An mehreren Orten in NRW gab es am frühen Donnerstagmorgen Zugriffe bei mutmaßlichen Terroristen. Die Bundesanwaltschaft ließ insgesamt sieben Männer festnehmen. Den vor allem aus Tadschikistan stammenden Personen wird vorgeworfen, in Deutschland eine terroristische Vereinigung gegründet und Anschläge geplant zu haben. Sie sollen außerdem Geld für die Terrorgruppe IS gesammelt haben.
Die Razzia fand statt im Ennepe-Ruhr-Kreis, im Rhein-Sieg-Kreis, in Gelsenkirchen (dort 2 Festnahmen), in Gladbeck, in Düsseldorf und im Kreis Warendorf. Laut NRW-Innenminister Herbert Reul waren die Männer zwischen 20 und 46 Jahre alt. Es seien insgesamt 15 Objekte durchsucht worden. Über 200 Einsatzkräfte seien beteiligt gewesen - 90 davon aus NRW.
Ein weiterer Mann aus Tadschikistan und dessen kirgisische Frau wurden von niederländischen Behörden festgesetzt. Das Paar steht nach Worten der niederländischen Polizei ebenfalls im Verdacht, terroristische Straftaten vorbereitet zu haben.
Nach Beginn des Ukraine-Kriegs eingereist
Bei den in NRW festgenommenen Männern handelt es sich um Beschuldigte aus Tadschikistan, Kirgistan und Turkmenistan. Sie haben laut Bundesanwaltschaft eine radikal-islamische Einstellung. Kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine seien sie gemeinsam nach Deutschland eingereist und hätten sich zu einer terroristischen Vereinigung zusammengeschlossen. Ziel sei gewesen, "in Deutschland öffentlichkeitswirksame Anschläge im Sinne des IS zu verüben".
Anschlagsziele ins Visier genommen
Die Gruppe habe in Kontakt gestanden mit Mitgliedern des regionalen IS-Ablegers "Islamischer Staat Provinz Khorasan" (ISPK). Mögliche Ziele von Anschlägen in Deutschland seien bereits ins Visier genommen und mögliche Tatorte ausgekundschaftet worden. Zudem hätten die Beschuldigten versucht, sich Waffen zu beschaffen. Einen konkreten Anschlagsplan habe es aber noch nicht gegeben.
Schnell Termin beim Ermittlungsrichter
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach am Donnerstag von einem "bedeutenden Schlag gegen den islamistischen Terrorismus". Neben möglichen Anschlagsplanungen sei auch die Terrorismusfinanzierung unterbunden worden. "Wir setzen unsere harte Gangart gegen Islamisten fort", sagte die Ministerin.
NRW-Innenminister Reul sprach davon, dass die Sicherheitsbehörden eine "mutmaßliche Terrorzelle" zerschlagen haben. Die Sache sei "sehr ernst zu nehmen" gewesen. Die Festgenommenen seien bereits als "Gefährder" oder "relevante Person" eingestuft gewesen. "Die Anhänger des 'Islamischen Staates' glaubten offenbar, bei uns ganz unbehelligt ihr terroristisches Tagewerk nachgehen zu können." Die Sicherheitsbehörden hätten aber ein "waches Auge und sehen sehr genau, wer da wie unterwegs ist".
Reul wies darauf hin, dass es zuletzt einen Rückgang der vom Verfassungsschutz registrierten Islamisten in NRW gegeben habe. Die aktuellen Durchsuchungen und Festnahmen zeigten aber, dass dieser zahlenmäßige Rückgang "keinen Anlass zur Entwarnung gibt". Die Zahl der Gefährder sei mit rund 200 auf einem anhaltend hohen Niveau.