An diesem malerischen Sommertag Ende Juni macht der Düsseldorfer Paradiesstrand seinem Namen alle Ehre. Zahlreiche Pärchen rekeln sich auf ihren Handtüchern in der Sonne, junge Familien spielen im Sand und Spaziergänger flanieren am Ufer des Rheins entlang. Ein paar Kinder spielen im knöcheltiefen Wasser, eine Gruppe junger Männer und Frauen kühlen sich sogar ein Stück weiter draußen im Fluss ab.
Junge Eltern sterben bei Badeunfall in Düsseldorf
Nichts erinnert mehr daran, dass hier an einem ähnlich schönen Tag Ende Mai zwei Menschen beim Schwimmen im Rhein ums Leben kamen. Das junge Paar hatte damals mit seinen drei Kindern hier den Tag genossen, als die 31-jährige Frau beim Schwimmen im Fluss in Not geriet. Als ihr Mann ihr zu Hilfe eilte, geriet auch er in eine gefährliche Strömung und wurde mitgerissen.
Der Paradiesstrand in Düsseldorf ist als Ausflugsziel sehr beliebt. Dementsprechend viele Rezensionen gibt es auch auf Google Maps - unter anderem mit dem Hinweis, dass man dort baden könne, obwohl die DLRG davon strikt abrät.
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Zwar schaffte es die Feuerwehr, die Frau zu bergen, sie starb nach Informationen der Düsseldorfer Polizei aber wenige Tage später im Krankenhaus. Ihr 34 Jahre alter Mann wurde eine Woche später tot am Ufer im niederländischen Millingen am Rhein gefunden, wie die Dortmunder Polizei auf Anfrage des WDR mitteilte.
Auch wenn dieser Fall besonders tragisch ist: Ein Einzelfall ist es nicht. Immer wieder ertrinken Menschen beim Baden in Flüssen. Mehr als die Hälfte aller Badetoten in NRW verunglückte im vergangenen Jahr in fließenden Gewässern. Und das obwohl Polizei, Feuerwehr, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und viele andere Rettungsorganisationen immer und immer wieder vor den Gefahren warnen, die dort lauern.
DLRG: "Baden im Rhein ist wie Spazieren auf der Autobahn"
Besonders das Baden im Rhein, dem längsten und meistbefahrenen Fluss Deutschlands, ist gefährlich. "Das ist, als ob man auf dem Seitenstreifen einer Autobahn spazieren gehen würde", sagt Frank Zantis, Pressesprecher der DLRG Nordrhein.
Doch viele unterschätzen diese Gefahr offenbar. Auch, weil im Internet regelmäßig Empfehlungen für vermeintliche Badestellen am Rhein auftauchen - unter anderem auch für den Paradiesstrand in Düsseldorf. Auf dem sozialen Netzwerk Threads schrieb Userin @teresasjournal zur WDR-Berichterstattung zum tödlichen Unfall Ende Mai: "In vielen Rezensionen ist auch davon die Rede, dass man dort ohne Probleme schwimmen könne. Das halte ich für hochgefährlich".
Wir haben uns daraufhin genauer angeguckt, was in Google-Rezensionen zu Rhein-Abschnitten steht: "Es besteht auch die Möglichkeit, im Fluss zu schwimmen", schreibt zum Beispiel ein sogenannter "Local Guide" auf Google Maps. Das sind User, die Empfehlungen zu bestimmten Orten in ihrer Heimatstadt abgeben und damit Punkte und Prämien sammeln.
Google-Rezensionen empfehlen Schwimmen im Rhein
Ein anderer User schreibt unter die Frage, ob man dort schwimmen könne, dass es in einem bestimmten Bereich möglich wäre und vermittelt den Eindruck, es gebe sogar einen überwachten Schwimmbereich. Solche Rezensionen gibt es nicht nur zum Paradiesstrand in Düsseldorf.
Auch für andere beliebte Rheinstrände finden sich ähnliche Empfehlungen, wie den Himmelgeisterstrand in Düsseldorf oder den Niehler Strand und die Rodenkirchener Riviera in Köln.
Das sei eine große Gefahr, gerade für Menschen, die das Gelände nicht kennen, sagt Zantis von der DLRG. Viele von ihnen hätten den Eindruck, dass man an den Stellen schwimmen dürfe.
Baden im Rhein ist generell nicht verboten
Generell ist das Baden im Rhein und vielen anderen Flüssen nicht verboten. Doch für bestimmte Stellen, wie in der Nähe von Hafeneinfahrten, Brücken oder Schleusen gelten Badeverbote. Abgesehen davon verbietet das Gesetz nicht, die Gewässer zu betreten. Allerdings hat zum Beispiel die Stadt Duisburg für ihren Bereich ein absolutes Badeverbot im Rhein ausgesprochen - wer sich nicht daran hält, dem droht ein dreistelliges Bußgeld.
DLRG und Wasserschutzpolizei empfehlen aber auch an den Stellen, an den das Betreten des Rheins nicht untersagt ist, nicht schwimmen zu gehen. Die Rezensionen auf Google hält DLRG-Sprecher Zantis daher für extrem problematisch, auch weil man wenig dagegen unternehmen könne. "Wenn wir es heute löschen lassen und morgen schreibt wieder jemand einen solchen Kommentar hinein, dann steht der erstmal wieder da", sagt Zantis.
Google: "Wir suchen gezielt nach gefälschten Inhalten und Spam"
Google reagiert auf eine Anfrage des WDR sehr zurückhaltend. Man könne sich zu Einzelfällen nicht äußern, wolle aber den Eintrag zum Paradiesstrand intern anschauen. Grundsätzlich erklärt das Unternehmen aber, dass man stark darauf achte, "dass Google Maps frei von Spam und unangemessenen Inhalten bleibt". Dafür seien sowohl automatische Erkennungssysteme als auch geschulte Mitarbeitende im Einsatz.
Ein Blick auf die Rezensionen bei Google Maps vermittelt jedoch einen anderen Eindruck. Dort findet man teilweise Einträge, die bis zu drei Jahre alt sind und in denen das Baden am Paradiesstrand angepriesen wird.
So schrieb ein User vor mehr als einem Jahr: "Wer möchte, kann hier auch baden gehen." Ein anderer schwärmte davon, dass man "bis zu 15-20 Meter ins Wasser gehen kann, ohne bis zur Brust im Wasser zu versinken".
Für die DLRG bedeuten solche Kommentare im Internet, dass das Risiko steigt, dass mehr Menschen im Rhein baden gehen. "Deswegen rufen wir dazu auf, bitte nur auf seriöse Bewertungen zu hören", sagt DLRG-Sprecher Zantis. "Und wenn man schon baden gehen muss, dann bitte nur an Stellen, die überwacht werden."
Unsere Quellen:
- Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)
- Google-Rezensionen
- Interview mit Frank “Theo” Zantis, DLRG Nordrhein
- Wasserschutzpolizei Duisburg
- Polizei Dortmund
- Polizei Düsseldorf
- Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichten wir am 9. Juli 2024 auch im TV und Hörfunk, unter anderem in der Aktuellen Stunde im WDR Fernsehen um 18.45 Uhr.