Schufa will Einblick in Bank-Konten nehmen

Stand: 05.06.2023, 15:03 Uhr

Die Wirtschaftsauskunftei Schufa hat Pläne, mit denen Verbraucher ihre Kreditwürdigkeit verbessern könnten. Allerdings müssen sie dafür noch mehr Daten übermitteln. Die Petition einer Bürgerbewegung, die heute gestartet ist, will dies verhindern.

Die Schufa will mehr Einblick in persönliche Finanzen von Verbraucherinnen und Verbrauchern nehmen dürfen. Dafür hat das Fintech-Unternehmen Ende 2022 die Finanzplattform Bonify gekauft, die Nutzerinnen und Nutzern einen besseren Überblick über ihre Finanzen ermöglicht. Dafür kann Bonify auf deren Bankkonten zugreifen, sie auslesen und analysieren. Diese Daten soll man in Zukunft freiwillig an die Schufa weiterleiten können - nur dann, wenn diese Daten den Score verbessern, betont die Schufa.

Was sind die Vorteile für Verbraucherinnen und Verbraucher?

Die Verbesserung des Schufa-Scores soll der wichtigste Nutzen sein. Denn bisher weiß die Schufa zwar, wer wie viele Bankkonten und Kreditkarten hat, aber nicht, wie viel Geld auf den Konten liegt und wofür es genutzt wird. Wer bisher einen schlechten Schufa-Score hatte, kann durch die Daten-Weitergabe dann zeigen: Es ist genug Geld auf dem Konto, um zukünftige Rechnungen zu bezahlen.

Wofür braucht man einen guten Schufa-Score?

Der Score wird bei vielen Vertragsabschlüssen verlangt. Beispielsweise, wenn man eine Wohnung mieten, einen Handyvertrag abschließen oder ein Konto eröffnen will. Wer einen schlechten Score hat, kann abgewiesen werden.

Wie berechnet sich der Score?

Die genaue Berechnung hält die Schufa geheim. Klar ist aber, dass verschiedene Faktoren reinspielen. Negativ wirkt es sich beispielsweise aus, wenn man oft umzieht, viele Bankkonten eröffnet oder viele Kreditkarten hat.

Vor allem spielen aber nicht gezahlte Rechnungen eine Rolle: Wer die Miete an ein gewerbliches Wohnungsunternehmen nicht bezahlt, die Rechnung an einen Onlineshop nicht begleicht oder eine Kreditrate versäumt, erhält einen niedrigeren Score. Privatleute können niemanden bei der Schufa anschwärzen. Die negativen Einträge werden in der Regel nach drei Jahren wieder gelöscht.

Warum gibt es Kritik an den Plänen der Schufa?

Der Verein Finanzwende hat Kritik an den Plänen. Denn auch wenn die Datenweitergabe in der Theorie freiwillig ist, haben viele in der Praxis keine Wahl. Denn ein schlechter Schufa-Score kann Menschen von zentralen Bereichen des Lebens ausschließen.

Gerhard Schick, Vorstand Bürgerbewegung Finanzwende e.V. | Bildquelle: imago / Chris Emil Janßen

Die Pläne der Schufa seien ein trojanisches Pferd, sagte Gerhard Schick, Vorstand des Vereins, am Montag (05.06.2023) in Berlin zum Start der Petition. "Mit Einblick in Kontodaten würde die Schufa noch mächtiger werden, als sie es ohnehin schon ist." Finanzwende will erreichen, dass die Schufa das Vorhaben stoppt und zudem die genaue Berechnung ihrer Schufa-Scores zur Bewertung der Kreditwürdigkeit von Verbrauchern offenlegt.

Zudem kritisiert der Verein, dass Kontoauszüge häufig intime und hochsensible Daten beinhalten, etwa Therapierechnungen oder Zahlungen an einen Erotik-Versand. Diese Daten sollten nicht an Dritte weitergegeben werden – schon gar nicht an ein ohnehin schon mächtiges Unternehmen wie die Schufa. Deshalb hat der Verein eine Petition gestartet.

Wie stehen die Chancen, dass die Petition etwas bewirkt?

Vor etwa drei Jahren gab es bereits einen ähnlichen Fall. Damals wollte die Schufa Verbraucherinnen und Verbraucher mit schlechter Bonität dazu bringen, ihre Kontoauszüge offenzulegen, um einen besseren Score zu erhalten.

Nachdem WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung darüber berichtet hatten, erhielt eine Petition fast 400.000 Unterschriften. Die Schufa stellte ihr Projekt später ein.

Was kann man tun, um den eigenen Schufa-Score zu verbessern?

Zunächst sollte man überprüfen, ob alle Daten bei der Schufa korrekt gespeichert sind. Dazu kann man einmal im Jahr kostenlos eine Datenkopie bestellen. Wenn darin gespeicherte Informationen nicht korrekt sind, sollte man sie beanstanden.

Wenn alle Angaben korrekt sind, sollte man in den eigenen Finanzen aufräumen. Also beispielsweise nicht genutzte Konten schließen und selten genutzte Kreditkarten kündigen. Wer sich über Kredite informieren will, sollte nicht gleich eine Kreditanfrage an mehrere Banken stellen – das wirkt sich negativ auf den Score aus. Stattdessen kann man zunächst eine Konditionenanfrage stellen. Und schließlich sollte man alle Rechnungen, Raten- und Mietzahlungen pünktlich und vollständig überweisen.