Todesfall durch Vogelgrippe: Keine Gefahr für Menschen, aber Vorsicht bei Haustieren

Stand: 12.04.2023, 19:11 Uhr

In China ist erstmals ein Mensch an einer seltenen Form der Vogelgrippe gestorben. Das weckt Corona-Erinnerungen. Doch Experten geben Entwarnung - zumindest für Menschen.

Bis vor ein paar Jahren hätte diese Schlagzeile nur wenig Aufmerksamkeit erzeugt: "Erster Todesfall durch Vogelgrippe-Virus H3N8 in China". Doch nach den Corona-Erfahrungen ist das anders. So manch einer dürfte innerlich zusammenzucken und sich unweigerlich die Frage stellen: Geht jetzt alles wieder von vorne los?

Darum geht es konkret: Eine 56 Jahre alte Frau ist in der südchinesischen Provinz Guangdong an der Vogelgrippe gestorben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist sie am 3. März mit einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus gekommen und dort am 16. März verstorben. Sie sei erst der dritte Mensch, der sich mit dem Subtyp H3N8 infiziert habe. Die 56-Jährige habe mehrere Vorerkrankungen gehabt und sei mit lebendem Geflügel in Kontakt gekommen.

Keine Übertragung von Mensch zu Mensch

Von Subtypen, Lungenentzündung und Vorerkrankung war auch bei Corona viel die Rede. Gibt all das jetzt also Grund zur Sorge? WDR-Wissenschaftsjournalist Detlef Reepen aus der Quarks-Redaktion sagt nein. "Nach heutigem Stand muss man sich keine Sorgen machen, weil es keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung gibt." Bei den bisherigen Fällen sei eine Infektion immer über Tiere erfolgt. Erst wenn sich das ändern sollte, könne es gefährlich werden. Doch Reepen ordnet ein:

"Die Vogelgrippe gibt es in verschiedenen Virusvarianten seit Jahrhunderten und es gab auch schon schwere Seuchenzüge. Aber nie hat sich das Virus so anpassen können, dass es von Mensch zu Mensch übertragen wird."

Auch die WHO sagt: "Nach den vorliegenden Informationen scheint das Virus nicht die Fähigkeit zu haben, sich leicht von Mensch zu Mensch zu übertragen." Das Risiko einer Ausbreitung unter Menschen werde als "gering" eingeschätzt.

Tödliche Gefahr für Tiere

Das Rangerteam des National Trust räumt verstorbene Vögel von Staple Island. | Bildquelle: dpa/ Owen Humphreys

Doch das heißt nicht, dass die Vogelgrippe allgemein keine Auswirkungen hat. In der Tierwelt zieht sie auf jeden Fall ihre Kreise. So grassiert derzeit weltweit unter Wildvögeln und Geflügel die H5N1-Entwicklungslinie 2.3.3.4b. Bekannt ist, dass sie auch Säugetiere wie Nerze, Robben, Füchse, Waschbären, Marder und Bären infiziert und tötet.

Auch in NRW kommt es immer wieder zu Ausbrüchen. So wurde im Februar auf einem Hof zur Aufzucht von Junghennen in Delbrück (Kreis Paderborn) die Vogelgrippe nachgewiesen. Rund 122.000 Tiere aus dem Bestand wurden daraufhin gekeult.

Nicht nur Vögel betroffen

Wie es der Name schon sagt, ist die Vogelgrippe eigentlich eine Vogelkrankheit. Das Virus ist an sie besonders angepasst. Doch in letzter Zeit mehren sich Meldungen, der aggressive Virus-Stamm vom Typ H5N1 habe Säugetiere krank gemacht und getötet.

Überraschend ist das nicht. Denn Seehunde, Füchse, Otter oder Seelöwen nehmen große Mengen Virus auf, wenn sie einen verendeten Vogel fressen. Der Sprung vom Vogel aufs Säugetier liegt nahe. "Das sind Dinge, die wir bereits aus der Vergangenheit kennen, auch von anderen Linien dieses Virus. Es zeigt zunächst mal etwas ganz anderes an: Dass das Virus offenbar vor allen Dingen in der Wildvögelpopulation sehr weit verbreitet ist", sagt Timm Harder vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit.

Ein toter Seelöwe in Peru | Bildquelle: dpa

Kritisch sei zum Beispiel die Situation in Südamerika. In Peru seien in den letzten Wochen Zehntausende Seelöwen verendet. "Da muss es auch zu Übertragungen zwischen den Tieren gekommen sein und das wäre auf jeden Fall eine neue Stufe des Risikos."

Hinzu kommt: Früher verschwand die Vogelgrippe im Sommer stets wieder. Der aktuelle Vogelgrippestamm hingegen ist das ganze Jahr über in der Natur aktiv. Das führt zu verstärkten Ausbrüchen bei Geflügel, aber auch dazu, dass Tiere, die Wildvögel jagen, auch vermehrt einer Infektion ausgesetzt sind.

Vorsicht für Hunde und Katzen

Für den Menschen ist die Gefahr dadurch nicht größer. Aber für dessen treue Begleiter. Denn wer seine Katze frei herumlaufen lasse oder dem Hund auf Spaziergängen die Leine abnehme, setze die Haustiere einem Risiko aus, sagt Harder. "Bei den Katzen wissen wir es aus natürlichen Infektionen in Frankreich, dass Katzen tatsächlich, wenn sie zum Beispiel in Kontakt mit infiziertem Geflügel kommen, sich infizieren können.

Virusdiagnostiker Timm Harder | Bildquelle: picture alliance / dpa/ Stefan Sauer

Der Experte empfiehlt deshalb zum Beispiel Hundehaltern, dass sie in Regionen mit Geflügelpest ihre Vierbeiner an die Leine nehmen. "Man weiß nicht, was passiert, wenn Hunde entsprechend Wildvögelkadaver aufnehmen würden. So weit entfernt vom Fuchs ist der Hund nicht. Man müsste auf jeden Fall das Risiko mit einbeziehen, dass auch Hunde sich auf diese Art und Weise infizieren können." Wo es in letzter Zeit Ausbrüche gab, wird auf der Internetseite des Friedrich-Loeffler-Institut aufgeführt:

Auch den Aktionsradius von Katzen sollten Halter einschränken. "Dort wäre dann der Rat, Katzen nicht unbeaufsichtigt draußen laufen zu lassen. Wo das möglich ist, sollte man sie im Haus oder am Hof versuchen zu halten. Ansonsten läuft man Gefahr, dass diese Tiere sich ebenfalls infizieren." Und so eine Infektion könnte für die Tiere tödlich enden.