So werden Jugendliche in Hamm mit eigenen Nacktbildern erpresst

Stand: 06.08.2024, 14:24 Uhr

"Sextortion" nennt sich die Methode, bei der Männer mit ihren eigenen Nacktfotos erpresst werden. Das lief in Hamm schon 17 Mal.

Von Sebastian Tischkov

Es fängt oft harmlos an, mit einer Kontaktaufnahme über soziale Netzwerke, sagt die Polizei in Hamm. Ein netter Chat voller Komplimente. Ein Vertrauensverhältnis wird aufgebaut. Dann geht alles ganz schnell: Die andere Person schickt Nacktbilder - angeblich von sich selbst - und fordert auch welche an. In einigen Fällen gibt es sogar Video-Chats mit sexuellen Handlungen.

Der Erpressungsversuch folgt dann mit Geldforderungen und Drohungen: Die Nacktaufnahmen würden an Freunde oder Familie gehen, man würde "die gesamte Karriere" zerstören können.

Jugendlicher von fremden Account angeschrieben

Ein Jugendlicher wurde Anfang August auf der Plattform Instagram von einem fremden Account angeschrieben. Sie sollen nach einem kurzen Chat auf das soziale Netzwerk Snapchat gewechselt sein und mehrere Nacktbilder wurden ausgetauscht, sagt die Polizei.

Geld oder Guthabenkarten eingefordert

Schnell kam die Geldforderung an den Minderjährigen. 500€ wurden gefordert, auf 200€ hätte man sich geeinigt. Auch das gehöre zur Masche. Erst würden besonders hohe Geldbeiträge gefordert, dann einigt man sich irgendwann. Der Jugendliche habe mehrfach über PayPal versucht, das Geld zu verschicken. Als das nicht funktionierte, wurden Guthabenkarten eingefordert.

Als dann trotz erfolgter Zahlung noch eine weitere Erpressung folge, wurde der Junge stutzig. Er hat sich seiner Mutter vertraut und dann mit ihr zusammen Anzeige erstattet. Dass Kinder und Jugendliche auf diese Masche reinfallen, sei kein Einzelfall, berichtet die Polizei Hamm. Aber auch Erwachsene sind oft betroffen.

17 Fälle alleine in diesem Jahr - bis zu 3000 Euro gefordert

Solche Drohungen schüchtern viele Betroffene ein, in Hamm waren das in diesem Jahr ausschließlich Männer. Zwischen 50 und 900 Euro wurden da schon von Betroffenen bezahlt. Rund 17 Anzeigen gab es in diesem Jahr alleine in Hamm. Sieben Mal waren die Betrüger erfolgreich, berichtet die Polizei.

Den Tätern auf die Spur zu kommen sei im Internet nicht ganz einfach, sagt die Polizei. Oftmals würden die Betrüger aus dem Ausland agieren. Deshalb ist das gezahlte Geld auch in der Regel weg.

Polizei rät: Keine Nacktaufnahmen im Internet verschicken

Die Polizei rät dazu, erst gar keine Nacktaufnahmen im Internet zu verschicken. Wer eine Person erst seit kurzem kennt, sollte keinen intimen Handlungen zustimmen. Es sollte auch kein Geld überwiesen werden, weil die Erpressung nach der Zahlung meist nicht aufhöre.

Unsere Quellen:

  • Polizei Hamm

Über dieses Thema berichten wir am 07. August 2024 im WDR-Radio: WDR 2 Lokalzeit für das Ruhrgebiet.