkantinen ein. "Tag für Tag bombardiert die Lebensmittelindustrie unsere Kinder mit Werbung für Zuckerbomben und fettige Snacks – sie schaltet TV-Spots während Fußballspielen, Casting-Shows und Kindersendungen und engagiert beliebte Influencer:innen", sagt der Koch. In seiner Heimat gibt es ab 2024 eine umfassende Werbebeschränkung. Ein ähnliches Vorgehen in Deutschland wäre ein "Meilenstein", so Oliver.

Über dieses Thema berichten wir unter anderem in den Hörfunk-Nachrichten bei WDR 2 und im WDR 5 Morgenecho am 08.11.2022.