"504 Euro und ein paar Krumme sollen wir nachzahlen", sagt Gabriele Gottschlink aus Witten, "und wir können nicht nachvollziehen, wofür." Seit 51 Jahren wohnt sie mit ihrem Mann Horst in einer Wohnung im Stadtteil Bommern, die 2006 vom Wohnungsunternehmen LEG übernommen wurde. Die Nachzahlung bezieht sich auf das vergangene Kalenderjahr. Ein Jahr, in dem Energie noch nicht so teuer war wie jetzt.
Nachzahlungen bis zu 1.500 Euro
In der Nachzahlungs-Forderung des Düsseldorfer Wohnungsunternehmens sei nicht genau aufgeführt, warum sie für das letzte Jahr so viel nachzahlen müssen. Möglicherweise sei der Heizungstarif letztes Jahr schon teurer geworden, so Horst Gottschlink: "Wir können da nur ablesen, was wir verbraucht haben, aber nicht mehr, was das Heizen kostet."
Aktuell seien viele der über tausend LEG- Mieterinnen und -Mieter in der Stadt in dieser Situation, sagt der Wittener Mieterverein. Bis zu 1.500 Euro sollen einzelne Betroffene jetzt nachzahlen, berichtet der Vereinsvorsitzende Knut Unger. Wofür genau - das würde die LEG in ihren Schreiben nicht aufführen. "Darum verlangen wir nun Einsicht in entsprechende Belege der Betriebskostenabrechnungen unserer Mieter", so Unger.
Mieterverein stellte Ultimatum
Unger, das Ehepaar Gottschlink und einige weitere LEG-Mieter stehen deshalb am Donnerstagmittag vor einem Wittener Büro der LEG. Ein Mieter hält ein Plakat mit der Aufschrift "Ist das noch LEGal?". Die Aktion ist verbunden mit einem Ultimatum: "Bis 13 Uhr wollten wir Einsicht in die Unterlagen bekommen", so Knut Unger, "das ist aber nicht passiert." Rolläden und die Tür des Büros sind verschlossen geblieben.
Mangelnde Transparenz? Die LEG weist diese Kritik entschieden zurück: "Die LEG hält sich ganz generell an die gesetzlichen Auflagen und Fristen und kommt diesen nach, so selbstverständlich auch im Falle der Betriebskosten", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dem WDR. Und weiter: "Vor diesem Hintergrund stellen wir die gewünschten Verträge zur Einsicht zusammen." In Kürze soll es drei Termine im Wittener Büro der LEG geben.
Viele Forderungen wurden nie bezahlt
Beide Seiten, die LEG wie auch der Mieterverein, bestätigen, dass der Streit um die Einsicht in Verträge eigentlich schon seit 2018 läuft. Seitdem, so Knut Unger, sei von Seiten des Unternehmens nicht nachvollziehbar, was genau in welcher Höhe abgerechnet werde - Energiekosten, Garten- oder Instandhaltungsarbeiten. Unger riet den Mieterinnen und Mietern stets, die Nachzahlungs-Forderungen nicht zu bezahlen. Ohne Einsicht in die genauen Abrechnungen sei dies ihr gutes Recht.
Da die LEG schon seit Jahren keine Belege liefere, seien entsprechend lange in vielen Fällen auch keine Nachzahlungen geleistet worden. Viele Forderungen seien inzwischen verjährt, in anderen habe es Vergleiche zwischen dem Wohnungsunternehmen und den Mieterinnen und Mietern gegeben, so Knut Unger.
Energiekrise sorgt für weitere Sorgen
Die LEG wiederum betont, Belege durchaus geliefert zu haben: "Unserer Rechtsauffassung nach, erhält Herr Unger bereits alle Unterlagen, die er auf gesetzlicher Basis erhalten muss. Dennoch wird der Ton seiner Schreiben immer unfreundlicher." An anderen Standorten arbeite man deutlich besser und kooperativer mit den jeweiligen Mietervereinen.
Für das Ehepaar Gottschlink stehen diese Querelen weniger im Vordergrund. Ihre Sorge bezieht sich nicht nur auf die aktuelle Nebenkosten-Nachforderung: "Mit Blick auf die Rechnung für 2022 machen wir uns große Sorgen", sagt Gabriele Gottschlink und meint die in diesem Jahr explosionsartig angestiegenen Energiekosten. "Wir können nur sparen und an die Seite legen."
Über dieses Thema haben wir am 17.11.2022 im Radio in der WDR 2 Lokalzeit Rhein/Ruhr berichtet.