Der Hüter des Atomschutzbunkers in Bottrop

Stand: 27.04.2023, 06:00 Uhr

Markus Urbaneck ist der Hüter des einzigen Atomschutzbunkers in Bottrop. Er kümmert sich seit sechs Jahren um den Bunker. Er liegt mitten in der Stadt. Ganz tief.

Von Marcus Böhm

Markus Urbaneck ist hauptberuflich Feuerwehrmann und nebenbei der Hüter des einzigen Bottroper Atombunkers. Mitten in der Innenstadt liegt dieser Bunker - unterhalb eines Parkhauses - rund zehn Meter unter der Erde.

Einmal in der Woche schaut der Feuerwehrmann dort nach dem Rechten. Er hat vor allem mit Vandalismus durch sogenannte Lost Placer zu kämpfen.

Hotspot für Lost Placer

Hotspot für Lost Placer: Alte Waren aus den 1960er Jahren | Bildquelle: WDR

Der Bunker ist für Lost Placer interessant. Das zeigt sich an vielen Stellen im Bunker. Liegen, Holzstühle, Pläne, Schreibmaschinen, Toiletten, Duschvorhänge, Gegensprechanlagen, Telefone: alles Originale aus den 60er-Jahren.

"Sogenannte Lost Placer brechen immer wieder in den Bunker ein und sorgen für teilweise nicht unerhebliche Schäden", so Markus Urbaneck. "Deren Hobby ist es, verlassene und leerstehende Gebäude zu besuchen und darüber im Netz zu berichten."

Eine wahre Zeitreise bietet ein Blick in den Lagerraum. Hier finden sich neben hunderten Rollen Toilettenpapier und Seife aus den 60ern auch alte Melitta-Kaffeekannen, Pakete mit Stramplern, Babytöpfchen, Penaten-Creme und Sicherheitsnadeln.

Ein Relikt aus den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts

Toilettenanlage für 1250 Menschen | Bildquelle: WDR

Gebaut wurde der Bunker im Kalten Krieg des vorigen Jahrhunderts. Geplant war es, dort im Ernstfall 1.250 Menschen für 30 Tage unterzubringen und zu versorgen. Die dicken hydraulischen Schleusentüren hielten wahrscheinlich auch heute noch konventionelle Waffen aus. Der Beton sei immer noch dicht. "Die Ausstattung, Technik und Zuwege stammen alle aus den 60er Jahren und würden heute keiner Überprüfung mehr standhalten", sagt Urbaneck.

"Wer möchte sich hier unten heute noch reinsetzen?" fragt sich der 55-Jährige. Für ihn persönlich ist es ganz klar, dass er sich weder damals noch heute im Falle eines Atomangriffes nicht in diesen Bunker geflüchtet hätte bzw. flüchten würde. "Ich würde mich in meinen Garten setzen, die letzten Stunden genießen und aufs Ende warten."

Die Zukunft des Bunker ist ungewiss

"Wie lange es den Bunker unter der Innenstadt von Bottrop noch geben werde, sei ungewiss", sagt Urbaneck. "Er ist noch da, weil er auf städtischem Gelände liegt, außer Stromgebühren nichts kostet und ein Rückbau ziemlich teuer wäre. Zudem müsste der Bunker vorher entwidmet werden." Das ist noch nicht geschehen.

Über dieses Thema hat der WDR auch im Fernsehen in der Lokalzeit Essen am 26.04.2023 um 19:30 Uhr berichtet.