Seit Donnerstagabend ist die Bochumer Innenstadt nicht wiederzuerkennen. Mehrere große Bühnen sind in der Stadt rund um das Bermuda-Dreieck aufgebaut. Die Straßen sind voller Menschen, die von Bühne zu Bühne schlendern oder sich an den zahlreichen Buden mit Getränken und Essen versorgen. Ein anderes Bild am Sonntag - die Straßen sind fast leer.
Am Nachmittag regnet es in Strömen, die Straßen stehen teilweise unter Wasser. Die Festivalfans, die da sind, stellen sich an Bierwagen unter oder setzen sich in Restaurants und Kneipen. Die Technik der Bühne muss heruntergefahren werden. Ab 17 Uhr konnten die Bands nicht mehr auf den Bühnen spielen.
Unter anderem die Konzerte von Konzerte von Power Plush, The Drug und Engin mussten abgesagt werden. Fatma Ikbal Kiran ist extra für Engin aus Weimar angereist - über fünf Stunden lang. Aber sie nimmt es mit Humor: "Alles ist gut gelaufen, ich wusste, irgendwas muss schief gehen". Sie kann die Band heute nicht mehr in Bochum live sehen.
Aber es gibt Trost. Denn die Veranstalter haben am Sonntagabend mitgeteilt, dass die Bands ab 19.30 Uhr wieder auftreten können. Viele Festivalbesucherinnen und -besucher sind für den Headliner Ski Aggu nach Bochum gekommen und erleichert. Auch Sängerin Loi kann wie geplant auftreten.
Über eine halbe Million bei Bochum Total
An den vier Festivaltagen waren 600.000 Menschen bei Bochum Total. Schon am Samstag wurde die Besucherzahl von 2022 übertroffen. Auch am Sonntag wurden wieder Hunderttausende Menschen erwartet. Durch das Unwetter waren nun 70.000 Besucherinnen und Besucher da - weniger als erwartet.
Die Veranstalter sind aber froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist und wenigstens die Konzerte am Abend stattfinden konnten - wieder bei Sonnenschein und blauem Himmel. Schon die Hitze hat die Besucherinnen und Besucher nicht davon abgehalten, ausgelassen zu feiern.
Hitze, friedliche Festival-Fans
Wegen der heißen Temperaturen wurde an den Bühnen Wasser verteilt. Aber es gab auch genügend Möglichkeiten, Getränke zu kaufen oder sich selbst mitzubringen - nur Glasflaschen waren verboten. Das hat die Verletzungsgefahr deutlich verringert, sagen die Rettungskräfte.
Insgesamt war das Festival aus Sicht der Polizei friedlich. Es gab keine größeren Einsätze, Schlägereien oder Auseinandersetzungen. Die Papierarmbänder gegen K.O.-Tropfen wurden kostenlos am Infostand verteilt.
Ein paar Leute haben die Bändchen auch benutzt, einfach fürs Gefühl. Veranstalter Marcus Gloria findet die Bändchen sinnvoll: "Das Wichtigste daran ist die Awareness, dass man sich klar darüber ist, sowas kann passieren. Das Bändchen ist nicht der ultimative Schutz, aber wenn es ein einziges Mädel geschafft hat, dadurch etwas abzuwenden: Bingo".
Wie ein Klassentreffen
An den vier Tagen haben mehr als 60 Rock- und Punkbands, Singer-Songwriter und Pop-Acts gespielt. Zum Beispiel Riku Rajamaa, Rantanplan, das Lumpenpack oder Gregor Hägele, der Herbert Grönemeyers "Bochum" gecovert hat. Auch für Newcomer ist das Festival ein Sprungbrett und eine große Chance. Hier haben schon Wir sind Helden, Alice Merton oder Amilli gespielt.
Bochum Total ist für viele das Highlight im Jahr, vor allem für Bochumerinnen und Bochumer. Für viele läutet das Festival die Ferienzeit ein. Manche nehmen sich sogar Urlaub, um ab Donnerstag das kostenlose Stadtfest zu feiern. Es geht nicht nur um die Musik, sondern um das Drumherum, sagen die Besucherinnen und -besucher.
Tradition: Über 35 Jahre Bochum Total
Seit 1986, also 37 Jahren, gibt es das Festival schon. Angefangen hat alles ganz klein und beschaulich, ohne Bühne an einem Brunnen im Kneipenviertel Bermuda-Dreieck. Daran erinnert sich auch Festivalbesucherin Dodo. Sie versucht jedes Jahr dabei zu sein: "Das ist ein tolles Festival mit Bands aus der Gegend, aber auch bekannten Acts. Es ist eine schöne Mischung für jüngere, ältere, es ist für jeden etwas dabei. Das ist ein Treffpunkt".
Marcus Gloria veranstaltet das Festival seit Anfang an. An den vier Tagen sieht man ihn oft durch die Stadt laufen, er hat alles im Blick: "Das kennt ja jeder, der schon einmal eine Party zu Hause veranstaltet hat. Da bereitet man alles vor und wenn es soweit ist, sieht man Leute, die eine gute Zeit und Spaß haben. Das ist toll".
Über dieses Thema haben wir bei 1LIVE, WDR2 POP und den Hörfunknachrichten berichtet.