BP will Lager für giftige Öl-Pellets vergrößern: Anwohner in Gelsenkirchen sorgen sich

Stand: 19.04.2024, 11:19 Uhr

Giftige und krebserregende Öl-Pellets sorgen seit Jahren für Unruhe rund um die Gelsenkirchener Raffinerie Scholven. Jetzt will der Betreiber BP sein Lager um das Vierfache aufstocken. Anwohner sind beunruhigt.

Von Olaf Biernat

Anwohner der BP-Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven sind Kummer gewohnt. Gerade erst hat der Stadtrat die Nord-Erweiterung des BP-Standortes durchgewunken, seitdem gibt es eine Sitzung der lokalen Bürgerinitiative nach der anderen.

Die Anwohner beraten, wie sie dagegen vorgehen können. Die Nachricht von dem größeren Lager für giftige Öl-Pellets kommt für sie jetzt überraschend und sorgt für schlechte Stimmung.

Die Größe des Lagers wird vervierfacht

An der Raffinerie in Gelsenkirchen besteht bereits ein Lager, in dem 100 Tonnen der so genannten Öl-Pellets zwischengelagert werden dürfen. Künftig sollen in diesem Lager bis zu 400 Tonnen der giftigen Klümpchen Platz finden. Die Bezirksregierung hat das Vorhaben bereits genehmigt, allerdings unter Auflagen.

So müssen unter anderem Trennwände eingezogen werden, außerdem mobile Löschwasserbarrieren errichtet und Rohrleitungen für kontaminiertes Löschwasser gebaut werden.

Öl-Pellets seit Jahren umstritten

Der Umgang mit Öl- oder Rußpellets, wie sie auch genannt werden, ist deshalb so umstritten, weil sie giftig sind und als krebserregend gelten. Sie entstehen als Nebenprodukt zum Beispiel bei der Herstellung von Diesel oder Benzin. Jahrelang wurden sie in das benachbarte Uniper-Kraftwerk geliefert und dort verbrannt. Völlig legal.

So sehen die Öl-Pellets aus | Bildquelle: WDR

Nach zahlreichen Protesten und auch einem Votum des Gelsenkirchener Stadtrates wurde der öffentliche Druck zu groß. Seit April 2022 wird die giftige Fracht von Fachbetrieben abgeholt und in spezielle Anlagen gebracht, wo sie entsorgt wird.

Sorge um Krebserkrankungen

Die Erweiterung des Lagers versetzt die Anwohner in Sorge. Rainer Faber, einer der Sprecher der Bürgerinitiative Scholver Feld: "Wir sind beunruhigt. Unser Wohngebiet ist unmittelbar in der Nähe, seit vielen Jahren liegt bereits ein ölhaltiger Geruch in der Luft. Dass jetzt noch mehr Pellets gelagert werden sollen, macht uns sauer."

Seine Mitstreiter wollen sogar eine Zunahme von Krebserkrankungen im Umfeld der Raffinerie ausgemacht haben.

Stellungnahme von BP

Der Betreiber BP versucht zu beruhigen. In einer Stellungnahme auf Anfrage des WDR heißt es: "Im Mittel werden die Pellets nur wenige Tage gelagert, es werden eine ganze Reihe an Maßnahmen ergriffen, um eine sichere Lagerung zu gewährleisten. Durch eine intensive Qualitätsüberwachung stellen wir sicher, dass die gesetzlichen und genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen sichergestellt sind". Pro Jahr sollen maximal 30.000 Tonnen Rußpellets gelagert werden.

In den kommenden Tagen kommt die Bürgerinitiative wieder zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Bis zum 12. Mai können sie noch Klage einreichen, dann läuft die Frist ab.

Mit dem größeren Zwischenlager ist nun ein neuer Punkt auf die Tagesordnung gekommen, seit vielen Jahren versuchen die Anwohner gegen BP und die Auswirkungen der Raffinerie anzukämpfen.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 19.04.2024 auch im Radio auf WDR2.

Unsere Quellen:

  • BP Europa SE
  • Bürgerinitiative Scholver Feld
  • Bezirksregierung Münster

BP will Lager für giftige Öl-Pellets vergrößern: Anwohner in Gelsenkirchen sorgen sich WDR Studios NRW 19.04.2024 00:39 Min. Verfügbar bis 19.04.2026 WDR Online