Warum Orangensaft derzeit knapp ist - und wohl bald teurer wird

Stand: 17.05.2023, 16:25 Uhr

Orangensaft ist in Deutschland beliebt. Doch das Getränk ist gerade weltweit so knapp wie lange nicht mehr. Verbraucher müssen sich auf höhere Preise einstellen. Das sind die Gründe.

Im internationalen Vergleich ist Deutschland Weltmeister im Trinken von Fruchtsaft. 28 Liter davon nimmt jeder in Deutschland im Jahr zu sich. Besonders gefragt: Orangensaft. Doch der wird gerade knapp. Dass das Getränk deswegen teurer wird, ist wahrscheinlich.

Warum wird Orangensaft derzeit knapp?

In den Regionen, in denen Orangen produziert werden, hat es massive Ernteausfälle gegeben. In Brasilien beispielsweise, dem wichtigsten Anbauland, wo 80 Prozent des weltweit gehandelten Orangensafts herkommt, war das Wetter schlecht. Deshalb sind dort die Lagerbestände extrem niedrig.

Zweitgrößter Orangenproduzent weltweit sind die USA. Vor allem in Florida werden die Früchte angebaut. Dort grassiert jedoch eine Pflanzenkrankheit – "nämlich ein Bakterium, das Zitrusfrüchte befällt und sie hindert, reif zu werden", erläutert Andrea Groß von der WDR-Wirtschaftsredaktion. Das hat zusammen mit den Auswirkungen von Wirbelstürmen die Ernte dramatisch verringert.

Wie stark geht die Orangenproduktion zurück?

Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat einen Marktbericht veröffentlicht, demzufolge die weltweite Orangenproduktion um fünf Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr zurückgeht. "Das bedeutet auch bei uns in Europa: knappe Ware, dazu steigende Transportkosten – und im Ergebnis höheren Preisen“, so Andrea Groß.

Gibt es Märkte in Europa oder Asien, um die Ausfälle zu kompensieren?

Brasilien und die USA produzieren 90 Prozent unseres Orangensaftes. "Wenn es da hakt, dann ist es schon erstaunlich, dass die Erntemenge nur um fünf Prozent zurückgegangen ist", sagt Groß. Die restlichen 10 Prozent der weltweiten Orangenernte verteilen sich auf

  • Spanien, das wegen großer Hitze und Dürre ebenfalls zurzeit Ernteprobleme hat
  • Mexiko, zu dessen Ernte dem Verband der Deutschen Fruchtsaftindustrie aber keine Erkenntnisse vorliegen, und
  • China zu einem geringen Teil.

Aus China kommt die Orange übrigens ursprünglich her. Deswegen heißt sie bei uns auch Apfelsine, also der "Apfel aus China". "Für die weltweite Produktion spielt das Land aber keine Rolle", betont Groß.

Was muss man zurzeit für einen Liter Orangensaft bezahlen?

Preisanstieg von Orangensaft | Bildquelle: Statistisches Bundesamt

Laut Statistischem Bundesamt kostet ein Liter Orangensaft zurzeit im Durchschnitt 1,80 Euro. Vergangenes Jahr um diese Zeit waren es nur 1,30 Euro, aber die Preise für Lebensmittel sind ja seither insgesamt stark gestiegen. Beim Orangensaft werden die Preise im Sommer voraussichtlich deutlich anziehen. Wie stark genau, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen.

Werden jetzt auch frische Orangen knapp?

Bei frischen Orangen sieht die Marktsituation nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) deutlich besser aus als bei Saftkonzentrat. Denn die Märkte für Saftkonzentrat und für Frischware sind sauber getrennt. Rund 90 Prozent des Orangensaftkonzentrats für die EU kommen aus Brasilien. Die frischen Orangen im Supermarkt stammen dagegen im Winter in der Regel aus der Mittelmeerregion, im Sommer häufig aus Südafrika. "Im Moment gibt es keine Knappheit bei frischen Orangen. Das Angebot ist wegen der Trockenheit in Spanien nicht besonders reichlich, aber es ist nicht wirklich knapp", sagt AMI-Expertin Gabriele Held. Wer Orangen kaufen wolle, bekomme sie - wenn auch zu Preisen etwas über dem Vorjahresniveau.

Über dieses Thema berichtet heute auch die Aktuelle Stunde im WDR Fernsehen um 18.45 Uhr.