Waldführer Thomas Springer ist entsetzt. Zusammen mit anderen Baumschützern betrachtet er den gesunden Bergahorn. Schon bald soll das etwa 80 Jahre alte Gewächs der Kettensäge zum Opfer fallen. "Das sind tolle Bäume, die sind über Jahrzehnte gewachsen, das tut mir tatsächlich in der Seele weh", so Springer.
Baumpfleger kritisiert Fällung
Ein Stück weiter steht eine etwa 26 Meter hohe serbische Fichte. Auch sie wirkt kerngesund und ist auf der Streichliste der Stadt von insgesamt 109 Bäumen. Peter van der Zwaag ist Baumpfleger und wehrt sich gegen die Planung der Stadt.
Er hatte etwa 50 gesunde Pflanzen vor ein paar Tagen mit Flatterband markiert. "Bäume, die unserem Klima aktuell noch helfen und noch die immense Blattmasse haben und kerngesund sind, sollte man doch erhalten", ist sein Argument.
Stadt will klimaresistenten Park
Die Stadt hält dagegen: Sie will etwa 100 Bäume fällen und dafür 100 neue pflanzen. Denn der denkmalgeschützte, fast 200 Jahre alten Park soll erhalten und fit für den Klimawandel gemacht werden. Die Verwaltung plant deshalb auch gesunde Bäume zu fällen, die auf Dauer nicht klimaresistent sind.
"Wir sehen uns in der Pflicht, den Park dafür vorzubereiten, dass die Moerser Bürgerschaft und auch alle anderen Besucher langfristig und zukünftig diesen schönen Park erleben dürfen", sagt Oliver Makrilik vom Fachdienst Freiraum- und Umweltplanung.
Rat mehrheitlich für die Fällung
Die Kritiker finden das fragwürdig. Warum gesunde Bäume fällen, wenn sie jetzt noch viel klimaschädliches CO2 speichern können? Bis 2100 würden ohnehin dutzende vulnerable Bäume wegfallen: "Da kann man nicht einen gesunden Baum fällen, wenn er erst in Jahrzehnten wegfällt, das ist nicht nachvollziehbar", wehrt sich Peter Bolschheidgen vom Grafschafter Museums- und Geschichtsverein.
Die Stadt argumentiert, die Bäume jetzt zu fällen sei langfristig wirtschaftlicher. Der Rat ist mehrheitlich für das neue Gestaltungskonzept. "Wir waren in verschiedenen Ausschüssen der Stadt, wo wir die Politik erst aufgeklärt haben, dann auch überzeugt haben", so Oliver Makrilik.
Prominenter Förster kritisiert Stadt
Trotzdem wollen die Baumschützer und Gegner noch nicht aufgeben und weiterkämpfen. Rückenwind bekommen sie von dem bekannten Förster und Buchautor Peter Wohlleben.
Er hat sich in einem Video kritisch zu den Plänen der Stadt geäußert: "Heimische Baumarten passen sich an, da gibt es eine Reihe von Studien, die das belegen. Also alte Bäume sind unersetzlich."
Gegner starten Online-Petition
Die Baumschützer hoffen immer noch, dass sie die Fällung gesunder Bäume verhindern können. Über zweitausend Unterschriften haben sie bei einer Online-Petition gesammelt. "Meine Hoffnung stirbt nicht, ich bin ganz guter Dinge, dass da die Vernunft gewinnt", sagt Waldführer Thomas Springer und guckt voller Sorge in den Baumwipfel des Bergahorns.
Doch die politische Entscheidung ist gefallen. Bis Januar bleibt nicht mehr viel Zeit - dann beginnt die Stadt, die Bäume zu fällen.
Unsere Quellen:
- Stadt Moers
- WDR-Reporterin vor Ort