Am Tag nach dem Brand unterscheidet sich das Mehrfamilienhaus im Essener Stadtteil Horst äußerlich nur durch eine Absperrung mit Flatterband von den Nachbarhäusern. Im ersten Stock klappt ein offen stehendes Fenster im Luftzug auf und zu.
Security passt auf
Ein Mitarbeiter einer Security-Firma steht vor dem Haus und passt auf, dass niemand hinein geht. Er zeigt auf das Kellerfenster, aus dem gestern Nachmittag lichterloh die Flammen geschlagen sind. Daneben liegt ein Haufen Spermüll.
Die knapp 120 Bewohner des Hauses sind überwiegend bei Freunden und Verwandten untergekommen. 45 von ihnen hat die Stadt Essen im ehemaligen Kloster Schuir untergebracht, das heute eine Unterkunft für Geflüchtete ist.
Jugendlicher Bewohner organisiert Feuerlöscher
Zu ihnen gehören die Geschwister Marian und Mohamad Silo. "Ich war total geschockt", sagt Mohamad. "Für mich war es das erste Mal, dass ich so nah an einem Feuer war. Und dann noch in dem Haus, in dem unsere Wohnung ist."
Er sei mit einem Kumpel zusammen gewesen, erzählt er weiter. Der habe auch die Feuerwehr angerufen. Er selbst habe einen Feuerlöscher organisiert und sei in den Keller runter. Wegen des dichten Rauchs sei ihm dabei schwindelig geworden.
"Packt schnell ein paar Sachen zusammen"
Seine Schwester Marian war in der Zeit mit den kleineren Geschwistern in der Wohnung im sechsten Stock gewesen. Weit weg vom Brandherd. "Ich habe mir eigentlich keine großen Sorgen gemacht", sagt die 16-Jährige.
Irgendwann habe ein Feuerwehrmann in der Wohnung gestanden und gesagt, dass sie raus müssten. "Packt schnell ein paar Sachen zusammen, die ihr dringend braucht", habe er gesagt.
Ankunft in der Notunterkunft
"Zwei Wochen oder so," habe die Feuerwehr gesagt. So lange könnten sie nicht zurück in die Wohnung. In der Unterkunft gefällt es den Geschwistern ganz gut. Es gibt ein Zimmer für Marian und ihre kleineren Geschwister, eines für die beiden älteren Brüder und eines für die Eltern.
Und sie haben alles dabei, was sie brauchen. Ein junger Mann, der am Mittag fragt, ob er ein paar Sachen aus seiner Wohnung holen darf, hat weniger Glück. Er möchte nicht fotografiert werden und auch nicht sagen, wie er heißt.
Wie geht es weiter und war es Brandstiftung?
Während seine Mitbewohner gestern Abend ein paar Sachen zusammenpacken konnten, war er auf der Arbeit. Die Nacht hat er bei einem Onkel verbracht. Jetzt möchte er gerne frische Sachen anziehen. "Ich kann doch nicht wochenlang in den gleichen Klamotten rumlaufen." Aber der Security-Mann ist unerbittlich.
Die Polizei hat mittlerweile mitgeteilt, dass sie wegen schwerer Brandstiftung ermittelt.
Unsere Quellen:
- Polizei Essen
- Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 17.12.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Ruhr und im Radio auf WDR 2.