Reanimation und Erstversorgung bei über 30 Grad

Stand: 18.06.2022, 20:56 Uhr

Rund 500 ehrenamtliche Sanitäterinnen und Sanitäter haben in Essen auf ganz spezielle Weise Rettungseinsätze geübt: Beim "Erste-Hilfe-Olympia" der Johanniter-Unfallhilfe.

Von Daniel Chur

Ein Landschaftsgärtner liegt verletzt in einem Gebüsch im Grugapark. Durch seinen Oberschenkel hat sich ein Ast gebohrt. Er ruft nicht laut um Hilfe - er stöhnt nur, wirkt geistig abwesend. Mehrere Ehrenamtliche einer Kölner Ortsgruppe der Johanniter kommen am Unfallort an und versorgen den Schwerverletzten sofort. Daneben: Ein Mann im grauen Polohemd mit Klemmbrett, der genau beobachtet, was die Helfer tun.

Realistische Übungen mitten im Grugapark

Was auch für Besucher des Parks auf den ersten Blick dramatisch und realistisch aussieht, entpuppt sich sehr schnell als lebensechte Übung. Sie ist ein Teil des "Erste-Hilfe-Olympia", das die Johanniter-Unfallhilfe NRW an diesem Samstag in der Essener Grugahalle und dem Grugapark ausrichtet. Viele Ehrenamtliche der Hilfsorganisation kommen hier erstmals seit der Coronapause wieder zusammen.

An verschiedenen Stationen müssen Helfer aus dem ganz Land ihr Können zeigen: Mal ist jemand im Treppenhaus unter einer schweren Palette eingeklemmt, mal sind Kinder auf einer Hüpfburg zusammengestoßen. An anderen Stationen wird an Puppen erste Hilfe simuliert oder Helfer müssen einen Behälter mit Wasser auf einer Trage durch einen Hindernisparcours bewegen, ohne etwas zu verschütten. Die Leute mit den Klemmbrettern daneben sind übrigens Schiedsrichter, die die Aktionen bewerten sollen - es ist eben eine Olympiade.

Feedback hilfreich für weitere Einsätze

Nicola Drost aus Hagen | Bildquelle: WDR/Chur

"Es ist schon ein ungewohntes Gefühl, wenn da jemand daneben steht und unseren Einsatz überwacht", sagt Sanitäterin Nicola Drost, "aber man ist auch stolz, wenn die Prüfer hier sagen, es war eine super Leistung." Die 19-Jährige kommt aus Hagen und ist mit ihrer Ortsgruppe hier. Anstrengend sei es schon, so sagt sie, in voller Rettungsmontur bei über 30 Grad solche Übungen zu machen, aber gleichzeitig hat sie sich schon lange auf diesen Tag in Essen gefreut.

"Mittlerweile sind die Kollegen bei den Johannitern zu Freunden geworden", erzählt Nicola Drost, "und an solchen Tagen macht es einfach Spaß, zusammen Zeit zu verbringen." Zeit, in der man auch viel lernen könne: "Durch das Feedback, was wir heute bekommen, merken wir ja auch, wo man hier und da bei Einsätzen vielleicht doch noch etwas verbessern kann."

Corona-Zeit war schwierig für den Nachwuchs

Solche Einsätze macht sie in Hagen schon seit zwei Jahren mit. Viele schlimme Unfälle und Verletzungen habe sie dabei schon gesehen. Aber man entscheide sich bewusst für diese Aufgabe, sagt sie: "Es ist die Leidenschaft für diesen Job." Den wird Nicola Drost übrigens auch bald in Vollzeit ausüben. Sie macht gerade ihre Ausbildung zur Rettungssanitäterin. In Zukunft will sie dann sowohl hauptberuflich als auch weiterhin nebenbei im Ehrenamt bei ihrer Ortsgruppe arbeiten.

Dass noch mehr junge Menschen eine solche Leidenschaft entwickeln, kann sich der Johanniter-Landesverband nur wünschen. Die Corona-Zeit habe die Gemeinschaft in den Ortsgruppen schon geschwächt, sagt NRW-Sprecher Tobias Eilers. Man habe aber zuletzt gemerkt, dass sich wieder mehr Menschen für eine ehrenamtliche Mitarbeit in der Organisation interessierten. Für Nicola Drost und ihre Truppe gab es am Ende übrigens noch Grund zum Jubeln: Die Hagener landeten bei der Olympiade auf Platz zwei, ganz knapp hinter dem Ortsverband aus Herdecke.

Über dieses Thema haben wir im Radio bei "WDR Aktuell" am 18.06.2022 berichtet.