Bis zu 30.000 Wanderfreunde und -freundinnen aus ganz Deutschland ziehen in den nächsten Tagen durch die Mitte des Landes - in der Grenzregion zwischen Thüringen, Niedersachsen und Hessen. Der Deutsche Wandertag, das nach Veranstalter-Angaben weltweit größte Wanderfest, wird am Donnerstagabend vom thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow in Heilbad Heiligenstadt in Thüringen eröffnet.
Die Veranstaltung steht auch für hunderttausende Menschen im Land, die das Wandern während der Corona-Pandemie für sich entdeckt haben - und viele haben danach nicht damit aufgehört: 63 Prozent der Deutschen sagten in einer im Frühjahr durchgeführten Befragung, dass sie mindestens gelegentlich wandern.
"Bergischer Weg" dieses Jahr schönster Wanderweg
Und die Strecke, wo Wanderinnen und Wanderer am meisten für ihren körperlichen Einsatz belohnt werden, ist in diesem Jahr wohl der "Bergische Weg". Das Wandermagazin hat ihn zu "Deutschlands schönstem Wanderweg 2024" gekürt.
Auch in den sozialen Medien begeistert der Trend #Wandern. Zahlreiche Influencer posten täglich neue Videos zu schönen Wanderwegen. Doch was sind die Vorteile des Wanderns? Diese Auswirkungen kann Wandern auf die Gesundheit haben:
Stress-Abbau durch Wandern
Wandern hilft auch dabei Stress abzubauen. Wer wandern geht, verlässt zunächst einmal sein gewohntes Umfeld und lässt den Stress hinter sich. Außerdem sorgt die körperliche Aktivität dafür, dass das Stresshormon Kortisol abgebaut wird.
Froböse sagt, dass wir eigentlich darauf ausgelegt sind "Stress mit einer körperlichen Aktivität zu beantworten". Im Alltag geht die "mentale Überforderung" jedoch meist mit einer "körperlichen Unterforderung" einher, wodurch "der Hormonspiegel nicht bearbeitet wird". Durch das Wandern kommt das wieder ins Gleichgewicht. Wandern sei somit "wie ein kleines Ventil" um Stress abzubauen.
Wandern kann glücklich machen
Zügiges Wandern ist ein Ausdauersport und wirkt sich somit positiv auf den Stoffwechsel im Körper aus. Durch den veränderten Stoffwechsel wird, laut des Deutschen Wanderverbands, die Produktion körpereigener Hormone und Botenstoffe, wie Endorphin, Serotonin und Dopamin angeregt. Diese Stoffe können ein Gefühl von Glück auslösen.
Auch das Selbstwertgefühl steigt durchs Wandern. Denn: Bewegung im Freien führt zu mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Und diese Fähigkeiten werden durch das Wandern noch weiter geschult. Prof. Ingo Froböse ist Sportwissenschaftler und Gesundheitsexperte - er erklärt: "Je nachdem welcher Weg gewählt wird, bringt das Wandern auch koordinative Herausforderungen mit sich, wodurch die Bewegungsgeschicklichkeit gefördert wird".
Förderung der Kreativität
Wer wandert, der wird auch ein Stück kreativer, sagt Experte Froböse. Die Durchblutung im Gehirn wird beim Wandern um 30 bis 40 Prozent erhöht. Wandern ist also auch eine Art "Gehirnjogging".
Außerdem wirken während des Wanderns viele verschiedene Reize auf den Wanderer ein - zum einen der körperlichen Reiz durch die Bewegung und zum anderen die Reize, die bei der Erkundung einer neuen Umgebung auf das Gehirn einwirken. Zusammen fördern diese Reize, laut Froböse, dass die Nerven im Gehirn wachsen. Dadurch entstehen "neue Querverbindungen zwischen den Nervenzellen", die einen auf neue Ideen bringen.
Körperliche Gesundheit
Wenn der Körper gesund ist, dann wirkt sich das auch positiv auf den Geist aus - und Wandern fördert die körperliche Gesundheit.
Froböse erklärt, dass durch das Wandern das Herz-Kreislauf-System gestärkt wird: Der Herzmuskel wird kräftiger, das Lungenvolumen größer, die Sauerstoffversorgung besser, auch der Blutdruck sinkt. Außerdem wird auch die Muskelaktivität durch die Bewegung gefördert.
Wandern ist auch nachhaltig
Hinzukommt: Wandern ist nicht nur gesund, sondern geht - wenn man sich an gewisse Regeln hält - auch gut im Einklang mit der Natur, egal ob man zwischendurch mal wandern geht oder einen ganzen Wanderurlaub macht. Wandern ist eine vergleichsweise umweltfreundliche Form des Tourismus, sagte auch der Tourismusforscher Heinz-Dieter Quack dem epd.
Zum einen ist Wandern deutlich nachhaltiger als Skifahren oder auch Mountainbiken. Und Menschen die wandern bevorzugen oft eher familiengeführte Unterkünfte und regionales Essen und Bier, so Quack. Wandern sei deshalb auch aus wirtschaftlicher Sicht eine besonders nachhaltige Art Urlaub zu machen.
Was sollte man als Einsteiger beachten?
Die Einstiegsschwelle beim Wandern ist niedrig. Jeder kann theoretisch einfach loslaufen. Der Schwierigkeitsgrad der Wanderung sollte dabei von der eigenen Kondition abhängig gemacht werden. Froböse sagt, dass die Wanderung dem Körper eine Herausforderung bieten sollte, gleichzeitig verweist er jedoch darauf, dass es auch wichtig ist sich auf die Wanderung vorzubereiten - insbesondere wenn in einem "herausfordernden Gelände" gewandert werden soll.
Auch auf der Website des Deutschen Wanderverbands wird davon abgeraten sich beim Wandern zu verausgaben. Hier wird "eine wohltuende Mischung aus Bewegung, Entspannung, Naturerleben und Geselligkeit" empfohlen.
Wie setzt sich die richtige Ausrüstung zusammen?
Am wichtigsten ist das passende Schuhwerk. Die Schuhe sollte in jedem Fall ein rutschfestes Profil haben. In leichtem Gelände reichen meist halbhohe Trekking- oder Wanderschuhe. Für unwegsames Gelände oder längere Wanderungen sollten eher Wanderschuhe gewählt werden, die über die Knöchel gehen.
Auch wichtig: der Wanderrucksack. Laut des Deutschen Wanderverbands sollte der Rucksack mit diesen Gegenständen ausgestattet sein: Ein Getränk und etwas zu essen, Sonnenschutz, Ausweispapiere und Krankenkassenkarte, Wanderkarte, Mobiltelefon, wichtige Notfallmedikamente und Notfalltelefonnummern. Für den Notfall ist ein kleines Erste-Hilfe-Set hilfreich.
Unsere Quellen:
- Interview mit Prof. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler und Gesundheitsexperte
- Website des Deutschen Wanderverbands
- Webseite des Deutschen Wandertags
- Medieninformation des Freistaats Thüringen
- epd
Über dieses Thema berichtet der WDR am 09.08.2024 auch im Fernsehen, in der Aktuellen Stunde um 18:45 Uhr.