Damit zeichnet sich die nächste Eskalation im Tarifkonflikt ab. Die jüngsten Warnstreiks seien "nur ein ganz kleiner Lichtblick gewesen", sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Der nächste Arbeitskampf werde "kräftiger, länger und härter". Laut Weselsky haben 97 Prozent der abstimmenden Mitglieder sich für unbefristete Arbeitskämpfe ausgesprochen.
Kein GDL-Streik vor dem 8. Januar
Was genau auf die Kundinnen und Kunden der Bahn zukommen wird, ist noch nicht klar. Längere Streiks sind aber frühestens ab dem 8. Januar kommenden Jahres möglich. Unbefristete Streiks schloss Weselsky am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk aus. "Wir werden Streiks von drei bis maximal fünf Tagen machen", konkretisierte der GDL-Chef die Streikpläne weiter in der "Rheinischen Post" vom Donnerstag. "Einen unbefristeten Streik auszurufen, wäre mit Blick auf die Kunden und die wirtschaftlichen Folgen nicht in Ordnung."
Dass es bis zum 7. Januar - und damit über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel - keinen neuen Ausstand geben wird, hatte Weselsky schon vorher erklärt und das jetzt auch bekräftigt. "Wir setzen ja nicht nur selbst auf die Zeit der Besinnung, sondern auch auf die bei unserem Gegenüber", so Weselsky am Mittwochmorgen im WDR 5 Morgenecho. "Zum Streik gehören zwei. Mindestens 50 Prozent verantwortet das Management der DB AG."
Die längeren Streiks könnten neben der Deutschen Bahn auch die Regionalbahnbetreiber Transdev, die City-Bahn-Chemnitz und mehrere Personaldienstleister treffen.
Mehrtägige Streiks bei der Bahn möglich
Die Öffentlichkeit werde "rechtzeitig" über Datum und Dauer der neuen Arbeitskämpfe unterrichtet, so der GDL-Chef. Bei längeren Streiks gelte wieder eine Vorlaufzeit von 48 Stunden. Bei den jüngsten Warnstreiks hatte die Gewerkschaft kurzfristiger dazu aufgerufen.
Bei vorherigen Tarifrunden kam es immer wieder zu mehrtägigen Streiks. Der bisher längste GDL-Ausstand bei der Bahn war im Mai 2015 im Personenverkehr 127 Stunden (also 5 Tage und 7 Stunden) lang. Im Güterverkehr waren es sogar 5 Tage und 18 Stunden.
Deutsche Bahn sieht sich vorbereitet
Man sei für mögliche Streik-Szenarien vorbereitet, teilte die Bahn nach der Verkündung des Urabstimmungs-Ergebnisses mit. "Im Regional- und Fernverkehr hat sich ein Notfahrplan bewährt", hieß es. Im Fernverkehr sind das in der Regel rund 20 Prozent des normalen Fahrplanangebots.
Der Fahrgastverband "Pro Bahn" forderte eine schnelle Einigung zwischen Bahn und Gewerkschaft.
GDL fordert mehr Geld und kürzere Arbeitszeiten
Kernforderung der GDL ist eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Beschäftigte im Schichtdienst von 38 auf 35 Stunden - daran waren die Gespräche jüngst gescheitert. Die Bahn hält das unter anderem mit Blick auf den Fachkräftemangel für unerfüllbar.
Außerdem fordert die Gewerkschaft bei einer Laufzeit von einem Jahr unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hat bereits unter anderem elf Prozent mehr in Aussicht gestellt - allerdings bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Wann beide Seiten ihre Verhandlungen wieder aufnehmen, ist derzeit offen.
"Am Ende des Tages ist das Schichtsystem so unattraktiv geworden, dass niemand mehr den Beruf ergreifen will", sagte Claus Weselsky zu den Forderungen im WDR 5 Morgenecho. "Wir kriegen die Ausbildungsklassen nicht mehr voll." Ankündigungen von Anstellungsinitiativen würden da nichts bringen. "Keine Maßnahmen entstehen, die wirklich eine Veränderung herbeiführen und das machen wir jetzt mit der Wochenarbeitszeit", so Weselsky.
Unsere Quellen:
- GDL-Informationen
- WDR 5 Morgenecho mit Claus Weselsky (20.12.2023)
- Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa
Über dieses Thema berichtet der WDR am 19. Dezember 2023 auch im Fernsehen in der "Aktuellen Stunde"