Wuppertaler Rosensonntagszug - nur noch eine Erinnerung?

Stand: 26.10.2023, 17:53 Uhr

Die Wuppertaler Jecken müssen das fünfte Mal in Folge auf den Rosensonntagszug verzichten. Trotzdem wird Karnevalspräsident Wilfried Michaelis die Hoffnung für ein lautes "Wuppdika" nicht aufgeben.

Von Antonia Rüller

Wilfried Michaelis ist aufgeregt. Es sind noch knapp zwei Wochen bis am 11.11., die für ihn wichtigste Zeit des Jahres beginnt: Die neue Karnevalssession. Der Wuppertaler Karnevalspräsident steckt seit Monaten in den Vorbereitungen. Und trotz aller Mühe muss er auch dieses Mal den Rosensonntagszug in Wuppertal absagen.

"Das ist die Hölle, kann man nicht anders sagen. Ich mache Karneval mit Herzblut, aber wie wir es drehen und wenden - wir kriegen das nicht gestemmt." Winfried Michaelis, Präsident Carnevals Comitee e.V.

"Ich habe bis zuletzt gehofft, dass wir noch irgendeine Spende bekommen. Deswegen habe ich die Absage so spät verkündet. Das ist mir nicht leicht gefallen. Aber jetzt ist leider nichts mehr zu machen", erzählt der Karnevalspräsident.

"Solange die Stadt Wuppertal arm ist, bleiben die Leute auch arm"

Es scheitert an knapp 6.000 Euro für die Prunkwagen, Wurfmaterial und Kostüme. Vor einigen Jahren wurde das Geld noch im Sitzungskarneval oder Sommerfesten eingenommen. Von den Einnahmen hatte das Carneval Comitee Wuppertal mit den 14 Vereinen immer einen Rosensonntagszug finanziert. Aktuell fehlt ihnen aber allein schon das Geld, um den Saal für den Sitzungskarneval zu mieten. "Ein Teufelskreis!", sagt der Präsident.

Bis zu 100.000 Menschen kamen einst zum Wuppertaler Tulpenzug. Das letzte Mal stand 2019 alles parat: der Zug, die Musiker, die Kamelle. Aber wegen eines Sturmes musste der Zug kurzfristig abgesagt werden. Der erste große Verlust. Darauf folgten zwei Jahre Pandemie. "Unsere alten Sponsoren gibt es nicht mehr. Die haben zum Teil selbst dicht gemacht. Und solange die Stadt Wuppertal arm ist, sind die Leute auch arm", zuckt Wilfried Michaelis die Schultern.

Ersatzveranstaltung: Karnevalsfest am Platz

Die Köpfe hängen lassen, wollen die Wuppertaler Jecken aber trotzdem nicht. Denn schließlich bedeute Karneval auch Lebensfreude für jedermann und auch wenn es mal nicht so rund läuft.

"An Karneval ist alles egal. Da schunkelt der Geschäftsführer neben dem Arbeitslosen und die Jugend mit den Alten, Arm im Arm. Das ist gelebte Solidarität - mit Narrenkappe." Winfried Michaelis, Präsident Carnevals Comitee e.V.
Karnevalsparty vor dem Barmer Rathauses | Bildquelle: WDR

Damit das trotzdem möglich ist, soll es statt einem Rosensonntagszug ein kostenloses Karnevalsfest geben. Mit einer großen Bühne und viel Programm für alle Wuppertaler, wird am 19. Februar 2024 trotzdem gefeiert.

Und trotz aller Rückschläge schaut Wilfried Michaelis voller Hoffnung auf die Session danach: "Nächstes Jahr werden die Karten neu gemischt. Ich würde mir so wünschen, nochmal bei blauem Himmel so einen Zug anzuführen und Wuppdika zu rufen!"