Kunst statt Kohlenstaub: Urban Art Festival lockt Künstler auf Zeche Westerholt

Stand: 20.05.2022, 15:40 Uhr

Das Festival für urbane Kunst verwandelt die Zeche Westerholt in ein Mekka für Streetart-Künstler. Auf der Industriebrache zwischen Gelsenkirchen und Herten präsentieren über 60 Künstlergruppen Installationen aus Malerei, Fotografie und Sound.

Von Simon Voigt

Die Künstler haben auf dem Gelände der Zeche Westerholt frei die Pinsel geschwungen: Wände, Kohleloren und ganze Räume haben einen neuen Anstrich bekommen.

Das Besondere am Veranstaltungsort: Das Zechengelände blieb seit der Schließung im Jahr 2008 fast unverändert - bis jetzt. Nun pragen an den Außenwänden riesige Graffiti und in den Gebäuden hängen knallige Installationen der Künstler aus 10 Nationen.

Auch wenn die Austellung eröffnet ist, kommen den Besuchern an vielen Ecken noch Künstler mit Pinsel und Farbrollen entgegen. "Kunst ist eben nie fertig," sagt Christoph Brüggemeier lachend.

Christoph Brüggemeier plant das Kunstfestival seit fünf Jahren. | Bildquelle: WDR/ Simon Voigt

Der Organisator will mit dem Kunstfestival eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart bauen: "An diesem Ort wurde geackert und gebuckelt. Wir möchten diese Kulisse aufnehmen und damit etwas Neues schaffen." Die Künstler haben die vorhandenen Formen und Farben studiert und in ihre Kunst integriert.

Künstler aus 10 Nationen

Für Chiara Dahlem hat die Zeche und das Ruhrgebiet einen ganz besonderen Charme: "Die Menschen sind sehr direkt und sehr herzlich," berichtet die Luxemburgerin. Sie ist fasziniert von dem Zusammenhalt der Bergleute und freut sich, der Geschichte des Bergbaus hier so nahe zu kommen. Für ihre Kunstinstallation setzte sie 1200 Origami-Kraniche an die Kleiderbügel in der Schwarzkaue, die früher als Umkleidebereich diente. Teilweise fand sie dort noch alte Schuhe und zurückgelassene Gegenstände der Bergleute.

Die Künstler Anna Hauke und Daniel Kireth aus Dortmund haben sich vorgenommen, einen Raum im Kauengebäude komplett zu entfremden und einen Kontrast zur grauen Kohle zu zeigen. Deshalb bemalten sie alles in dem Zimmer, inklusive Möbel und Fußboden in einem quietschigen Rosaton. Kaum vorstellbar, dass an dem pinken Schreibtisch vor 20 Jahren noch Mitarbeiter des Bergwerks gesessen haben.

Kunst in verlassener Ruine

Viele Teile der Zeche sind denkmalgeschützt, einige Gebäude außerhalb des Veranstaltungsgeländes sind sogar einsturzgefährdet.

Zu den Besuchern gehören viele Fotografen, die die Gelegenheit nutzen, einen sonst verschlossenen Ort der Industriekultur zu betreten. Auch ohne die Kunst gäbe es in dem "Lost Place" schon genug zu entdecken. In den Hallen sind noch Betriebsanweisungen und Sicherheitswesten zu finden, die an die Maloche von früher erinnern.

Noch bis 29. Mai hauchen die Künstlerinnen und Künstler dem Ort Leben ein, das hier schon lange nicht mehr stattgefunden hat. Tickets für das RUbug Festival für urbane Kunst in Gelsenkirchen und Herten können online bestellt werden.

Über dieses Thema haben wir am 20.05.2022 in der WDR Lokalzeit Rhein-Ruhr auf WDR2 berichtet.