Mehr als 500 Schausteller, 50 Fahr- und Laufgeschäfte, unzählige Buden mit Leckereien: Die Cranger Kirmes in Herne ist heute zum 540. Mal gestartet. Das größte Volksfest in Nordrhein-Westfalen soll wieder mehrere Millionen Besucher ins Ruhrgebiet locken. Für die Kommune sei das Fest ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor, sagt Lukas Melzer von der Freizeit- und Tourismusberatung ift in Köln im WDR-Gespräch.
WDR: Herr Melzer, was bringt die Cranger Kirmes konkret der Stadt Herne?
Lukas Melzer: Wir reden über große Zahlen, gerade was das Thema Arbeitsplätze angeht. Wir gehen davon aus, dass mit jeweils 7.500 Besuchern ein Arbeitsplatz vor Ort geschaffen wird. Wenn wir davon ausgehen, dass Crange wieder rund vier Millionen Besucher haben wird, reden wir über mehr als 500 Arbeitsplätze, die zusätzlich in Herne und Umgebung geschaffen werden.
WDR: Aber am 11. August ist Feierabend auf der Kirmes. Was kommt dann?
Melzer: Dann geht es um die rein ökonomischen Effekte. Was geben die Besucher vor Ort denn auch in den Betrieben aus? Was bleibt vor Ort hängen? Und das sind bei allen Volksfesten in Deutschland über drei Milliarden Euro jedes Jahr, die in die Kommunen fließen. Davon profitieren ja letztlich nicht nur die Schausteller, sondern natürlich auch das ganze Drumherum. Ob es jetzt die lokalen Händler, ob es die Bäckereien, ob es die Landwirte sind, ob es die Hoteliers sind.
WDR: Die Kirmes selbst ist doch ein eher prekärer Arbeitsmarkt, oder?
Melzer: Sicherlich ist es ein Bereich, wo oft nur Mindestlohn gezahlt wird. Aber wir reden hier trotzdem über rund 30.000 Arbeitsplätze, die temporär geschaffen werden. Und hinzu kommen die Aushilfen und Festangestellten bei den Schaustellerbetrieben.
WDR: Lösen irgendwann Freizeitparks mobile Kirmes-Angebote ab?
Melzer: Wir hatten im letzten Jahr ein Rekordjahr mit fast 200 Millionen Besuchen auf den deutschen Volksfesten. Das sind natürlich Werte, die auch die Schausteller und Volksfeste darin bestätigen, dass sie sich auf dem richtigen Weg befinden.
Das Interview führte Uwe Schulz.
Für die Online-Version wurde das Interview stark gekürzt und sprachlich bearbeitet.
Über dieses Thema berichtet der WDR am Donnerstag auch im Fernsehen, zum Beispiel ab 18.45 Uhr in der "Aktuellen Stunde".
Unsere Quellen
- Interview mit Lukas Melzer im WDR-"Morgenecho"