Sie hat etwas Futuristisches, wie sie sich da so durch das Grün und übers Wasser schlängelt: An der Stadtgrenze zwischen Castrop-Rauxel und Recklinghausen wird am Montag der "Sprung über die Emscher" eingeweiht. Seit Montag, 15 Uhr dürfen Fußgänger die ersten Schritte wagen. Und eine weitere Gruppe dürfte sich über die Eröffnung des Brückenbauwerks freuen: Die Fahrradfahrer.
Für die soll die 415 Meter lange Brücke über Emscher und Rhein-Herne-Kanal eine wichtige Verbindung aus den städtischen Gebieten rein in den Natur- und Wasser-Erlebnis-Park "Emscherland" werden.
Fotomotiv der Zukunft
Die elegant geschwungene Zügelgurtbrücke wiegt 900 Tonnen, die man ihr durch ihren geschwungenen Lauf nicht ansieht. Die beiden Hauptfelder des Brückenbauwerks werden von einem 12 Meter hohen Pylon gestützt. Er ragt dreieckförmig in die Landschaft und darf, wenn es nach der Emschergenossenschaft geht, zukünftig gern zum Fotomotiv werden.
Doch auch bei der Überquerung gibt es einiges zu sehen: Zahlreiche Aussichtspunkte in die Auenlandschaft des Natur- und Wasser-Erlebnis-Parks säumen den Brückenlauf.
Die Verantwortlichen hoffen, so eine neue Landmarke gesetzt zu haben. Eine, die auch bei Touristen in der Region ein begehrtes Fotomotiv werden soll. Das hat im Ruhrgebiet schon mehrfach funktioniert - etwa mit dem Haldenkunstwerk "Tiger and Turtle" in Duisburg.
"Markante Landmarken sind eine gute Chance auf Aufmerksamkeit und sie können dabei helfen, ein Reiseziel bekannter zu machen", sagt Tonia Haag von Tourismus NRW. Immer mehr Menschen würden sogar bewusst auf Social Media-Plattformen nach neuen Reisezielen suchen. Ob das beim Emschersprung auch der Fall sein wird, bleibt aber erstmal abzuwarten.
Vom Abwasserkanal zur Auenlandschaft
Die Parkanlage an der Emscher ist 2023 größtenteils fertiggestellt worden. Früher floss dort der Suderwicher Bach als braune Abwasser-Brühe entlang, heute hat sich die Gegend zu einem Naherholungsgebiet entwickelt. Unweit der Brücke baut die Emschergenossenschaft sogar einen Weinberg.
Vor wenigen Jahrzehnten war das kaum vorstellbar: erst in den 1990er-Jahren hatte die Emschergenossenschaft mit den Planungen für die Neustrukturierung begonnen. Einer der wichtigsten Wendepunkte für die Umgebung: Der Bau eines unterirdischen Kanals, der die Emscher vom Abwasser befreite. Dieser Kanal liegt nun ebenfalls unter der Brücke, in rund 25 Metern Tiefe.
Heute gibt es dort viele Spazierwege, einen Spielplatz und Lebensraum für zahlreiche Tiere, die durch den "Sprung über die Emscher" jetzt besser erreichbar sein werden. Die neue Rad- und Fußbrücke verbindet die beiden Städte Recklinghausen und Castrop-Rauxel miteinander.
Bauministerin hebt Bedeutung für Region hervor
Die Brücke wurde aus dem Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus" mit acht Millionen Euro gefördert. Das sind zwei Drittel der Gesamtkosten. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) verpasste die eigentliche Eröffnung aufgrund eines Staus und kam kurze Zeit später an.
"Der Bund hat die Brücke gefördert, weil es ein nationales Projekt ist. Viele können jetzt hier wieder ans Wasser uns ans Ufer", so Ministerin Geywitz nach ihrer Ankunft. Der Emschersprung sei daher auch mehr als eine reine Querungshilfe, sondern wichtig für die Region.
Die ersten Anwohner nutzten die Gelegenheit und spazierten oder radelten direkt über die Brücke – trotz des leichten Regens, der pünktlich zur Eröffnung einsetzte.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Interview Bauministerin Klara Geywitz (SPD)
- Emschergenossenschaft