Mit SUVs vorgefahren und leergeräumt: "Fair-Teiler"-Projekt gescheitert

Stand: 26.11.2024, 15:05 Uhr

Lebensmittel retten und Menschen damit helfen. So die Idee der "Fair-Teiler-Hütte" in Oer-Erkenschwick. Das Projekt ist jetzt gescheitert.

Von Martin Wilger

Im Fenster der Holzhütte hängt seit ein paar Tagen eine handgeschriebene Nachricht, gerichtet an all jene, die das Prinzip der Lebensmittelhütte nicht wirklich verstanden haben. Dort steht: "Die Fair-Teilerhütte schließt für immer! Es war mehr ein Nehmen als ein Geben.

Hütte teilweise geplündert

Zettel im Fenster der "Fair-Teiler-Hütte" | Bildquelle: WDR/Martin Wilger

Bis vor kurzem hatten hier Pfarrer Reinhard Vehring und seine ehrenamtlichen Helfer noch Lebensmittel gelagert. Zuerst nur das, was die Oer-Erkenschwicker aus ihren Küchen oder Gärten verschenkt haben, später kamen dann auch Lebensmittel von Supermärkten dazu.

Anfangs lief es gut. "Aber dann sind teilweise große SUVs vorgefahren, und die Leute haben dann die Hütte ratzekahl leergräumt, das hat sich schon wie Missbrauch angefühlt." erzählt Pfarrer Vehring.

Ansprache hat nichts gebracht

Pfarrer Reinhard Vehring (rechts im Bild) mit ehrenamtlichen Helfern | Bildquelle: WDR/Martin Wilger

Teilweise hat das der katholische Pfarrer selbst mitbekommen und diese Leute dann angesprochen. Doch das Ergebnis war ernüchternd. "'Wieso? ich darf das doch wenn ich will', hieß es dann, und dann wurde der Kofferraum zugeknallt und die sind einfach mit allen Lebensmitteln abgerauscht."

Immer weniger Lebensmittel wurden gebracht

Hinzu kam, dass auch immer weniger Lebensmittel angeliefert wurden. Nach jetzt vier Jahren haben die Ehrenamtlichen die Konsequenzen daraus gezogen und die Hütte dichtgemacht. Das fällt ihnen aber nicht leicht.

Albert Memering hat die Hütte mit aufgebaut. „Ich dachte, das Ding steht hier mindestens 20 Jahre. Wir haben sogar unsere Initialen hinten reingerizt." Und auch Gabi Noeke-Börth und Irene Rainertz sind enttäuscht. "Wir haben hier soviel Arbeit und Ideen reingesteckt. Dass es jetzt so endet, ist wirklich schade."

Projekt wurde gefördert

Es gibt jetzt noch ein weiteres Problem. Das Projekt der evangelischen und katholischen Gemeinde wurde durch die Caritas gefördert. Da es nach nur vier Jahren schon wieder eingestellt wird, kann es sein, dass die Ehrenamtler die Fördersumme auch noch zurückzahlen müssen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Interview mit Pfarrer Reinhard Vehring
  • Interview mit Ehrenamtlichen der Gemeinde

Über dieses Thema berichtet der WDR am 26.11.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit Dortmund.