Demnach soll sich der 29-Jährige gegenüber einem Chatpartner in Syrien zur Begehung eines islamistisch motivierten Anschlags auf eine pro-israelische Demonstration bereiterklärt haben. Nach Angaben von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) soll er sich zudem über Anschlagsziele "in Bezug auf pro-israelische Demos informiert" haben.
"Es besteht der Verdacht der Verabredung zu einem Verbrechen", hatte Holger Heming von der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf bereits am Mittag gesagt, "konkret, dass er sich bereit erklärt haben könnte, ein Verbrechen zu begehen". Berichte, dass der Tatverdächtige auch einen Angriff auf Polizisten geplant haben soll, konnten nicht bestätigt werden.
Festnahme am Dienstag in Duisburg
Spezialkräfte hatten am Dienstag gegen 17.40 Uhr die Wohnung des polizeibekannten Mannes im Duisburger Dellviertel durchsucht und den Verdächtigen vorübergehend in Gewahrsam genommen. In den Polizeieinsatz war die gemeinsame Terrorabwehrzentrale des Bundes und der Länder involviert. Die Polizei hatte zuvor "Hinweise auf ein mögliches Anschlagsszenario".
Vorbestrafter Islamist aus Duisburg
Nach WDR-Informationen handelt es sich um den 29-jährigen Tarik S., einen vorbestraften Islamisten aus Duisburg. Er ist in Bielefeld geboren und deutscher Staatsbürger. S. soll der Dschihadistenszene in Herford entstammen.
Als martialischer IS-Kämpfer war der 29-Jährige schon vor Jahren in diversen Propagandavideos aufgetaucht. 2013 soll er für die Terrormiliz "Islamischer Staat" in Syrien gekämpft haben, Jahre später aber nach Deutschland zurückgekehrt sein.
2017 verurteilte ihn das Oberlandesgericht Düsseldorf zu fünf Jahren Jugendstrafe wegen der IS-Mitgliedschaft. Laut Justiz hat er die Haft vollständig verbüßt. Nach Auskunft seines Rechtsanwalts habe S. an einem Aussteigerprogramm teilgenommen. Der Erfolg sei ihm damals ausdrücklich bescheinigt worden.
S. soll zuletzt online gezielt nach pro-israelischen Veranstaltungen und dschihadistischen Inhalten gesucht haben. Die Behörden gehen davon aus, dass er Zugang zu einem Lkw hat, den er für den Anschlag hätte einsetzen können.
Reul: Vermutlich ein Einzeltäter
NRW-Innenminister Herbert Reul teilte mit, ein Zusammenhang mit der aktuellen Situation im Nahen Osten könne weder ausgeschlossen noch bestätigt werden, näheres müssten die Ermittlungen ergeben. "Nach allem, was wir wissen, handelt es sich um einen Einzeltäter", sagte Reul.
Bei der Durchsuchung der Wohnung des Mannes wurden dem Innenminister zufolge auch Datenträger beschlagnahmt. Bei einer ersten Auswertung seien "Anhaltspunkte" entdeckt worden, die den Tatverdacht untermauern.
Einstufung als Gefährder
In NRW ist Tarik S. als Gefährder eingestuft. Aktuell gelten nach WDR-Informationen in NRW 186 Personen als islamistische Gefährder. Davon ist eine hohe zweistellige Zahl als "aktionsbereit" eingestuft und wird intensiv von der Polizei überwacht.
Terrorexperte: Gefahr der Radikalisierung
Unabhängig vom Ergebnis der laufenden Ermittlungen in Duisburg besteht nach Einschätzung des ARD-Terrorismusexperten Michael Götschenberg "die Gefahr, dass die Situation im Nahen Osten Islamisten auch hier bei uns in einer Art und Weise emotionalisiert und radikalisiert, dass sie sich entschließen, einen Anschlag zu verüben".
Deutscher Geheimdienst überwacht nicht detailliert
Die Hinweise über das auffällige Verhalten von Tarik S. in den vergangenen Wochen kamen von einem ausländischen Geheimdienst - für Terrorismusexperte Götschenberg ein normaler Vorgang:
Laut Götschenberg sind diese Hinweise für die deutschen Behörden extrem wichtig, da Deutschland weder das Budget noch die rechtlichen Voraussetzungen für eine so detaillierte Überwachung des Internets hat.
Über dieses Thema berichten wir am 25.10.23 auch in den Radionachrichten sowie in der "Aktuellen Stunde" und in "WDR aktuell" im WDR Fernsehen.
Quellen:
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagentur dpa
- Generalstaatsanwaltschaft