Wuppertaler Forscher warnt: Streaming ist Energiefresser

Stand: 21.11.2022, 17:05 Uhr

Eine Stunde streamen verbraucht so viel Strom wie eine Straßenlaterne die ganze Nacht brennen zu lassen – sagt Prof. Markus Zdrallek von der Uni Wuppertal. Derzeit arbeitet der Wissenschaftler an Notfallplänen für einen möglichen Blackout.

Advent, Advent – die Städte fahren die Straßenbeleuchtung und die Weihnachtsbeleuchtung herunter, um Strom zu sparen. Dabei macht sich kaum jemand Gedanken darüber, dass jeder gestreamte Film, jede verschickte WhatsApp Unmengen an Energie verbraucht, so Prof. Zdrallek.

Jede eingesparte Kilowattstunde ist gut

Deshalb sei es ist richtig, dass die Städte Energiesparmaßnahmen ergreifen. Aber jeder müsse sich auch an die eigene Nase packen. Denn hinter jedem Click im Internet stehen Riesen-Rechenzentren. Die Rechenzentren für Google und Co hierzulande verbrauchen zehnmal so viel Energie wie die Stadt Wuppertal insgesamt, so eine aktuelle Untersuchung.

Nicht jedes Katzenvideo hochladen

Prof. Markus Zdrallek | Bildquelle: WDR

Die Digitalisierung lässt sich nicht zurückdrehen, sagt Prof. Zdrallek, sie spare ja auch an anderer Stelle Ressourcen. Aber - wie überall im Leben – helfe Enthaltsamkeit. Da könne man wirklich überlegen, ob man dreimal am Tag seinen Namen googeln muss oder ob einmal die die Woche auch reicht. Mediatheken sind sehr beliebt – aber analoges Fernsehen spart Energie.
"Jedes Katzenvideo, was ich auf WhatsApp verschicke, sorgt dafür, dass in einem Rechenzentrum Speicheraktionen ausgelöst werden, Server in Bewegung gesetzt werden, die wieder gekühlt werden", so Zdrallek. Jeder könne also zum Sparen beitragen, wenn nicht jedes unnötige Video hochgeladen werde.

Blackout: ganze Städte werden vom Netz genommen

Wenn Kraftwerke nicht mehr genug Leistung erbringen können, dann werden europaweit ganze Städte vom Netz genommen, damit nicht komplett alles zusammenbricht. Ein umsichtiger Umgang mit dem Energieverbrauch trägt nach Ansicht des Experten dazu bei, ein solchen Szenario zu verhindern. Das fange beim Heizen an und ende bei einer einfach WhatsApp.

Energiewende muss geschafft werden

Tablet mit Streaming-Angeboten | Bildquelle: WDR

Nicht nur der große Stromverbrauch der Rechenzentren ist ein Problem, sondern auch der CO2 Ausstoß. Eine Stunde Streaming verursacht etwa 100 bis 175 Gramm Kohlendioxid, ähnlich wie ein Kleinwagen bei einem Kilometer Autofahrt.

"Wir müssen unseren Stromverbrauch regenerativ und CO²-neutral aufstellen, da sind wir schon auf einem guten Weg, aber wir müssen das zu 100 Prozent schaffen. Und da liegt noch ein Marathon vor uns", erklärt Prof. Zrdallek. Bis dahin sei es auch beim Umgang mit dem Digitalen sinnvoll, da zu sparen, wo es möglich sei.