"Ovistop" heißt das Mittel, das die Tauben bekommen, unter Aufsicht einer Tierärztin. Der Futtermais ist damit überzogen. Nicht nur Hagen setzt diese Methode inzwischen ein - ähnliches gab und gibt es zum Beispiel auch schon in Köln, Wuppertal oder Solingen. Bielefeld will nächstes Jahr damit starten.
Pille für Tauben kann langfristig wirken
Im Ausland wird die Tauben-Verhütung schon länger eingesetzt. Die österreichische Stadt Linz etwa sagt, dass die Population seit Beginn des Projekts 2001 um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist. Doch es gibt auch Kritik: Der Einsatz ist teuer - und Tierschützerinnen und -schützer haben Sorge, dass die Nebenwirkungen des Medikaments nicht genug erforscht sind.
Doch wer die Tauben regelmäßig auf dem eigenen Balkon hat, sucht ohnehin schnellere Hilfe. Der Taubenkot ist zwar längst nicht so giftig wie oft behauptet - normale Hygieneregeln schützen ausreichend. Aber lästig ist er trotzdem. Im Internet finden sich diverse Tipps zur Taubenabwehr. Welche sind wirklich effektiv?
Tauben stören - aber nicht die Nachbarn
Am bekanntesten sind die sogenannten "Tauben-Spikes" - zu sehen etwa auch an vielen Bahnhöfen und öffentlichen Gebäuden. Die können Balkonbesitzer auch privat installieren, allerdings können sich Tauben leicht daran verletzen. Denn viele lassen sich nicht abschrecken und versuchen, zwischen den Spikes trotzdem ihr Nest zu bauen.
Weniger gefährlich sind Methoden wie aufgehängte CDs, die das Sonnenlicht reflektieren. Das stört Tauben - allerdings oft auch Nachbarn. Windspiele, Flatterbänder oder Plastikraben nerven die Menschen in der Umgebung oft nicht so sehr. Wunder vollbringen diese Mittel aber auch nicht: Die Tauben gewöhnen sich oft schnell dran und verlieren die Angst.
Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt Spanndrähte: Dünne Drähte werden an beliebten Landeplätzen der Tauben gespannt. Die Vögel können darauf das Gleichgewicht nicht halten und fliegen wieder davon. Auch auf schrägen, glatten Oberflächen ab einer Neigung von 45 Grad verlieren Tauben den Halt und rutschen ab. Wo es möglich ist, kann man Landeplätze so mit Holz- oder Metallplatten verbrämen.
Professionelle Firmen bieten in vielen Städten die Installation solcher Abschreckungsmittel an.
Wer auf dem Balkon ein Taubennest entdeckt, hat nur begrenzte Möglichkeiten: Wenn es einer Wildtaube gehört, muss es so bleiben, wie es ist. Gehört es einer Stadttaube, ist der Schutz nicht ganz so streng. Dann können Balkonbesitzer zum Beispiel die Eier gegen Gips- oder Plastikeier austauschen, um den Nachwuchs zu verhindern. Aber Achtung - das geht nur, wenn die Eier noch sehr jung sind.
Hilfe holen bei der Taubenabwehr
Beratung gibt es in vielen NRW-Städten. Etwa bei der sogenannten "Taubenhilfe" oder anderen ehrenamtlichen Vereinen. Viele nehmen auch verletzte Tauben auf.
Wichtig: Wenn die Tauben einmal da waren, kommen sie gern wieder, denn Tauben sind standorttreue Tiere. In der Zwischenzeit ist es also eine gute Idee, den Balkon "taubensicherer" zu gestalten. Das geht zum Beispiel, indem man Nischen vermeidet oder schräge Bleche auf Fensterbänken anbringt, damit die Vögel keinen Halt mehr finden.
Städte haben unterschiedliche Konzepte
Das grundsätzliche Problem - viel zu viele Tauben auf engem Raum - können aber nur die Städte selbst angehen. So plant die hessische Stadt Limburg etwa den radikalen Ansatz: Stadttauben gezielt per Genickbruch töten. Dazu sollen die Tiere mit Futter in eine Art Taubenhaus gelockt werden, aus dem sie nicht mehr entkommen können. Laut Stadt Limburg soll sie dann ein zugelassener Falkner erst betäuben und schließlich per Genickbruch töten. Der Stadtrat hatte das bereits beschlossen. Tierschützer protestierten dagegen - ob es nun wirklich so kommt, soll im Juni ein Bürgerentscheid klären.
Tierschützerinnen und Tierschützer werben dagegen für das "Augsburger Modell": Das sieht vor, den Tauben ausreichend Taubenschläge oder -häuser zur Verfügung zu stellen. Dort halten sich die Tiere gern auf und fliegen und koten weniger in der Stadt. Außerdem ist der Austausch mit Gips-Eiern so deutlich einfacher. Auch in Limburg war das mal im Gespräch - wurde dann aber aus Kostengründen abgelehnt.
Unsere Quellen:
- Taubenhilfe Köln
- Websites diverser Tierschutzvereinigungen
- Stadt Hagen
- Stadt Limburg
- ORF
Über dieses Thema berichtete auch WDR Aktuell - Der Tag um 12 am 10.05.2024