Die katholische Kirche in Deutschland ist im vergangenen Jahr erneut stark geschrumpft. 522.821 Menschen traten aus der Kirche aus - so viele wie nie zuvor. Das zeigen Zahlen, die die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn veröffentlichte. Insgesamt liegt die Mitgliederzahl nun bei rund 20,9 Millionen.
Kirchen verlieren seit Jahren Mitglieder
Schon 2021 waren 359.338 Menschen ausgetreten - seinerzeit ebenfalls ein Rekordwert. Die Kirche verlor im vergangenen Jahr insgesamt knapp 763.000 Mitglieder durch Austritte und Todesfälle. Demgegenüber stehen rund 155.000 Neuaufnahmen durch Taufen sowie 1.445 Eintritte etwa aus anderen christlichen Konfessionen und 3.749 Wiederaufnahmen.
Auch evangelische Kirchengemeinde schrumpft
Angesichts der Missbrauchsvorfälle und auch des Ärgers um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki liegt zwar die Vermutung nahe, dass vor allem die katholische Kirche von den Austritten betroffen ist - doch auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verzeichnete zuletzt steigende Austrittszahlen.
Nach EKD-Angaben vom März sank die Zahl der Gläubigen in den 20 Landeskirchen zum Jahreswechsel auf 19,15 Millionen. Das waren rund 575.000 weniger als im Vorjahr, davon etwa 380.000 aktive Kirchenaustritte.
Austrittgründe sehr unterschiedlich
Nur ein kleiner Teil der Befragten nennt einen konkreten Grund für den Kirchenaustritt - ca. 24 Prozent vormals Evangelische und 37 Prozent vormals Katholische. Dabei spielen neben der religiösen Überzeugung auch das Alter, der familiäre Hintergrund und aktuelle Anlässe bzw. Skandale eine wichtige Rolle.
Katholiken nennen am häufigsten die Skandale zur sexualisierten Gewalt an Kindern, Verschwendung finanzieller Mittel und die Ablehnung von Homosexuellen. Evangelen sehen die ersten beiden Gründe ebenfalls oft als Grund, obwohl diese in der Vergangenheit weniger die evangelische Kirche direkt betrafen.
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 28.06.2023 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.